So lebt Thomas S. im Knast: Eine Stunde Hofgang

München - Thomas S. scheint sich mit dem Alltag im Gefängnis langsam zu arrangieren. Als ihn sein Verteidiger zuletzt besuchte, erschien er mit einem Roman aus der Gefängnisbibliothek unter dem Arm. Der 50-Jährige zeigt sich im Gespräch mit seinem Anwalt zuversichtlich. „Er bestreitet die Tat vehement“, betont Karl Peter Lachniet.
Sein Mandant wurde inzwischen von der Krankenstation verlegt. 23 Stunden am Tag sitzt er in seiner Zelle. Arbeiten darf der Postbote nicht. Nur eine Stunde am Tag hat der Untersuchungshäftling Hofgang. „Das macht ihm zu schaffen“, sagt Lachniet.
Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft bieten für Thomas S. keinen Grund zu Optimismus. Alle sichergestellten DNA-Spuren weisen auf ihn als Täter. „Wir müssen allerdings noch das Ergebnis des psychiatrischen Gutachtens abwarten“, sagte Oberstaatsanwältin Andrea Titz.
Bereits in drei Monaten soll die Anklage wegen heimtückischen Mordes an den zwei Mädchen fertig sein. Thomas S. hat demnach seine Nichten nachts in der Wohnung ihrer Mutter überrumpelt und sie erstochen, erschlagen und erdrosselt. Möglicherweise sollte auch deren Mutter sterben. Doch Annete S. war nicht da.
„Wir gehen davon aus, dass wir im August Anklage erheben können“, sagt Andrea Titz. Der Prozess vor dem Landgericht München II könnte im November beginnen. Ein Urteil könnte Ende des Jahres ergehen.