So gesund sind die Münchner
München - Die gute Nachricht zuerst: Im Vergleich zum Otto-Normal-Deutschen oder Durchschnittsbayern ist der Münchner pumperlgsund – in unserer Stadt wird nach Starnberg und dem Landkreis München der drittniedrigste Krankheitsstand im Freistaat registriert. Das hat der DAK-Gesundheitsreport für das vergangene Jahr 2011 ergeben – der Prozentsatz der Arbeitsunfähigkeiten ist im Vergleich zu 2010 konstant geblieben.
Das bedeutet: Im vergangenen Jahr waren von 1000 DAK-Versicherten im Schnitt pro Tag 26 Arbeitnehmer krankgeschrieben. „Der relativ niedrige Krankenstand in der Region ist erfreulich“, so Gerhard Ebermeyer, Chef der DAK-Gesundheit München, bei der Vorstellung des DAK-Gesundheitsreports 2012. Doch es gibt auch weniger Positives: Bei fast allen Diagnosen haben sich die Tage, an denen die Arbeitnehmer ausfallen, erhöht.
Welche Krankheiten zugenommen haben und warum das Thema Herzinfarkt eng mit dem Berufsleben verbunden ist: Fragen und Antworten zum DAK-Gesundheitsreport.
Woran erkrankten die Beschäftigten in der Stadt München 2011 am häufigsten? Mit 19 Prozent an Platz 1 der Erkrankungen liegen Probleme am Muskel-Skelett-System. Darunter versteht man Rückenbeschwerden, aber auch Bandscheibenvorfälle und andere Erkrankungen, die den Bewegungsapparat betreffen. Mit 17,8 Prozent an zweiter Stelle liegen Atemwegserkrankungen wie eine einfache Erkältung oder auch schwerwiegende Krankheiten wie eine Bronchitis. Dann folgen mit 16,4 Prozent die psychischen Erkrankungen der Arbeitnehmer wie Depressionen oder Burnout.
Welche Krankheiten haben in München wie zugenommen? In ganz Deutschland, so auch in Bayern und der Landeshauptstadt, haben die psychischen Erkrankungen zugenommen. Allein in München waren 2011 100 DAK-Versicherte 154 Tage wegen einer psychischen Erkrankung krank geschrieben. Das ist ein Plus von 28 Prozent im Vergleich zu 2010. Auch Rückenschmerzen und Co. zwangen im vergangenen Jahr mehr Menschen zu Hause zu bleiben. Bei Erkrankungen am Muskel-Skelett-System gab’s ein Plus von elf Prozent.
Wie lange bleiben die Münchner bei Krankheit zu Hause? Eine kleine Gruppe von Versicherten ist für den Großteil der Krankheitstage „verantwortlich“. In Zahlen: 3,6 Prozent der Kranken waren so schlecht beinander, dass sie länger als sechs Wochen fehlten. Diese Fehlzeiten stehen für 41 Prozent aller Ausfallzeiten. Die größte Gruppe ist aber die, die nur maximal drei Tage fehlt – mehr als ein Drittel der Betroffenen waren dann wieder genesen.
Ein weiteres Thema des DAK-Reports: Wie hängt die Herzinfarkt-Häufigkeit mit Stress zusammen. Die Ergebnisse:
Wie hoch ist die Rate der Sterbefälle beim Herzinfarkt in Bayern? An einem Herzinfarkt zu sterben, ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. 2010 starben bundesweit rund 60000 Menschen. In Bayern erlitten vor zwei Jahren 8325 Personen einen tödlichen Herzinfarkt. Doch sowohl in Bayern als auch in Deutschland sinkt die Todesrate. „Das hat unter anderem mit dem besseren Rettungssystem zu tun“, sagt Prof. Dr. Jörg Hausleiter, Leiter der kardiologischen Intensivstation am Deutschen Herzzentrum in München.
Steigt die Zahl der Krankenhausaufenthalte bei Herzinfarkten? Außerdem gehen die Patienten bei Schmerzen schneller ins Krankenhaus, wo sie behandelt werden können. Da ergibt es sich von selbst, dass die Krankenhausaufenthalte in Bayern im Zusammenhang mit einem Herzinfarkt gestiegen sind. Hausleiter stellt klar, dass die klassischen Risikofaktoren für einen Herzinfarkt weiterhin das Rauchen, ein hoher Blutdruck und Übergewicht sind. Doch auch Stress kann dem Herz gefährlich werden – und den gibt es meistens bei der Arbeit.
Was belastet die Bayern am meisten bei der Arbeit? Die DAK hat Beschäftigte gefragt, welche Faktoren am meisten dazu beitragen, dass sie bei der Arbeit an Überlastung leiden. Für knapp 25 Prozent sind das Unterbrechungen im täglichen Job. Dazu gehören E-Mails oder Telefonanrufe, die die eigentlichen Tätigkeiten stören. Der Zeitdruck macht fast 23 Prozent zu schaffen. Für 22 Prozent ist das immer Mehr an Arbeitsaufgaben der Faktor, der sie am meisten stresst. Das Problem: Für ihre Arbeit fühlen sich die Arbeitnehmer nicht ausreichend belohnt – weder finanziell noch emotional, zum Beispiel durch Vorgesetzte oder Kollegen.
In welchen Bereichen fühlen sich die erwerbstätigen Bayern nicht genug anerkannt? Die meisten finden ihren Lohn nicht angemessen, rund 20 Prozent vermissen im beruflichen Alltag ein Lob oder die Anerkennung des Chefs – was sie stark belastet.
Wer ist von solch einer beruflichen Krise besonders betroffen? Rund 11,8 Prozent der von der DAK befragten bayerischen Arbeitnehmer belastet die Situation im Job. Im bundesweiten Vergleich sind es nur 9,3 Prozent. Auffällig ist: Besonders Facharbeiter im Alter zwischen 50 und 55 sind von solchen Krisen betroffen. Bei ihnen führt der berufliche Stress zu starken körperlichen und seelischen Belastungen.
Starke Belastungen im Job – was können die Folgen sein? Die Befragten gaben vor allem gesundheitliche Probleme an. Der Gesamtgesundheitszustand habe sich verschlechtert. Über 70 Prozent der betroffenen Personen unterliegt Stimmungsschwankungen, auch Unruhe, Konzentrationsschwäche und Schlaflosigkeit sind Folgen. Stress bei der Arbeit und im Job führt aber nicht zwangsläufig zu einem Herzinfarkt. Mit der richtigen Prävention können jedoch Krankheiten, auch psychische, vermindert werden. „Viele Herzinfarkt-Patienten fragen sich nach dem ersten Schock, ob sie sich beruflich umorientieren sollten“, sagt Hausleiter.
Was kann zum Beispiel der Arbeitgeber gegen zu viel Stress tun? Arbeitnehmer werden immer länger arbeiten müssen, da spielt die Gesundheit eine große Rolle. Krankenkassen wie die DAK fordern daher die Arbeitgeber auf, frühzeitig etwas für das Wohlergehen ihrer Beschäftigten zu tun. Dazu gehören Seminare zur Stressbewältigung, Yoga-Kurse oder auch Nichtraucher- und Bewegungsprogramme.
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