So gelangt quellfrisches Wasser zu den Münchener Haushalten

Als 1873 wegen einer Seuche sogar das Oktoberfest abgesagt werden musste, war es der Stadtverwaltung endgültig zu viel. Die regelmäßigen Typhus- und Choleraepidemien schadeten dem Ansehen Münchens ungemein, ein Wandel musste her. Unter anderem dem Mediziner Max von Pettenkofer ist es zu verdanken, dass sich München schließlich einer grundlegenden hygienischen Erneuerung unterzog.

Etablierung einer sauberen Trinkwasserversorgung
Die betraf vor allem das Trinkwasser. Bis 1883 versorgten sich die Münchner aus städtischen Brunnhäusern, die durch unkanalisierte Abwässer verunreinigt waren. Nun sollte frisches Quellwasser aus sauberen Böden der Region nach München geleitet werden.
Der Weg zum sauberen Wasser
- 1854: Eine weitere Cholera-Epidemie fordert 3.000 Tote in München. Ursache: verschmutztes Trinkwasser
- 1863: Bau des Pettenkofer-Brunnhauses an den Thalkirchner Quellen außerhalb des Stadtgebiets
- 1883: München gewinnt Wasser aus dem Mangfalltal. Täglich fließen nun 56.000 Kubikmeter frisches Trinkwasser in die Stadt
- 1949-1954: Die Münchner Schotterebene wird als weiteres Wassereinzugsgebiet erschlossen
- 1955: Das SWM Trinkwasserlabor zur Überwachung der Wasserqualität nimmt seinen Betrieb auf
- 1984: Gewinnungsgebiet Loisachtal liefert erstes Trinkwasser nach München
- 1992: Start der Initiative “Ökobauern" im Mangfalltal
- 1993-2008: Erneuerung einer über 100 Jahre alten Wasserzuleitung aus dem Mangfalltal
Probesud beseitigt Bedenken
Als Ort der Gewinnung schien vor allem das obere Mangfalltal perfekt zu sein – hätte es nur nicht lautstarke Bedenken gegeben: Das Wasser aus dem Mangfalltal sei nicht zum Bierbrauen geeignet, so der besonders in München schwerwiegende Vorwurf. Erst als der Brauereibesitzer Josef Sedlmayr mit 100 Hektoliter Quellwasser einen Probesud ansetzte und verköstigen ließ, waren die Sorgen ausgeräumt. Das Wasser konnte fließen.

Höchste Trinkwasserqualität aus historischen Anlagen
Heute übertrifft das Münchner Trinkwasser die Anforderungen der Trinkwasserverordnung bei Weitem. Mit mehr als 1.200 Proben im Monat wird diese Qualität fortwährend überwacht. Das Besondere: Die durch Pettenkofers Initiative gebauten Anlagen sind 140 Jahre später immer noch in Betrieb. 75 Prozent des Münchner Trinkwassers kommen nach wie vor aus dem Mangfalltal, der Rest aus dem Loisachtal sowie der Münchner Schotterebene. Das Trinkwasser fließt der Stadt durch das natürliche Gefälle in höchster Qualität ohne Energieaufwand zu – jeden Tag bis zu 350 Millionen Liter.
Engagement für Nachhaltigkeit
Um diese Qualität aufrechtzuerhalten, engagieren sich die SWM mit ihren Partnern in der Region tatkräftig. Sie schützen die Natur und das Grundwasser in den Gewinnungsgebieten schon seit Jahrzehnten und investieren jährlich Millionenbeträge in die Modernisierung und Instandhaltung ihrer Anlagen.
Bei uns in der Wassergewinnung schätze ich den kollegialen und freundschaftlichen Umgang. In meinem Arbeitsalltag habe ich sowohl mit 140 Jahre alten Bauwerken als auch mit modernen Anlagen zu tun, daher ist mein Aufgabengebiet abwechslungsreich und vielseitig. Die Verbindung zwischen Historie und technischem Fortschritt ist einfach faszinierend.

Initiative "Ökobauern"
So haben die SWM bereits 1992 die Initiative "Ökobauern" ins Leben gerufen. Sie fördern damit den ökologischen Landbau im Wassergewinnungsgebiet Mangfalltal. Mehr als 185 Landwirte haben ihre Betriebe auf eine boden- und gewässerschonende Bewirtschaftung sowie artgerechte Tierhaltung umgestellt. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Fläche von rund 4.400 Hektar – eines der größten ökologisch bewirtschafteten Gebiete Deutschlands.
Nachhaltiger Schutz der Münchner Trinkwasserversorgung
Im Auftrag der Stadtwerke München pflegt die Forstverwaltung der Landeshauptstadt seit vielen Jahren die rund 1.800 Hektar großen Waldflächen im Gewinnungsgebiet naturnah und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt und des Grundwassers. Mit Blick auf die Zukunft und dem fortschreitenden Klimawandel entwickeln die SWM Konzepte, um die Trinkwasserversorgung nachhaltig zu sichern - auch für kommende Generationen.