So hat die Stadt gewählt: Wo München AfD-blau ist – und wo Linke-rot

München - Der Sieger nach der Bundestagswahl ist in München die CSU. Sie hat alle vier Wahlkreise gewonnen. Doch ist wirklich ganz München schwarz?
Die Stadt hat nun den digitalen Wahlatlas veröffentlicht. Auf dem Stadtplan kann man sich ansehen, welche Partei in den 470 Wahlbezirken die Mehrheit der Stimmen bekommen hat. Wer da einen Blick drauf wirft, sieht eine Stadt, die – anders als man meint – nicht nur schwarz am Rand und in der Mitte grün ist. Es gibt noch ein paar rote Flecken, aber auch blaue und pinke.

In neun Wahlbezirken: AfD bekommt Mehrheit an der Urne
Die größte Überraschung: Die AfD hat in neun Wahlbezirken (ohne Briefwahl) die Mehrheit der Stimmen bekommen, die SPD nur in fünf. Die Linke schaffte in zwei Wahlbezirken die Mehrheit und einmal einen Gleichstand mit der SPD.
Bis jetzt bildet der Wahlatlas nur die Urnenwähler ab. Wie viel Prozent die Parteien in den Wahlbezirken genau bekommen haben, kann man ebenfalls noch nicht sehen. Aber schon wer die meisten Stimmen bekommen hat und wer der Sieger in dem Viertel ist. Die AZ kennt die Details.
Besonders stark ist die AfD im Münchner Norden. Sie hat hier sechs Wahlbezirke gewonnen. Einen davon – den Bezirk 24016 im Hasenbergl ganz im Norden der Stadt – besuchte die AZ schon einmal nach der Europawahl. Damals war das noch das einzige Viertel in München, wo die AfD eine Mehrheit hatte.
Viele Häuschen, fast wie im Dorf sieht es hier aus
Diesmal gewinnt sie auch in den Wahlbezirken etwas weiter südlich. Zum Beispiel wählten besonders viele Menschen an der Paulckestraße im Hasenbergl die AfD. Über diese Straße hat die AZ vor Kurzem berichtet, weil sich dort die Mieten innerhalb von vier Jahren verdoppelt haben.

Spannend ist die Schleißheimer Straße: Westlich davon (bis zur Neuherbergstraße) siegt die AfD, hier stehen noch viele Ein- und Zweifamilienhäuser, fast wie im Dorf sieht es hier aus. Östlich der Schleißheimer Straße im Wohngebiet Nordhaide, das etwa vor 20 Jahren entstanden ist, kommt die SPD auf die meisten Stimmen. Im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart erzielt die SPD mit 21,7 Prozent der Erststimmen ihr bestes Ergebnis in der ganzen Stadt.
In der Nähe der U-Bahn-Station Harthof kommt die AfD auf die meisten Stimmen. Hier stehen viele städtische Wohnungen, die entweder kurz vor oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden. Viele sind sanierungsbedürftig. "Attraktive öffentliche Freiflächen sind in der Siedlung Mangelware", schreibt die Stadt selbst. Es gibt Pläne für eine Sanierung und für eine Nachverdichtung. Momentan aber stehen viele Wohnungen leer.
Das letzte Gebiet im Münchner Norden, wo die AfD die stärkste Kraft ist, liegt in Freimann, direkt beim U-Bahnhof. An der Maria-Probst-Straße gibt es ein großes Ankunftszentrum für Geflüchtete. Spannend ist auch: Im gesamten Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl haben die Grünen mit 14,1 der Zweitstimmen ihr schlechtestes Ergebnis in München gemacht.
SPD hat hier 21.000 Stimmen verloren im Vergleich zur letzten Wahl
Auch an der westlichen Stadtgrenze in Teilen von Freiham ist die AfD stärkste Kraft – etwa an der Anton-Böck Straße, wo 2024 eine Asylbewerberunterkunft eröffnete.
In zwei zentraleren Wahlbezirken siegte die AfD: direkt hinter dem Ostbahnhof, in Berg-am-Laim an der Ampfingstraße. Und beim Karl-Preis-Platz in Ramersdorf. Hier grenzt direkt einer der wenigen Wahlbezirke an, wo die SPD noch siegen konnte.

Sie hat gegenüber der letzten Bundestagswahl rund 21.000 Stimmen in München verloren. 2021 wurde sie noch in 45 Wahlbezirken bei den Zweitstimmen die stärkste Kraft, diesmal bloß in fünf (Stand jetzt, ohne Briefwahl).
Konkurrenz machen der SPD nicht nur die Grünen, sondern auch Die Linke. In zwei Urnen-Wahlbezirken bekam Die Linke die meisten Zweitstimmen: Rund um die Schwanseestraße beim Giesinger Bahnhof und in der Nähe des Westparks bei der Pfeuferstraße. Umgeben ist dieser Wahlbezirk übrigens von lauter grün-eingefärbten.

So wie überhaupt der größte Teil des Münchner Zentrums grün ist – außer das Herz der Stadt: Rund um den Marienplatz, an der Maximilianstraße, im Lehel und auch rund um den Alten Botanischen Garten siegte die CSU.