So lief die Wahl zur neuen Bräurosl in München: "Es waren ein paar hitzige Minuten"

München - Sie hüpft und hüpft auf der kleinen Bühne mitten im Laubenhof des Wirtshauses Donisl, streckt die Arme jubelnd in die Höhe und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Gerade ist für Rosi Schuhegger ein Traum in Erfüllung gegangen, den sie schon jahrelang hatte: Sie ist die neue Bräurosl.
"Ich kann gar nicht sagen, wie sich das anfühlt!", sagt Schuhegger später der AZ, immer noch ein bisschen sprachlos – und findet dann doch noch ein passendes Wort: "Sensationell!"

Eine sechsköpfige Jury, darunter auch Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU), Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) und die scheidende Bräurosl Verena Gaulinger, hat die 52-Jährige gewählt. "Es waren ein paar hitzige Minuten", sagt Gaulinger über die Diskussion der Jury.

Aber darüber, dass Schuhegger die richtige Wahl ist, seien sie sich dann doch recht schnell einig gewesen. "Im Stadtrat dauert's a bissl länger", sagt Anja Berger schmunzelnd.
Mehr als 30 Frauen hatten sich für das Amt beworben
Sieben Kandidatinnen standen bei der Bräurosl-Wahl am Dienstagabend im Finale, mehr als 30 Frauen hatten sich für das Amt beworben: Die Bräurosl repräsentiert das gleichnamige Wiesn-Festzelt, der Name stammt von Rosi Pschorr, der Tochter des ehemaligen Brauerei-Besitzers.
Die Finalistinnen mussten in einer ersten Runde Fragen zur Wiesn beantworten. "Ich bin scho a bissl a Streber und hab alles auswendig gelernt", sagt die Gewinnerin der AZ. Die Frage von Internet-Bekanntheit Alessandro Capasso alias Sandrocap nach der Anzahl der Plätze in der Bräurosl, beantwortete sie ohne zu zögern: "8250!"

Außerdem wollte die Jury von Kandidatin Daniela Schmid etwa wissen, welche Farbe das Hacker-Pschorr-Festbier hat – eine Frage, die Verena Gaulinger bei ihrer Wahl 2022 nicht richtig beantworten konnte.
"Bernsteinfarben", verkündete die 27-Jährige die korrekte Antwort und nutzte die Gelegenheit gleich, um eine andere Kandidatin zu korrigieren. Was kurzzeitig ein bisschen nach Konkurrenzkampf aussah, scheint aber größtenteils ein harmonischer Wettbewerb gewesen zu sein. Rosi Schuhegger spricht nach ihrer Wahl von "unglaublich sympathischen Bewerberinnen".
In der zweiten Runde müssen die Kandidatinnen eine Wiesn-Maß richtig einschenken und möglichst einen Liter in den Krug füllen. Gewinnerin Rosi Schuhegger gelingt das gut – weil sie nebenbei im Service arbeitet, wie die Beamtin im Gespräch mit der AZ später erklärt.

Was die Jury außerdem von der gebürtigen Berchtesgadenerin überzeugt haben könnte: ihr Name. Als Moderator Stefan Schneider sie fragt, warum ausgerechnet sie Bräurosl 2024 werden soll, sagt sie lachend: "Ich hab ein Totschlagargument: Ich heiße Rosi!" Im gut besuchten Donisl kommt das gut an, die Gäste jubeln.
"Sie hat sich gut vorgestellt und war authentisch"
Anja Berger ist nach der Wahl von der frisch gekürten Bräurosl angetan, wie sie sagt. "Sie hat sich gut vorgestellt und war authentisch", findet die Stadträtin. Schuhegger selbst schätzt, dass es vielleicht ein Vorteil ist, so wie sie ein bisschen älter und selbstbewusster zu sein.
Sie wird als amtierende Bräurosl beim Wiesn-Einzug "hoch zu Ross" dabei sein, darauf freut sie sich am meisten – und auf den Trachtenumzug und den "Gay-Sunday" im Bräurosl-Festzelt. Dort kennt sie sich gut aus, weil sie seit 30 Jahren Stammgast ist, mit einem eigenen Tisch.

Schuheggers Amtszeit ist auf ein Jahr begrenzt, anders als früher: Karolin Weidner, die am Dienstag auch zum Gratulieren kam, verkörperte jahrzehntelang die Bräurosl. Den anderen Kandidatinnen, die ein bisschen enttäuscht über den geplatzten Bräurosl-Traum wirkten, sagte Moderator Stefan Schneider: "Es gibt kein Gesetz der Welt, dass man sich 2025 nicht noch mal bewerben darf".