So geht Einkaufen in der Zukunft

München - Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normales Weinregal. Doch die zwei Tablet-Computer an einer Seite verraten schon: Hier grüßt die Zukunft. Das Weinregal ist interaktiv. Nur eine der Spielereien, mit der Digitalfirmen Einkaufen im Laden revolutionieren wollen.
„Prinzipiell kann man das Regal für alle Produkte verwenden“, sagt Anja Wilbert vom Entwickler Hybris Labs. Die Weinflaschen stehen auf Sensoren, nimmt sie der Kunde in die Hand, „merkt“ das Regal das und zeigt auf den Tablets weitere Informationen zum Wein an. Wenn der Händler den Kunden kennt und dessen Vorlieben gespeichert hat, sagt das Tablet dem Kunden sogar, ob der Wein ihm schmeckt.
Noch ist das Regal ein Prototyp, wie viele Ideen, die derzeit auf der Messe „Internet World“ präsentiert werden. Andere Entwickler hängen Tablets in Umkleidekabinen. Wenn dort ein T-Shirt nicht passt, kann der Kunde nachschauen, ob es das Shirt eine Nummer größer im Laden gibt, oder er es im Online-Shop bestellen kann. Oder das Tablet sagt dem Kunden: Du probierst gerade eine schwarze Hose, nimm doch den passenden Blazer dazu, den haben wir auch.
Polytouch hat zudem eine Verkaufsstation mit Touchscreen entwickelt, das an ein Riesen-Smartphone erinnert. Es hat einen Leser für Kreditkarten und eine kleine Kamera, die den Kunden filmt. Dieses Bild kann auf dem Bildschirm sichtbar gemacht werden, der Kunde kann digital Brillen oder Schmuck probieren, die über das Foto des Kunden projiziert werden. Wenn man kaufen will, spuckt das Gerät Brille oder Schmuck aus - wie ein moderner Kaugummiautomat.
Noch mehr nach „Shopping 3.0“ klingt Einkaufen per Datenbrille. Ein mögliches Szenario: Kunden laufen mit Datenbrillen durch eine Möbelausstellung, die Brille kann Informationen zu den Sesseln oder Couches anzeigen. Wenn etwas gefällt, sagt man zu der Brille „Shopping“, das Möbel landet im digitalen Warenkorb und wird nach Hause geliefert. Der Verkäufer soll ersetzt werden, könnte man meinen. Das stimmt nicht ganz. Viele Händler setzen auf Berater, die mit Tablets ausgestattet beraten. Wenn sie etwas nicht wissen, können sie nachschauen, will der Kunde das Produkt kaufen, kann das gleich übers Tablet abgewickelt werden.
Der Münchner Einzelhandel ist aufgeschlossen, aber nicht von allen Ideen begeistert: „Wir haben nicht nur Kunden, die 15 oder 25 sind“, sagt Fabian Goehler von Ludwig Beck. Das Digitale dürfe kein Hindernis beim Einkaufen sein. Oft ziehen die Tablet-Spielereien auch nicht, hat Peter Schön von Sport Schuster beobachtet. Vor Tablets in Läden stünden oft wenige Menschen. Außerdem: „Was hilft mir ein iPad, wenn der Skischuh drückt?“