So gefährlich leben Radler in München

MÜNCHEN - Alleine im ersten Quartal dieses Jahres werden bei 217 Unfällen mit Radfahrern 180 zum teil schwer verletzt – fast immer sind Unachtsamkeit oder mangelhafte Ausrüstung dafür verantwortlich.
Die Serie schwerer Radlunfälle im Stadtgebiet reißt einfach nicht ab. Alleine in den vergangenen Tagen wurden fünf Radlfahrer auf Münchens Straßen schwer verletzt. Oft sind Leichtsinn und schlechte Ausrüstung schuld an den Unfällen.
Ohne auf den Verkehr zu achten, radelte ein 56-jähriger Bauleiter am Montagabend in Untersendling über die Lindenschmitstraße. Dabei übersah er auf Höhe der Aberlestraße den Renault einer 26-jährigen Schweizerin. Der Radler krachte frontal in den Renault. Mit schweren Kopfverletzungen wurde der Münchner in eine Klinik gebracht. Der 56-Jährige war wie so viele Radlfahrer in der Stadt ohne Helm unterwegs.
Nur um Haaresbreite ist ein 11-jähriger Schüler aus Aschheim am Montag mit dem Leben davon gekommen. Der Bub war auf dem Weg zur Schule, als er an der Kreuzung Ismaninger- und Münchner Straße in den toten Winkel eines 26-Tonners geriet. Der Fahrer konnte den Schüler im Rückspiegel nicht erkennen.
Der 54-Jährige stoppte an der Kreuzung. Er ließ mehrere Fußgänger passieren. Als eine Schulweghelferin den Weg freimachte, fuhr der Industriemeister wieder an. Dabei erfasst der Lastwagen den Elfjährigen. Der Vorderreifen zermalmte das Radl. Nur weil Zeugen auf der Straße sofort laut schrieen und winkten, stopfte der Fahrer. „Andernfalls“, so betont Polizeisprecher Gottfried Schlicht, „hätte er den Schüler überrollt und vermutlich getötet.“ So kam der Elfjährige noch relativ glimpflich davon. Er erlitt Prellungen an Brust und Beinen sowie eine Kopfplatzwunde. Glücklicherweise hatte der Bub einen Fahrradhelm getragen.
Im ersten Quartal 2010 ereigneten sich in München nach Polizeiangaben 217 Unfälle mit Radfahrern. Dabei wurden 180 Radler zum Teil schwer verletzt. „Glücklicherweise haben wir bisher noch keine Toten zu beklagen“, sagt Polizeisprecher Peter Beck.
Wegen des harten und langen Winters ist die Radlersaison erst spät in Schwung gekommen. Das erkennt man auch an den Unfallzahlen. Die sanken im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent. Spätestens wenn der Frühling richtig Gas gibt, dürfte sich das ändern.
Oft ist Unachtsamkeit der Auslöser für schwere Unfälle. In Oberschleißheim erlitt eine 51-Jährige schwere Verletzungen, weil sie zu schnell unterwegs war. Als sie wegen ihres Vordermanns unverhofft bremsen musste, stürzte sie und kam mit gebrochenem Unterkiefer und ausgeschlagenen Zähnen ins Krankenhaus.
Für zwei Männer endete am Sonntag eine Radltour nahe Kirchstockach im Krankenhaus von Brunnthal. Vermutlich aus Unachtsamkeit hatten sich ihre beiden Räder touchiert. Ein 46-Jähriger ohne Helm erlitt beim Sturz schwere Kopfverletzungen.
Eine 41-Jährige liegt seit Donnerstag im Krankenhaus, weil sie in der Cosimastraße mit dem Rad gegen den Randstein geknallt war. Ähnlich erging es einer 39-Jährigen am Hauptbahnhof. Sie liegt mit Leberriss und Hirnblutung im Krankenhaus. Ralph Hub
Nur mit Helm aufs Radl schwingen!
Den Radlfahrern ergeht es momentan ähnlich wie den Motorradfahrern – sie sind etwas aus der Übung und sollten es entsprechend vorsichtig angehen lassen. „Unbedingt sollte man sein Radl durchchecken, wenn man es aus dem Winterschlaf holt“, rät Polizeisprecher Peter Beck. „Bremsen, Licht, Reifen muss man unbedingt überprüfen.“
Wichtig ist auch ein Helm. bei Motorradfahrern inzwischen akzeptiert, drücken sich noch immer viele Radlfahrer davor. „Die Dinger mögen nicht immer gut aussehen“, so Peter Beck, „doch bei einem Sturz können sie Leben retten.“ Genauso wichtig ist es, defensiv und vorausschauend zu fahren. Wer stur auf sein Recht pocht und auf Biegen und Brechen die Vorfahrt erzwingen will, riskiert seine Gesundheit.
Wer rote Ampeln missachtet, Radlwege ignoriert oder in der falschen Richtung fährt, riskiert sein Leben.