So warb man in München vor einem Jahrhundert

In einem geheimen Sendlinger Keller hütet die Werbefirma Ströer Papierschätze, die einst die Litfaßsäulen zierten. Die AZ zeigt die schönsten Archivstücke.
München - Die Adresse kennen nur ein paar wenige Eingeweihte, denn was in dem geheimen Keller tief im Sendlinger Untergrund lagert, ist ein besonderer Münchner Schatz.
Mehr als 50.000 Reklameplakate aus vergangenen Jahrzehnten
Weit mehr als 50.000 Reklameplakate, die in vergangenen Jahrzehnten Münchens Litfaßsäulen zierten, lagern dort in Metallschränken und Rollen – geschützt vor Licht und unsachgerechtem Zugriff. Die ältesten Exemplare sind 130 Jahre alt, viele sind von Künstlern gestaltet worden, die zwischendrin auch mal in der Werbung ihr Geld verdient haben.
Grafiker Ludwig Hohlwein gehört dazu, der "Simplicissimus"-Zeichner Olaf Gulbransson, die Maler Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky und Bildhauer Franz von Stuck. Das wertvollste Stück, ein Kandinsky-Plakat, hat einen Sammlerwert von etwa 80.000 Euro. Der Werbevermarkter Ströer hat das Archiv vor Jahren von der "Deutschen Städtereklame" übernommen.
130 Jahre Münchner Werbegeschichte
Herr über den Plakatschatz ist seit über 40 Jahren der ehrenamtliche Archivar (und Künstler) Hubert Franz Schweitzer (71). Er hat die Papierbögen nach Jahreszahlen und Themen geordnet: Ausflugtipp-Plakate und Politpropaganda, Film, Theater, Sportveranstaltungen, Reklame für Fahrräder, Bier, Mode, Waschmittel, Parfüm und Gänseleberpastete – alles aus 130 Jahren, das die Münchner auf der Straße inspirieren, bewegen oder erregen sollte.
Noch immer übrigens sammelt Schweitzer, der seine Schätze nur mit weißen Handschuhen anfasst, weiter. So sind die aktuellsten Stücke der Sammlung aus diesem Jahr.
Die AZ stellt in loser Folge die schönsten Plakatexemplare exklusiv vor.
Sehen Sie eine Auswahl der Werbeplakte in unserer Bildergalerie (oben).