So will die Stadt den Kita-Mangel beheben
München - Die Stadt wächst – und mit ihr natürlich auch die Zahl der Kinder: Gut 86 000 Jungbürger bis zu sechs Jahren waren vergangenes Jahr in München gemeldet. Die Spitze ist damit aber noch lange nicht erreicht. Prognosen zufolge sollen es 2020 bereits fast 94 000 sein.
Um dem Babyboom gerecht zu werden – seit 2013/14 gibt es schließlich einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz – zieht die Stadt eine Kita nach der anderen hoch. Bis Jahresende sollen 29 neue Kindertagsstätten fertig werden. Kommendes Jahr sollen dann noch einmal 31 weitere Einrichtungen dazukommen. „Wir bauen wie ein Weltmeister“, sagt Sozialbürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Allerdings: Mit Beton alleine lässt sich das Problem nicht lösen. Denn nach wie vor fehlt es der Stadt an Personal.
Aktuell sind 204 Erzieher-Stellen unbesetzt
Die Kitas versuchen, diesen Personalmangel abzufangen, indem sie von besser besetzten Nachbareinrichtungen Leute abziehen, Springer einsetzen oder die Öffnungszeiten reduzieren. An den Randzeiten in den Morgenstunden und am frühen Abend müssen auch mal Praktikanten und 450-Euro-Kräfte alleine auf die Kinder aufpassen. „So versuchen wir, über die Runden zu kommen“, sagt Susanne Herrmann, Leiterin der Abteilung Kita im Bildungsreferat.
Um Erzieherinnen nach München zu locken, hat sich das Bildungsreferat einiges einfallen lassen. Zum einen ist da der finanzielle Aspekt: Mit München-Zulage und Extra-Bonus verdienen Berufseinsteiger in den städtischen Kitas mittlerweile immerhin 3088,24 Euro. Das Geld ist aber nur ein Ansatz.
Seit dem Sommer 2013 unterhält die Stadt eine Kooperation mit der Universitat Autonoma in Barcelona. Seitdem konnten 25 spanische Pädagogen in München eingestellt werden. Und weil das Programm so gut läuft, hat die Stadt ihre Fühler inzwischen auch nach Frankreich, Schottland und England ausgestreckt.
Um die 350 zusätzliche Erziehungskräfte könnte die Stadt schon noch brauchen, schätzt Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD). Die müssen aber natürlich nicht alle aus dem Ausland kommen. Das Bildungsreferat hat deshalb eine großangelegte Imagekampagne gestartet.
Die Stadt investiert 300 Millionen Euro in die Erhöhung des Versorgungsgrads
Neben Auftritten bei Online-Portalen wie Facebook, Twitter und Instagram gehört auch das Verschenken kleiner Werbe-Artikel zur Strategie. So sollen unter anderem auch Sattelschoner mit Behörden-Logo verteilt werden. Dass die einem gerne mal vom Radl geklaut werden, ist dabei Teil des Plans. „Dann verbreitet sich die Kontaktnummer gleich schneller“, freut sich Zurek.
Der Versorgungsgrad bei den 1-3-Jährigen liegt aktuell bei 64 Prozent. Um diesen zu erhöhen, hat die Stadt 2015 ein 300-Millionen-Euro-Paket geschnürt. Mit diesem Geld soll bis 2019 der Kita-Bau weiter vorangetrieben werden. Dazu kommen knapp hundert Millionen zur Förderung von Einrichtungen nicht-städtischer Träger.
„Wir bauen so lange, bis der Bedarf gedeckt ist“, sagt Bürgermeisterin Strobl. Dabei werden sich allerdings nicht für jedes Stadtviertel gleiche Bedingungen herstellen lassen. Während der Versorgungsgrad in Trudering zum Beispiel schon bei 72 Prozent liegt, dümpelt Schwabing-West bei 34 Prozent herum. Dort ist eben kaum mehr Platz, das Viertel ziemlich zugebaut. Da kann man Bau-Weltmeister sein, wie man will.