So ehrlich sind wir wirklich

Egal, ob es sich um Bargeld oder andere Fundsachen handelt – die Münchner landen bei einer Untersuchung in deutschen Großstädten in Sachen Ehrlichkeit ganz weit vorne. Auch beim AZ-Test am Flaucher zahlten die meisten, obwohl ein volles Tragerl Bier unbewacht auf der Brücke stand.
von  Abendzeitung
Am Flaucher stellte die AZ ein Tragl Bier auf. Auch dieser Mann bezahlte den geforderten Betrag.
Am Flaucher stellte die AZ ein Tragl Bier auf. Auch dieser Mann bezahlte den geforderten Betrag. © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Egal, ob es sich um Bargeld oder andere Fundsachen handelt – die Münchner landen bei einer Untersuchung in deutschen Großstädten in Sachen Ehrlichkeit ganz weit vorne. Auch beim AZ-Test am Flaucher zahlten die meisten, obwohl ein volles Tragerl Bier unbewacht auf der Brücke stand.

Ehrlich währt am längsten. Das gilt in Berlin. Aber das wissen offensichtlich auch die Münchner. Laut einer aktuellen Studie des Fundbüroportals „Fundbuero24“ ist München nach Berlin die ehrlichste Stadt Deutschlands. Eine anständige Leistung.

München liegt mit einer Meldequote von 22,2 Prozent für verlorene Gegenstände nur unwesentlich hinter der Hauptstadt (26,3 Prozent). Es folgen Frankfurt (14,3 Prozent), Hamburg (11,6 Prozent) und Köln (6,59 Prozent). Schlusslicht ist Stuttgart mit einer Meldequote von nur 4,27 Prozent.

60.000 verlorene Gegenstände abgegeben

Respekt verdienen die Münchner vor allem für ihren verantwortungsvollen Umgang mit gefundenem Bargeld. Allein in der vergangenen Woche haben ehrliche Finder im städtischen Fundbüro an der Oetztaler Straße Geldscheine im Gesamtwert von über 3000 Euro zurückgegeben. Insgesamt wurden 2007 in München rund 60000 verlorene Gegenstände abgegeben. „Das zeugt von einer ausgewiesenen Ehrlichkeit“, lobt Leiterin Sabine Eisenhauer.

Gute Noten verteilt auch Manfred Wolf, der im Münchner Westen zahlreiche Blumenfelder zum Selbstpflücken betreibt: „Obwohl niemand dort kontrolliert, ob man für die Blumen tatsächlich Geld hinterlassen hat, bezahlt doch immer die Mehrzahl der Kunden den korrekten Betrag“, erzählt er. In der Erdbeer-Saison gibt es so gut wie niemanden, der ohne zu bezahlen davonfährt.

Mehr Zechprellerei durch Rauchverbot

Bleibt die Frage: Wie halten’s die Münchner mit dem Bier, wenn plötzlich ein volles Tragl unbewacht, nur mit dem Zettel „Selbstbedienung: Ein Bier – ein Euro“, vor ihnen steht? Am Flaucher machte die AZ den Test. Ergebnis: Von 20 Flaschen wurden immerhin 15 ordnungsgemäß bezahlt. 15,23 Euro lagen am Ende im Becher.

Zu heftig sollten sich die Münchner angesichts dieser Fakten allerdings nicht auf die Schulter klopfen. Wenn’s ums Bezahlen im Wirtshaus geht, nehmen es viele anscheinend nicht allzu genau. „Seit der Einführung des Rauchverbots mehren sich die Fälle der Zechprellerei“, sagt Heinrich Kohlhuber vom Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur. Das Problem der Wirte: Bisher konnte er einen Gast ansprechen, wenn er ohne zu zahlen gehen wollte. Heute sei unklar: „Geht er nur zum Rauchen – oder geht er heim?“

Also beim nächsten Wirtshaus-Besuch ans Bezahlen denken – wir Münchner haben schließlich einen Ruf zu verlieren.

Daniel Aschoff

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.