So sind die Benimm-Regeln - hätten sie's gewusst?
Klar, Kinder sollen Manieren lernen. Aber so einfach sind die gar nicht immer. Und je feiner das Essen, umso komplizierter wird’s manchmal. Für die AZ hat Tischmanieren-Trainerin und Knigge-Autorin Franziska von Au einige Regeln zusammen gefasst. Der Überblick.
Eindecken
Im Alltag zu Hause kommen Sie in der Regel mit dem „kleinen Gedeck” aus (Suppe, Hauptgericht, Nachspeise). Die Regel ist einfach: Links die Gabel, rechts das Messer (Schneide zum Teller hin), rechts außen der Suppenlöffel. Oberhalb des Tellers liegt quer der Dessertlöffel (Griff nach rechts). Etwas höher rechts das Glas fürs Tischgetränk.
Wenn Sie (zu Familienfesten etwa) mehrere Gänge reichen wollen, legen Sie die Besteckteile von außen nach innen bereit. Bei den Gläsern arbeiten Sie sich von rechts nach links vor.
Rechts (von außen) liegen also: Vorspeisengabel (oder -löffel), dann Suppenlöffel, Fischmesser, Fleischmesser. Auf der linken Seite (von außen): Vorspeisenbesteck, Fischgabel, Fleischgabel. Über dem Teller: das Dessertbesteck (der Griff einer Gabel zeigt nach links, der eines Löffels nach rechts). Bei einem Menü mit mehr als sechs Gängen decken Sie das Besteck nicht komplett ein, sondern reichen die Besteckteile zu den einzelnen Speisen nach.
Links neben dem Teller kommt dazu: ein Brotteller, auf dem ein kleines Messer liegt (es ist nur fürs Aufstreichen der Butter gedacht, nicht dafür, Brötchen aufzuschneiden).
Richtig sitzen
Müde herumlümmelnde Tischgenossen mag sich niemand gern anschauen. Also: Sitzen Sie gerade (eine Handbreit vom Tisch entfernt). Die Füße nebeneinander auf dem Boden (nicht: kreuzen, um die Stuhlbeine schlingen, übereinander schlagen). Führen Sie Löffel und Gabel zum Mund (und neigen Sie den Kopf dem Essen dabei nur leicht entgegen).
Während des Essens liegen bitte weder Ellbogen noch Unterarme auf dem Tisch. Maximal das Handgelenk auf die Tischkante legen. Unter dem Tisch haben die Hände beim Essen nichts zu suchen.
Serviette benutzen
Der Gastgeber entfaltet die Serviette als erster und gibt so das Zeichen zum Beginn des Essens (ist die Hausherrin dabei, ist das ihre Aufgabe). Erst dann greifen auch Sie zu dem Tuch: Legen Sie es auf den Schoß, falten Sie es dort einmal in der Mitte zusammen, die Öffnung zeigt dabei zu Ihnen hin (so können Sie sich den Mund abtupfen, ohne dass man die Flecken auf der Oberseite sehen kann). Der Gastgeber beendet das Essen, indem er die Serviette vom Schoß aufhebt und links neben dem Teller gefaltet ablegt. Danach tun Sie das auch (also nicht zerknüllt auf den Teller legen).
Messer & Gabel
Das Messer halten Sie (als Rechtshänder) in der rechten Hand, und zwar so: Von oben zugreifen, der Zeigefinger liegt oben auf dem Griff (und kann so beim Schneiden Druck ausüben). Daumen und Mittelfinger halten das Messer in Balance. Führen Sie das Messer niemals zum Mund oder lecken es ab. Wenn Sie mit der Gabel etwas aufspießen, liegt der Zeigefinger auf dem Griff, Daumen und Mittelfinger dienen der Balance. Dient die Gabel als „Schaufel”, drehen Sie sie um: Der Stiehl ruht dann in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger. Absolut unschick: Die Gabel in der geballten Faust halten, oder: den kleinen Finger abspreizen. Der Löffelstiel liegt in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger
Besteck-Geheimsprache
Legen Sie Messer und Gabel gekreuzt auf den Teller, signalisieren Sie: „Ich bin noch nicht fertig” (etwa, wenn Sie kurz pausieren, um aus Ihrem Glas zu trinken). Dabei berührt das Besteck bitte nicht den Tisch. Legen Sie Messer und Gabel parallel nebeneinander auf den Teller (die Schneide des Messers zur Gabel, die Griffe auf „halb fünf Uhr”), bedeuten Sie: „Ich bin fertig, es kann abgeräumt werden.”
Bei Vorspeisen, Suppen und Dessert gilt: Alle benutzten Besteckteile werden auf dem Unterteller abgelegt (der Löffel bleibt also nicht in der leeren Suppentasse oder im Eisbecher liegen).
Richtig essen
Amuse-gueule (Appetithäppchen aus der Küche): Mit der Hand.
Semmel: Mit der Hand zerteilen, nicht mit dem Messer.
Fisch: Mit Fischgabel und Fischmesser. Bäckchen unterhalb der Augen auslösen (sehr schmackhaft). Dann Rücken-, Bauch- und Schwanzflosse entfernen. Am Rückgrat entlang einen Schnitt führen, um erst die Haut abzuziehen und dann das obere Filet abzulösen. Schwanzende anheben und so Mittelgräte und Kopf entfernen.
Garnelen: Mit den Fingern (wenn sie mit Panzer serviert werden). ebenso wie Shrimps, Langustinos, King Prawns, Gambas. Werden sie ausgelöst serviert, mit Messer und Gabel.
Geflügel: Im Restaurant immer mit Messer und Gabel (auch Grillhendl, Ente, Gans, Truthahn, Fasan). Nur im Stammlokal oder auf der Wiesn mit der Hand.
Kanapees (Partyhäppchen): Mit der Hand.
Kartoffeln: Mit der Gabel zerteilen (aber nicht zerquetschen, das ist im Restaurant tabu).
Muscheln: Die erste Muschel öffnen und mit der Gabel das Fleisch herauspulen. Dann die leeren Schalenhälften wie eine Kneifzange benutzen, um die nächsten Schalen zu leeren.
Pastete: Mit der Gabel schneiden (nicht mit dem Messer).
Suppe: Nicht schlürfen oder kühler pusten. Warten, bis sie abkühlt.
Spaghetti: Drei oder vier Nudeln mit der Gabel auf den Tellerrand ziehen und dann aufrollen (Kinder auch mit Unterstützung des Löffels). Tabu: mit dem Messer zerschneiden.
Spargel: Gourmets essen ihn mit der Hand. Darf auch mit dem Messer geschnitten werden.
Weißwurst: Auszuzeln oder längs aufschlitzen und zerschneiden. Oder aber stückweise aufschneiden und mit der Gabel geschickt aus der Haut lösen.
Getränke servieren
Vor der Mahlzeit: Aperitif.
Zu Vorspeise und Suppe: Üblicherweise keine Getränke.
Zu Fisch: Leichten Weißwein.
Zu hellem Fleisch: Schweren, süffigen Weißwein
Zu dunklem Fleisch/Wild: Rotwein.
Zu deftigen Speisen: Bier, danach ein Korn.
Zum Dessert: Kaffee, Likör oder Cognac.
Cognac: In einem leicht vorgewärmten Schwenker (wie auch Armagnac oder Calvados).
Sekt und Champagner: Im hohen, schmalen Glas (breite Schalen nur bei Cocktails mit Sekt oder Champagner).
Rotwein: In großen und breiten Kelchen, nach oben leicht geschlossen. Nur bis zu einem Viertel füllen. Trinktemperatur 18 bis 20 Grad, leichte Rotweine bei 13 Grad.
Weißwein: Das Glas ist kleiner, nach oben gerade oder leicht nach außen geschwungen. Maximal bis zu zwei Dritteln füllen. Am besten 13 bis 16 Grad.
Sherry: In einem schmalen, kleinen Weinglas.
Leichter Rosé: In einem leicht geschwungenen Glas, höchstens halb gefüllt.
Tabus
Trinken, ehe der Gastgeber zugeprostet hat.
Trinken mit verschmiertem Mund.
Mit vollem Mund sprechen, rülpsen, schmatzen, schlingen
Ellbogen auf dem Tisch aufstützen.
„Guten Appetit” wünschen (das ist bei offiziellen Essen verpönt, zu Hause können Sie das gern tun).
Nachsalzen oder -pfeffern aus Gewohnheit, ohne das Essen probiert zu haben. Das kränkt den Koch.
Semmel abbeißen – sie wird mundgerecht mit der Hand gebrochen.
Zu viel Essen aufhäufen.
Weißwein- und Sektgläser oberhalb des Stiels anfassen.
Suppe oder anderes Essen kalt pusten.
Kartoffeln mit der Gabel zu Brei drücken.
Serviette zerknüllen.