So feierten die kleinen Parteien

MÜNCHEN - Die Grünen triumphieren, die FDP erzielt ihr bestes Ergebnis seit 34 Jahren und Die Linke zieht mit 3 Sitzen in den Stadtrat ein. Die kleinen Parteien feiern.
Triumph in Grün
Kurz nach den ersten Hochrechnungen um 18.30 Uhr trabt Hep Monatzeder noch kopfschüttelnd die Treppe runter im Kreisverwaltungsreferat und blockt die wartenden Journalisten ab: „Ich sag’ noch nix. Gar nix.“ Eine Stunde später: breites Lachen, lautes Jubeln, großes Prost vor den Bildschirmen – da stimmt der grüne OB-Kandidat laut mit ein in den Jubel seiner Grünen.
3,4 Prozent erreicht Monatzeder als OBKandidat, 0,7 Prozent mehr als 2002. Seine Stadtrats-Grünen verbuchen einen Zugewinn, den so satt nicht mal sie selbst erwartet haben: „Gut, dass ich als Zugpferd vorn auf der Liste stand“, sagt der grüne Bürgermeister denn keck. Vor allem habe das Thema Klimaschutz die Münchner überzeugt. Auch Rats-Fraktionschef Sigi Benker, Ehefrau Angelika Lex und die Töchter Anna (13) und Miriam (10) im Arm, frohlockt: „Ein triumphaler Erfolg! Nach 18 Jahren im Stadtrat so zuzulegen, ein Wahnsinn!“ Die Verluste der CSU kommentieren die Grünen, die im Stemmerhof noch lange feierten, nur knapp: „Das haben sie jetzt von ihrem Prügelplakat.“
Bestes Ergebnis seit 34 Jahren
Sie stehen in kleinen Grüppchen, stoßen sich die Ellbogen in die Seiten und prosten sich grinsend zu: Die Münchner FDP im kollektiven Glücksrausch! „Ich bin sehr, sehr glücklich!“, sagt strahlend FDP-OB-KandidatMichaelMattar, der mit seinen Parteigenossen gebannt auf die Bildschirme starrt und die Zahlen für die Münchner Liberalen kaum glauben kann. 2,7 Prozent für Mattar – 1,2 Prozent mehr, als bei der letzten Wahl Münchens FDP-Chef Rainer Stinner als OBKandidat einfuhr.
„Das ist fulminant, das beste Münchner Ergebnis seit 20 Jahren“, jubiliert Mattar. Und Stinner, beinahe stimmlos, „weil ich in den letzten Wochen jeden Wähler auf der Straße einzeln überzeugt habe“, freut sich: „Unser Hauptziel, nach 34 Jahren außerdem mal Fraktionsstärke im Stadtrat zu haben, haben wir erreicht.“ Noch bis tief in die Nacht feierten die Liberalen gestern im Paulaner am Kapuzinerplatz. Stadträtin Gabriele Neff, die sich trotz Fieber-Attacke das Anstoßen nicht nehmen ließ: „Das ist die Belohnung für sechs Jahre gute Arbeit. Wir sind einfach ein tolles Team.“
Drei Sitze für Die Linke
Beste Stimmung herrscht im Zunfthaus. Dort feiert Die Linke ihre Wahlparty. Auf rund 4 Prozent kommt die Partei ersten Prognosen zufolge. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis und bestätigt unsere Politik der vergangenen Jahre“, sagt Brigitte Wolf. Die 45-Jährige war bei der letzten Wahl in den Stadtrat eingezogen, damals noch für die PDS. Sollte es bei den vier Prozent bleiben, bekommt sie künftig Unterstützung von zwei weiteren Genossen.
„Das verbessert die Ausgangsbasis für unsere Arbeit natürlich sehr“, so Wolf. Ein neues Gesicht der Linken im Stadtrat könnte Dagmar Henn sein. Sie freut sich ebenfalls über das gute Abschneiden – trotz der geringen Wahlbeteiligung. „Ich denke, große Teile der Bevölkerung sehen sich von der Politik nicht mehr vertreten“, sagt sie. „Mein persönliches Ziel ist es, die Realität der Menschen, deren Einkommen in München nicht mehr zum Leben reicht, in die Öffentlichkeit zu rücken.“ Und ihr Mitbewerber Stefan Weidinger meint: „Wir sind ein neuer, unbequemer Part in diesem Stadtrat.“
iko/klee