So einen Dachpool hätten wir gerne auch in München!

Irgendwie sind wir ja dann doch ganz gut durch den Sommer gekommen. Am See: freie Plätze auf den Liegewiesen. Im Freibad: kein kilometerlanges Schlangestehen an der Kasse. Am Überangebot an Bademöglichkeiten lag das aber sicher nicht – dann schon eher am Wetter.
Nach einem eher mäßigen Sommer war es dank Saharaluft in den vergangenen Tagen noch einmal richtig heiß. Monsterstaus in Richtung Lußsee, Ölsardinen-Feeling im Westbad. Da konnte man erahnen, wie eng es am Wasser in den kommenden Jahren werden könnte.
230 000 Neue bis 2030 – auch die wollen sicher mal baden
München wird bis 2030 um die Größe einer Stadt wie Karlsruhe oder Freiburg wachsen. Geschätzt 230 000 Einwohner mehr wird die Stadt dann zählen. Und natürlich: Die wollen sich im Sommer dann zwischendrin auch alle mal ein bisschen abkühlen.
Im Referat von Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteifrei) hält man Wasser zwar für ein Thema, das man in Zukunft stärker erlebbar machen muss. Die Pläne für das riesige Neubauviertel im Münchner Nord-Osten sehen dort deshalb auch einen künstlichen See vor. „Realistischerweise müssen wir aber zugeben, dass wir nicht jedes Wohnquartier mit einem eigenen Gewässer ausstatten können“, so Pressesprecher Martin Klamt.
Auch über das Floriansmühlbad wird gerade diskutiert
Bademöglichkeiten werden in München also auch künftig nicht einfach so aus dem Boden schießen. An der Isar soll in den nächsten Jahren ein Flussbad entstehen. Und auch über eine Reaktivierung des Floriansmühlbads in Freimann wird gerade debattiert. Das war’s dann aber auch schon mit neuen Plantschmöglichkeiten.
Die Münchner Stadtwerke (SWM) jedenfalls planen nach derzeitigem Stand keine neuen Freibäder. Die Badeanstalten fahren ohnehin jedes Jahr ein zweistelliges Millionendefizit ein. Da will man ungern in neue Miese investieren. Die Stadtwerke berufen sich dabei auf das sogenannte „Münchner Bäderkonzept“.
Platzsparendes Bauen: Turnhalle zum Draufklettern
Mitte der 90er Jahre gab es in München schon einmal eine Phase voller Badefrust. Bäder, die eigentlich ganz auf das Schul- und Sportschwimmen ausgerichtet waren, wurden damals deshalb zu modernen Freizeitstätten umgebaut, um den Nutzungsdruck ein bisschen besser zu verteilen.
Mehr könne man aktuell nicht tun, heißt es bei den Stadtwerken. Es sei denn, der Stadtrat würde irgendwann ein neues Freibad für nötig erachten, so SWM-Sprecher Michael Solic, dann werde man sich dem Bau freilich nicht versperren.
Ein kleines Problem gebe es dann freilich immer noch: Denn wo soll so ein neues Freibad denn bitteschön hin? München ist schließlich schon jetzt zugebaut wie kaum eine andere Stadt. So ein schnuckliges 100-Meter-Becken, vielleicht sogar noch mit Wasserrutsche und Sprungturm, das passt nicht in jeden beliebigen Vorgarten.
In London kommt der "Sky Pool"
Womöglich könnte sich da ein Blick nach London lohnen, auch eine Stadt mit großer Flächenknappheit. Dort hat man begonnen, Schwimmbecken einfach in die Luft zu verlagern. Kommendes Jahr zum Beispiel soll der sogenannte „Sky Pool“ eröffnet werden, ein schwebendes Himmelsschwimmbad, das in 35 Metern Höhe einfach über zwei Hochhäuser geschlagen wird.
Im Stadtrat ist man für solche Ideen durchaus aufgeschlossen – wobei bei künftigen Entscheidungen vermutlich nicht der „Sky Pool“ als Vorbild dienen wird. Denn zum einen eigne sich sicher nicht jedes Hochhaus in München für einen Dachpool, zum anderen würden für die Mieter dadurch die Nebenkosten in astronomische Höhen schnellen, sagt Kristina Frank, die sportpolitische Sprecherin der CSU.
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Eine andere Lösung hält sie aber durchaus für machbar. Schließlich baut die Stadt gerade unzählige neue Schulen. 39 Baumaßnahmen stehen in den nächsten Jahren an. Warum nicht auf das eine oder andere Schulgebäude ein Schwimmbecken draufsetzen?
Probleme mit den Nebenkosten gäbe es da jedenfalls nicht, zahlt ja schließlich die Stadt. „Und die Becken könnte man abends dann auch gut der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen“, so Frank.
Andere Städte haben überhaupt keinen See in der Nähe
Ob sich die Stadt auf diese Idee einlässt? Die nächsten Monate werden es zeigen. Und falls nicht: Gar so schlimm jammern müsse man ja auch nicht, so Martin Klamt vom Planungsreferat. Schließlich gebe es Städte, „wo es im Umkreis von 300 Kilometern keinen einzigen See gibt.“
Recht hat er! Aber so ein Dachpool: Schee warad’s fei scho.