So fit sind die Rathaus-Grünen

MÜNCHEN Halbzeit is’ – aber von Pause kann keine Rede sein. Dribbling, Flankenwechsel: Bloß nicht aus der Übung kommen – beim GRV von 1990, dem Grünen Rathaus- Verein.
Seit 1990 regiert der im Rathaus mit. Und aktuell ist gerade Halbzeit: Drei Jahre nach dem Anpfiff mit der Rathauswahl 2008 und drei Jahre vor dem großen Finale um den Regierungs-Klassenerhalt im Rathaus – und um den ersehnten OB-Sieg im Jahre 2014.
Dafür brauchen die Münchner Grünen nicht erst den Kick aus Stuttgart, als dort am Sonntag die Atomkraft die schwäbischen Spielfreunde an die Regierung brachte. Denn hier waren die Grünen schon bei den beiden vorangegangenen Europa-Wahl-Spielen auf Platz zwei – vor den Roten.
Und so geht bei den Roten heute die Angst um, dass die Grünen sie im Jahre 2014 in die Zweitklassigkeit schicken: Kein Spielführer mehr, der OB ist (wenn ihr Ude in Rente geht), und nur noch die Nummer zwei in Sachen Mannschaftsstärke im Rathaus.
Die Rathaus-Grünen rufen zur Attacke. Sie spüren Rückenwind. Doch wie sich das für einen Münchner Verein gehört (die Grünen sind da wie die blauen Sechzger), sind ihre Anhänger manchmal unberechenbar. Manchmal werfen sie den eigenen Stars vor, es gehe ihnen bloß um Machterhalt. In der Frage der Olympia-Bewerbung war das so, bei der Stammstrecke auch.
So sägt die Mannschaft gern am Stuhl von Nicolaus Hoenning, der als Chef der Stadt-Grünen so etwas wie der Vereinspräsident ist. Einer, der seine Schützlinge öffentlich immer wieder gern vorführt.
Hier die Aufstellung:
Sturmspitze: Sigi Benker. Er schwört die Fans ein: „Die Grünen haben die Stadt verändert, ohne uns gäbe es keine Fachstelle gegen Rechtsextreme, kein Eine-Welt-Haus, keine nachhaltige Energiepolitik, kein Zentrum für Opfer und Gewalt. Wir haben die Protestthemen in den Stadtrat gebracht.“ Sicher verwandelt.
Abwehrchefin: Lydia Dietrich. Sie geht keinem Konflikt mit den Roten aus dem Weg. Sie pfeift auch Ude zusammen, wenn der einen Treffer für sich reklamiert, den die Grünen erzielt haben (wie bei der Energiewende). Sie ist zäh, klug und kampfstark. Sie liebt den Konter von hinten heraus.
Linksaußen: Gülseren Demirel. Die Kurdin, die aus der K-Szene kommt. Ihre Spezialität: Integration, Moscheen, muslimische Frauen. Da muss man wendig sein.
Mittelfeld: Sabine Nallinger. Die Verkehrsexpertin ist erst seit dieser Spielzeit dabei, hat einen exzellenten Ruf: viel Schwung, hoher Einsatz, viel Drang nach vorne.
Dribbelkünstler: Florian Roth. Von Kultur bis zum gläsernen Rathaus – er sucht sich philosophisch seine Position.
Torwart: Hep Monatzeder. Ob Radlclown oder Klinik-Skandal – er muss die knallharten Dinger halten. Und tut’s.
Fahrer: Paul Bickelbacher. Radl- und Verkehrspolitik sind seines. Er ist auf Außenposten mit Kassier Boris Schwartz.
Mannschaftsarzt: Dr. med. Florian Vogel. Selten bei Spielen, weil der Doc meist in seiner Klinik Patienten heilen muss.
Wasserträgerin: Jutta Koller. Sie ist außerhalb des Spielfelds laufstark für Kinder und Soziales unterwegs.
Und Trainer? Einen Trainer gibt es nicht. „Hier quatscht jeder mit“, flüstert ein Austauschspieler.