So steht es um die Zweite Stammstrecke in München

Die Bahn legt dar, wie es um die Planungen steht. Ein Abbruch würde gut drei Milliarden kosten.
von  Sophie Anfang
Die Zweite Stammstrecke in München. (Archivbild)
Die Zweite Stammstrecke in München. (Archivbild) © Foto: dpa

München - Statt 3,86 Milliarden Euro gleich sieben, statt 2028 erst 2035: Das Projekt Zweite Stammstrecke hat in diesem Jahr für großen Unmut gesorgt, die Bauverzögerung wird im Landtag sogar bald in einem Untersuchungsausschussaufgearbeitet.

München: 662 Millionen für geplante U9 am Hauptbahnhof genehmigt

Unterdessen fragt man sich auch im Stadtrat, was die Verzögerungen bei Münchens zweiter zentraler Röhre für Auswirkungen haben. Mit Zähneknirschen hat die Vollversammlung Ende November 662,6 Millionen Euro für das Vorhaltebauwerk für die geplante U9 am Hauptbahnhof genehmigt – ein Projekt, das mit dem Zeitplan der Zweiten Stammstrecke direkt verknüpft ist.

Die Fraktion aus der Linken und Die Partei hatte damals nicht dafür gestimmt. Bei ihr überwiegt die Skepsis angesichts der hohen Investitionssummen.

Zweite Stammstrecke: Viele Projekte hängen zusammen

Und tut es auch insgesamt hinsichtlich der Frage, wie es mit der Zweiten Stammstrecke weitergeht: Ende September hatten mehrere Fraktionsmitglieder von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wissen wollen, was ein Scheitern des zweiten Tieftunnels für Auswirkungen auf die Stadt hätte.

An diesem Donnerstag sind nun Antworten da, sie kommen nicht vom OB, sondern von der Deutschen Bahn und geben einen Überblick über den Stand der Bauarbeiten. Und zwar nicht nur am Hauptbahnhof, sondern auch in Laim, wo die Bahn derzeit die Unterführung und die Bahnsteige saniert. Bei der zweiten S-Bahnstammstrecke hängen viele Projekte eben miteinander zusammen.

Laim: Erster Abschnitt soll im März an Stadt übergeben werden

Bei den Arbeiten in Laim scheint es gut auszusehen. Zumindest berichtet die Bahn, dass sie fleißig an der sogenannten Umweltverbundröhre werkelt. Sie soll einmal Fußgänger und Radler von Laim nach Neuhausen bringen und auch die Schienen für die geplante Tram-Westtangente sollen durch sie verlaufen.

Der Abschnitt Nord könnte laut Bahn bereits im März 2023 an die Stadt übergeben werden, der Abschnitt Süd Mitte 2025, der letzte, mittlere Abschnitt soll im Oktober 2025 folgen.

Bahnhof Laim soll 2026 in Betrieb gehen

Auch oben an den Gleisen geht es voran. "Die Inbetriebnahme des neuen Gleises 1 am neuen Bahnsteig A Nord soll Ostern 2023 erfolgen", schreibt die Bahn. Für die Zweite Stammstrecke entstehen hier sogenannte Überwerfungsbauwerke, Brücken, über die die neuen Gleise aus der jetzigen ersten Stammstrecke, in die neue, zweite S-Bahnstammstrecke eingefädelt werden sollen. Der erste Teil davon sei bereits fertiggestellt, so die Bahn.

Bis der komplette neue Bahnhof Laim fertig ist, dauert es allerdings noch etwas länger. Die Bahn geht davon aus, ihn zum Fahrplanwechsel 2026 in Betrieb nehmen zu können.

Projektabbruch würde über 3 Milliarden kosten

Für viele Münchner gedanklich klarer mit der Zweiten Stammstrecke verknüpft ist der Hauptbahnhof. Der von Denkmalschützern stark kritisierte Entwurf für den oberirdischen Teil, also den Hochbau, ist laut Bahn derzeit noch in der Abstimmung.

In der Tiefe ist es jedoch schon längst losgegangen. Der erste Teil der Tiefstation ist seit 2021 fertig, der Aushub hat begonnen und die ersten Decken werden hergestellt. Die Entwurfsplanung für den Vorhaltebahnhof der U9 ist ebenfalls abgeschlossen, die Bahn bereitet die Ausschreibung der Bauleistung vor.

Aber: Noch wird zwischen Bahn und Stadt verhandelt, wie die abschließende Vereinbarung zu Planung, Ausführung und Finanzierung aussieht.

Bleibt zum Schluss die Kostenfrage. Wie viel Geld in den Planungen bereits stecke, wollte die Fraktion aus Linke und Partei wissen. Bis September 1,2 Milliarden Euro, sagt die Bahn, dazu kommen Mittelbindungen von 1,3 Milliarden Euro. Wie viel es kosten würde, nun einfach abzubrechen? "Die Projektabbruchkosten wurden hochgerechnet auf ca. 3,1 Milliarden Euro", schreibt die Bahn.

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