„So viel Euphorie ist mittlerweile selten“

Premiere auf dem Gelände der Bayernkaserne: In der „Lernwerkstatt Halle 36“ sammeln junge Asylbewerber erste Erfahrungen in Handwerksberufen.
Natalie Kettinger |
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Hochkonzentriert: Meister Wilhelm Thalmayer (66,r.) zeigt Basasay Dibasey (29, M.) aus Sierra Leone und Gawiara Barama (30) aus dem Senegal, wie man ein Gewinde in ein Rohr schneidet.
Petra Schramek 5 Hochkonzentriert: Meister Wilhelm Thalmayer (66,r.) zeigt Basasay Dibasey (29, M.) aus Sierra Leone und Gawiara Barama (30) aus dem Senegal, wie man ein Gewinde in ein Rohr schneidet.
Bunt besprüht: Die Halle 36 auf dem Gelände der Bayernkaserne.
Petra Schramek 5 Bunt besprüht: Die Halle 36 auf dem Gelände der Bayernkaserne.
Unterricht im Malern gibt's auch.
Petra Schramek 5 Unterricht im Malern gibt's auch.
Besonders beliebt: der Ausbildungsstand zum Elektriker.
Petra Schramek 5 Besonders beliebt: der Ausbildungsstand zum Elektriker.
Eine Lichtinstallation der Nachwuchs-Handwerker.
Petra Schramek 5 Eine Lichtinstallation der Nachwuchs-Handwerker.

München - Bayerns Handwerksbetriebe suchen händeringend Nachwuchs – und die jungen Flüchtlinge in der Münchner Erstaufnahmeeinrichtung dringend eine sinnvolle Beschäftigung. Ein neues Projekt soll nun beiden nutzen: die Lernwerkstatt in Halle 36.

„Die Bayernkaserne ist eine Dauerbaustelle, auf der täglich mindestens 25 Handwerker arbeiten, manchmal doppelt und dreimal so viele“, sagt der Münchner Ingenieur Hans-Ulrich Möbius. „Gleichzeitig warten dort viele junge Männer auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge. Deshalb haben wir uns gedacht: Da muss man etwas machen.“ Mehrere Münchner Betriebe und die „Lichterkette“ schlossen sich zu einem Verein zusammen und konzipierten die Lernwerkstatt.

Ab Mitte Juli können minderjährige Flüchtlinge, von denen derzeit 363 in der Bayernkaserne leben, in Halle 36 erste Erfahrungen als Maler, Trockenbauer, Elektrotechniker und Heizungsbauer sammeln.

Unterrichtet werden sie ehrenamtlich von Meistern in Rente, pensionierten Berufsschullehrern oder Auszubildenden im letzten Lehrjahr. „24 Jugendliche sollen jeweils sechs Wochen lang Grundkenntnisse in allen vier Gewerken vermittelt bekommen“, erklärt Hans-Ulrich Möbius. „Geplant sind 30 Stunden Ausbildung pro Woche, unser Ziel sind mindestens sieben Kurse pro Jahr.“ Wer durchhält, bekommt ein Zertifikat, möglicherweise auch ein Praktikum und einen Baumaschinenkurs.

Ein Problem gibt es allerdings: Noch haben sich nicht genügend Ausbilder gemeldet. Für einige erwachsene Flüchtlinge ist das wiederum ein Glücksfall. Sie werden von den Handwerksmeistern derzeit zu Hilfsausbildern geschult.

Toure Souleyman (27) aus Mali, Harry Ohagwa (26) aus Nigeria und Cisse Ibrahim (26) aus dem Senegal etwa schlagen unter der Anleitung von Containerbauer Manfred Tweraser (52) Duschcontainer mit Edelstahl aus. „Das macht Spaß“, sagt Toure Souleyman. „Wir wollen nicht rumsitzen, wir wollen etwas machen!“ Harry Ohagwa sagt strahlend: „Ich liebe diesen Job!“

Auch der Chef ist zufrieden. „Es läuft gut“, sagt Manfred Tweraser. „Die Jungs brauchen zwar noch viel Anleitung, aber sie sind mit großer Euphorie dabei. Das ist schön – aber mittlerweile leider selten.“

Infos für ehrenamtlich Ausbilder: www.lernwerkstatt-halle36.de

 

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