So wollen Polizeichefs Einbrecherbanden stoppen

Die Einbruchszahlen sind wieder gestiegen. Jetzt wollen die Polizeichefs von Bayern, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Österreich gemeinsam gegen international agierende Banden kämpfen.
von  Nina Job

München - Im Wohnzimmer hinter dem gerahmten Bild, wo der Tresor eingebaut war, klafft nur noch ein Loch in der Wand. Die Schubladen und Schränke sind durchwühlt. Der Familienschmuck, die Münzsammlung und die kostbare Uhr vom Vater sind weg. Wer nach Hause kommt und solch ein Bild der Verwüstung vorfindet, empfindet neben dem Verlust oft auch Furcht, in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein.

Nur 15 Prozent aller Wohnungseinbrüche werden aufgeklärt
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder bundesweit gestiegen. In Bayern um satte 28,6 Prozent, wie Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer gestern nach einer Expertentagung zur Bekämpfung von Einbrüchen berichtete. 8210 Fälle dokumentierte die Polizei 2014 in Bayern. Die Aufklärungsrate ist erschreckend niedrig: Sie liegt bei 15 Prozent. Dabei konnte die Polizei im vergangenen Jahr eine Bande zerschlagen, die innerhalb von zehn Jahren in mehr als 200 Häuser und Wohnungen eingestiegen war und 2,4 Millionen Euro Beute gemacht hatte. Zu der deutsch-serbischen Tätergruppe gehörte auch eine Mitarbeiterim im Finanzamt in Ingolstadt. Zudem waren ein Kommissar und eine Anwältin aus München verstrickt (AZ berichtete).

Diese Woche trafen sich die Polizeichefs von Bayern, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Österreich in München, um Strategien für einen gemeinsamen Kampf gegen international agierende Einbrecherbanden zu entwickeln. Auch Beamte des BKA, LKA und von Europol nahmen teil. „Mindestens die Hälfte aller Täter reist gezielt zum Einbrechen aus anderen Ländern an“, erläuterte Kriminaldirektor Hermann Utz, Chef der Münchner Kriminalpolizei.

So wollen die Polizeichefs die Banden stoppen:
Die Ermittler aus den verschiedenen Ländern wollen sich ab sofort über gefasste Täter und Verdächtige austauschen. Dafür sollen zurückliegende Fälle ausgewertet und laufende Verfahren analysiert werden. Denn Einbrecher sind in der Regel Serientäter.

Die Erkenntnisse über Reisewege der Banden sollen gesammelt und analysiert werden, um länderübergreifende Lagebilder zu gewinnen.

In Bayern sollen Polizisten zudem mehr Streife fahren und kontrollieren. Die Bevölkerung soll weiter sensibilisiert werden. Polizeichef Schmidbauer appelliert: „Bitte melden Sie verdächtige Wahrnehmungen sofort der Polizei!“

Auf politischer Ebene forciert Bayern die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs durch die Forderung nach härteren Strafen und einer Gesetzesänderung, die das Abhören von Verdächtigen ermöglicht. So sollen Wohungseinbrüche künftig nicht mehr als minder schwere Fälle geahndet werden können, der Strafrahmen bei schwerem Bandendiebstahl soll von derzeit 6 Monaten bis fünf Jahre auf ein Jahr bis zehn Jahre erhöht werden.

Ein Täter gab der Polizei Insider-Tipps
Beim Kampf gegen die Banden hilft der Polizei, dass erst vor Kurzem ein Täter bei der Münchner Polizei auspackte. Er verriet den Fahndern, wie die Einbrecher vermeiden in Kontrollen zu geraten. So nutzen sie Zeiten, in denen Polizisten an anderen Orten im Einsatz sind oder wenn sie Schichtwechsel haben. Die Täter nutzen verstärkt Mietwagen oder flüchten auch mit Nahverkehrsmitteln oder im Taxi, um unauffällig zu verschwinden. Der erwischte Einbrecher berichtete auch, wo die Täter ihre Beute verschwinden lassen, damit sie nicht gefunden wird. Und die Täter haben sogar erfolgreiche Strategien entwickelt, wie sie Polizeihubschrauber austricksen, um nicht gefasst zu werden. Diese Tricks kennen die Fahnder nach dem umfassenden Geständnis nun allerdings auch.

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