"Friedlich, aber...": So bewertet die Staatsanwaltschaft die EM in München

München - Insgesamt betrachtet war es eine friedliche EM. Gleichwohl registrierte die Staatsanwaltschaft München I insgesamt 364 Straftaten von der Körperverletzung bis zum Landfriedensbruch im Zusammenhang mit dem Fußballfest. Sieben spezialisierte Staatsanwälte und Staatsanwältinnen waren im Dauereinsatz, berichtet Staatsanwalt Martin Salomon.
Den mit 80 Fällen größten Teil machten Körperverletzungsdelikte aus, gefolgt von 67 Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz durch Pyrotechnik. Nur vier dieser Verstöße werden als Straftaten bewertet, der Rest als Ordnungswidrigkeit, erläutert Salomon. Den Unterschied mache die Qualität der Böller aus.
Darüber hinaus registrierte die Polizei 41 Sachbeschädigungen durch Graffiti und 38 Fälle von Hausfriedensbruch. Darunter fallen nach Angaben von Staatsanwalt Salomon Flitzer, die aufs Spielfeld rannten, oder "Drehkreuzspringer", die ohne gültiges Ticket ins Stadion wollten.
Im Maskottchenkostüm ins Stadion geschlichen
Unter Straftaten mit EM-Bezug haben die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft Fälle zusammengetragen, die sich im Stadion oder im unmittelbaren Bereich darum zugetragen haben, in Fan-Zonen, beim Public Viewing oder wenn Fan-Gruppen aufeinandertrafen.
Auch der Fall eines Youtubers taucht in der polizeilichen Statistik auf. Der Mann hatte sich, unterstützt von zwei Mittätern, in einem selbst gebastelten Maskottchen "Albärt" ins Stadion geschlichen. Weil er dafür auch eine falsche Akkreditierung und einen Parkschein für das Eröffnungsspiel gegen Schottland erstellte, wird gegen ihn wegen Urkundenfälschung und Erschleichung von Leistungen ermittelt. Billig war die Chose nicht. Für sein Maskottchen-Kostüm musste der Mann 3000 Euro berappen.
Sein Motiv: Der Plan sei es gewesen, durch die Aktion auf Lücken im Sicherheitssystem der Uefa hinzuweisen, gab er hinterher an.
Sieben serbische Fans weiter in U-Haft
Nach Ausschreitungen auf dem Marienplatz vor dem Spiel Dänemark gegen Serbien sitzen noch immer sieben serbische Fans in Untersuchungshaft, in einem Fall sei Haftprüfung beantragt worden. Den Fans wird Landfriedensbruch vorgeworfen.
Bei der Randale am 25. Juni waren mehrere Polizisten leicht verletzt worden, ein unbeteiligter Passant erlitt eine blutende Platzwunde hinter dem Ohr. Insgesamt ermittelte die Staatsanwaltschaft zehn Beschuldigte. Gegen den einzigen Heranwachsenden aus der ansonsten erwachsenen Gruppe sei bereits Anklage beim Jugendrichter erhoben worden.