"So habe ich die Bande reingelegt"

Über 50.000 Euro haben Enkeltrickbetrüger bei Haya von Langsdorff abkassieren wollen. Stattdessen klickten die Handschellen.
Ralph Hub |
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Haya von Langsdorff (71) freut sich, dass es mit ihrer Hilfe gelungen ist, Enkeltrickbetrüger aufs Kreuz zu legen.
rah Haya von Langsdorff (71) freut sich, dass es mit ihrer Hilfe gelungen ist, Enkeltrickbetrüger aufs Kreuz zu legen.

München - Schon nach dem allerersten Satz wusste Haya von Langsdorff, dass der Mann am Telefon niemals ihre Neffe „Andy“ ist. Er sagte Johanna zu ihr – doch so nennt sie niemand in ihrer Familie.

Haya ist ein Kosename. Ein Patient hatte die ehemalige Krankenschwester aus Gräfelfing vor vielen Jahren so genannt. "Das hat mir gefallen und deshalb bin ich bei dem Namen geblieben", erzählt sie.

Doch davon konnte der Anrufer natürlich nichts wissen. "Über 50 000 Euro wollte er von mir, angeblich um sich eine Immobilie zu kaufen", erzählt Haya von Langsdorff. Er selbst könne nicht kommen, er habe einen Termin beim Notar und werde eine Frau als Botin schicken. Alle paar Minuten rief Andy an, versuchte, die 71-Jährige unter Druck zu setzen.

Lesen Sie auch: Schlag gegen Enkeltrickbetrüger - Polizei deckt großes Netzwerk in Polen auf

Haya von Langsdorff hatte von der Masche in der Zeitung gelesen. Monate zuvor hatte außerdem schon einmal jemand versucht, sie aufs Kreuz zu legen. Sie wusste, dass sie Zeit schinden muss, um die Polizei zu alarmieren. "Ich brauch' ein Taxi", behauptete sie, "die Bank hat schon Mittagspause." Eine halbe Stunde konnte Haya von Langsdorff den Anrufer hinhalten. In der Zwischenzeit verständigte sie die Polizei. Zwei Beamte fuhren los. Damit sie nicht die Falschen ins Haus lässt, verabredeten sie ein Kennwort: "Luftmatratze".

Die falche Geldbotin war erst 17 - und schwanger

Gartentor und Haustür ließ die 71-Jährige einen Spalt offen, damit die Polizisten unauffällig ins Haus konnten. Die Beamten gaben ihr ein Bündel Falschgeld. Die Scheine steckte sie in ein braunes Kuvert, so wie Andy wollte. "Das war ganz schön aufregend und auch eine Herausforderung", sagt Haya von Langsdorff, "immerhin bin ich nicht mehr jung."

Zur vereinbarten Zeit ging Haya von Langsdorff raus auf die Straße. Ihr fiel ein junges Mädchen mit langen, blonden Haaren auf. "Sie hat nicht viel gesprochen. Sie nahm das Geld und wollte sofort wieder weg", erinnert sich die Münchnerin.

Doch die Polizisten nahmen die Geldbotin vorher fest: ein schwangeres Mädchen aus Polen, erst 17 Jahre alt. Ein Münchner Gericht verurteilte sie nach Jugendstrafrecht unlängst zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis. Ihr Kind brachte die 17-Jährige in der Haft zur Welt.

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