So geht's mit Müller Brot weiter
Das sagt der Insolvenzverwalter von Müller-Brot über den Skandal-Betrieb in Neufahrn. In diesem Interview erklärt er die Verkaufspläne, bauliche Mängel – und seine Rolle als „Unfallarzt“.
München/Neufahrn - Grüß Gott Herr Ampferl, in etwa einer Woche nehmen die Lebensmittelprüfer die Müller-Brot-Bäckerei ab. Dafür putzen seit Wochen hunderte Mitarbeiter die Werkanlagen. Schaffen Sie’s?
HUBERT AMPFERL: Ja. Davon bin ich überzeugt. Wir haben einen sehr umfangreichen Plan mit rund 70 Einzelpunkten abgearbeitet, und wir sind gut im Zeitplan. Wenn es so weiter geht, werden wir die nötigen Voraussetzungen, die verlangt werden, erfüllen.
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Was bleibt noch zu tun? Wir haben ein Vier-Phasen-Modell. Phase 1 waren die Maschinensäuberungen, das ist erledigt. Phase2 war die Schädlingsbekämpfung – auch das haben wir erledigt. Jetzt sind wir bei den baulichen Maßnahmen, und als vierte Phase folgen Schulungen für die Mitarbeiter. Wir müssen eine Sensibilität erzeugen, um dieses Reinigungsniveau auch in Zukunft unter Produktionsbedingungen zu halten.
Sie können also garantieren, dass Ende März wieder gebacken wird? Wir wollen wieder backen. Darum investieren wir ja so viel Zeit, Geld und Know-How.
Sie sind seit dem 16. Februar als Insolvenzverwalter von Müller-Brot bestellt. Was haben Sie gedacht, als Sie die Zustände in der Bäckerei in Neufahrn gesehen haben? Dass ich selten eine so saubere Anlage gesehen habe.
Wie bitte? Es war ja alles geputzt. Alles war sehr sauber.
Die Behörden haben in einer ersten Kontrolle die Bäckerei trotzdem nicht wieder geöffnet. Den Prüfern ging es aber um bauliche Mängel. Wir hatten ja einen Ungezieferbefall. Aus baulichen Gründen hätte es passieren können, dass von außen wieder Ungeziefer hereinkommt. Das sollte beseitigt werden, und das ist das, was wir jetzt gerade anpacken.
Schulden, Mäusekot und Schaben. Was meinen Sie: War das Schlamperei oder Absicht? Das kann ich nicht beurteilen. Ich wurde bestellt, weil es wirtschaftliche Probleme gab. Meine Rolle ist wie die eines Unfallarztes.
Haben Sie Geschäftsführer Klaus-Dieter Ostendorf nie gefragt, wie es zu diesen Zuständen kommen konnte? Ich habe in den ersten Tagen fünf bis sechs Betriebsversammlungen abgehalten. Dazu zwei Veranstaltungen mit Pächtern. Ich habe ein Pächter-Unterstützungsmodell erarbeitet, mit über 30 Lieferanten Verhandlungen geführt, Backwaren zugekauft, mich um Diesel für die Liefer-Lkws gekümmert, oder um Versicherungen. Das war eine Liste mit 200 bis 300 Punkten – das allein ist meine Aufgabe. Mit der beschäftige ich mich 80 Stunden die Woche.
Sie hatten also keine Zeit? Bis Ende März muss ich dem Insolvenzgericht ein Gutachten vorlegen. Darin geht es höchstens um die Frage, ob kaufmännische Fehler gemacht wurden.
Bis Ende März wollen Sie auch einen Käufer finden. Wer kriegt Müller-Brot? Der Meistbietende? Der, dessen Angebot vom Gläubigerausschuss (Vertretung aller Gläubiger, deren Mitglieder vom Insolvenzgericht eingesetzt werden, Anm. d. Red.) angenommen wird. Diese Entscheidung respektiere ich.
Ist der Vorbesitzer Hans Müller unter den Interessenten? Ich habe allen Interessenten Verschwiegenheit zugesichert. Dazu kann ich Ihnen nichts sagen.
Und der bisherige Besitzer Ostendorf – dürfte der überhaupt mitbieten? Grundsätzlich würde ich dem Gläubigerausschuss jedes Angebot vorlegen.
Der Name Müller-Brot soll bleiben... ...jedenfalls bis Ende März. Letztendlich entscheidet das der Käufer.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten glaubt, dass bei einem Kauf definitiv Arbeitsplätze gestrichen werden – und zwar „sehr viele“. Wie viele Jobs können Sie überhaupt retten? Es ist ja Ziel und Intention, möglichst viele Geschäftsbereiche zu erhalten – danach wird sich auch richten, wie groß die Belegschaft ist.
Und das entscheidet am Ende auch der Investor? Ja, genau. Und das kommt auf seinen Business-Plan an.
Sprechen die bisherigen Business-Pläne, die Ihnen vorliegen, von Personalabbau? Als Insolvenzverwalter bin ich in diesem Punkt zur Verschwiegenheit verpflichtet.