So wird das Wetter der Zukunft

Elementarschäden durch Hochwasser, Sturm, Schnee und Starkregen nehmen dramatisch zu. Der Klimawandel kostet München und Bayern in den nächsten 40 Jahren 122 Milliarden Euro.
München - Heftige Stürme, mehr Hochwasser, mehr Starkregen – die Klima-Zukunft der Münchner Region sieht nicht gut aus. Von einer Klimakatastrophe mag Fernseh-Meteorologe Sven Plöger trotzdem nicht reden. „Zu negativ“, findet der Buchautor („Gute Aussichten für morgen“).
Aber dass etwas getan werden muss, darin war sich der Moderator des Klima- Symposiums der Versicherungskammer Bayern mit Bayerns Umweltminister Markus Söder einig. „Wenn nichts getan wird, muss Bayern bis 2050 rund 122 Milliarden Euro für Folgen des Klimawandels zahlen“, rechnete der Minister vor. Der Freistaat will dafür unter anderem die Klima-Forschung ankurbeln.
Je wärmer das globale Klima, desto mehr Meerwasser steigt auf und wandert als Wolke übers Land. Vor allem die Winter werden in Bayern feuchter und wärmer. Um bis zu 35 Prozent soll die Niederschlagsmenge in Südbayern zunehmen – so ein Bericht des Bayerischen Umweltministeriums, der sich mit dem Zeitraum ab 2021 beschäftigt.
Die Zahl der Tage mit großen Niederschlagsmengen und der Gefahr der Überschwemmung wird zunehmen. Und zwar drastisch. So soll sich die Zahl der Wintertage mit Starkregen im südlichen Münchner Umland verdoppeln. Dazu kommt, dass durch die zu erwartenden größeren Temperaturschwankungen der vorher gefallene Schnee schneller schmilzt und das Schmelzwasser die Pegel zusätzlich steigen lässt. Zudem soll es im Winter häufiger „Westwetterlagen“ geben. Diese bringen viel Wasser und damit Hochwassergefahr mit sich.
Der Treibhauseffekt wird in Verbindung mit natürlichen Effekten dafür sorgen, dass die Temperaturen im 21. Jahrhundert ansteigen – wenn nichts dagegen unternommen wird. Den Temperaturanstieg für Bayern schätzt der TV-Meteorologe Sven Plöger auf 1,5 bis 2 Grad bis zum Jahr 2050.
„Bis zum Ende des Jahrhunderts werden es 2,5 bis 3,5 Grad.“ Vor allem Dezember – von bisher 2 auf 6 Grad durchschnittliche Höchsttemperatur) und Januar (von 1 auf 5 Grad) werden deutlich wärmer. Dass die Temperaturen steigen, ist erdgeschichtlich nicht ungewöhnlich. Der schnelle Anstieg aber überführt den Menschen als Verursacher. Plöger: „Seit der letzten Eiszeit sind die Temperaturen um vier Grad gestiegen. Aber seit damals sind 11 000 Jahre vergangen.“
Der Orkan Kyrill lässt grüßen: Klimaszenarien – gerade für einzelne Regionen – sind schwierig, da die Erde ein sehr komplexes System ist. Doch Tendenzen lassen sich ablesen: Eine davon ist, dass es in München und Südbayern vielleicht nicht mehr, dafür aber viel heftigere Stürme geben wird. Der Grund ist die Abschwächung der nordatlantischen Oszillation, einer für das europäische Klima sehr wichtigen Kopplung von Ozean und Atmosphäre, erklärt Sven Plöger.
Islandtief und Azorenhoch sind Begriffe, die öfter bei Wettervorhersagen fallen. Fällt der Luftdruckunterschied zwischen diesen beiden Wetterphänomenen hoch aus, wird unser Klima maritim beeinflusst. Die Tendenz, gemessen im so genannten NASO-Index, ist seit 2004 negativ. Das heißt, unser Wetter wird immer kontinentaler geprägt. Die Folgen sind erheblich größere Temperaturunterschiede über dem Festland. Es bauen sich Gewittergüsse auf, die oft von Hagel und lokalen Sturmböen begleitet werden.