So gefährlich ist die reißende Isar

Von Sebastian S. fehlt immer noch jede Spur. Die Isar hat den 30-Jährigen, der am Wochenende ins Wasser sprang, noch nicht freigegeben. Ein Wasserwachtler nennt die Stellen, die Schwimmer unbedingt meiden sollten.
von  Abendzeitung
Freunde haben an der Stelle des Badeunfalls Blumen und ein Foto aufgestellt.
Freunde haben an der Stelle des Badeunfalls Blumen und ein Foto aufgestellt. © Mike Schmalz

MÜNCHEN - Von Sebastian S. fehlt immer noch jede Spur. Die Isar hat den 30-Jährigen, der am Wochenende ins Wasser sprang, noch nicht freigegeben. Ein Wasserwachtler nennt die Stellen, die Schwimmer unbedingt meiden sollten.

Von Sebastian S. fehlt immer noch jede Spur. Die Isar hat ihn noch nicht freigegeben. Am Samstag war der 30-Jährige mit seinem Freund Sebastian W. (26) nach einem Biergartenbesuch bei Unterföhring in die eiskalten Fluten gesprungen (AZ berichtete). Tödlicher Leichtsinn: Die beiden Freunde wurden unter Wasser gerissen. Sebastian W. konnte nur noch tot geborgen werden. Sein Spezl wird vermisst. Gestern suchte die Polizei das Ufer ab. Vergeblich. „Wenn das nicht erfolgreich ist, muss davon ausgegangen werden, dass er erst gefunden wird, wenn das Hochwasser zurückgegangen ist“, sagte ein Polizeisprecher.

Wie gefährlich ist die Isar wirklich? Rudolf Brettner, technischer Leiter bei der Kreiswasserwacht München, nennt einige Stellen entlang der Isar, die Schwimmer unbedingt meiden sollten:

Hier ist die Isar gefährlich:

Den Bereich zwischen der Dietersheimer Brücke und der Mollbrücke – dort geschah am Osterwochenende der schreckliche Unfall. Wenn die Isar viel Wasser führt, bilden sich stellenweise Wasserwalzen. Sie können Badenden zum Verhängnis werden. Grundsätzlich muss man berücksichtigen: „Wo Bauwerke sind, ist es gefährlich!“ so Wasserwachtler Brettner.

Im Stadtgebiet gilt das zum Beispiel für die Corneliusbrücke oder auch für den Bereich am Deutschen Museum. An Brücken entsteht oft so genanntes Kehrwasser – das heißt, die Isar fließt in die entgegengesetzte Richtung. Die Folge: Strudel.

Wo man schlechte Chancen hat, wieder rauszukommen:

„Auch an der Maximiliansbrücke sollte man unter keinen Umständen schwimmen“, sagt Brettner. Dort habe man schlechte Chancen, wieder rauszukommen. Selbst für versierte Rettungskräfte ist der Einsatz in diesem Bereich wegen der Strömungen gefährlich. Am dortigen Wasser-Rechen werden immer wieder Leichen geborgen.

„Wenn man sich an die Spielregeln hält, kann relativ wenig passieren“, betont Brettner. Noch immer gilt im Stadtgebiet die Bade- und Bootsverordnung von 1976. Sie besagt, dass es verboten ist, „in fließenden oberirdischen Gewässern“ zu baden. Das Verbot kennt nur vier Ausnahmen: Am Flaucher, unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke, oberhalb der Reichenbachbrücke und an der Max-Joseph-Brücke ist Baden erlaubt.

Die Badeverordnung soll geändert werden

Derzeit wird im Umweltreferat an einer Novellierung gearbeitet. „Es gibt künftig viel mehr Stellen, wo gebadet werden darf – überall dort, wo renaturiert worden und ein flaucherähnlicher Zustand entstanden ist“, erklärt Umweltreferent Joachim Lorenz. Allerdings werde die Novellierung wohl nicht vor den Sommerferien fertig werden. Denn in der Verordnung soll auch das Surfen geregelt werden.

Und die Dauer-Debatte über die Eisbachwelle hat noch kein Ende gefunden. Der Freistaat hat der Stadt angeboten, das Grundstück zu übertragen. Jetzt müssen noch Haftungsfragen geklärt werden. Das heißt im Klartext: Die Münchner werden wohl noch eine Zeit lang reihenweise gegen veraltete Vorschriften verstoßen. Übrigens ungestraft: 2008 hat das KVR keinen Bußgeldbescheid erlassen.

Julia Lenders

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