So betrifft der Klimawandel München
München - Um bis zu 3,4 Grad wird die Durchschnittstemperatur auf der Erde in den nächsten 80 Jahren steigen, glauben Klimaexperten. Heißt: Die Sommer werden heißer, die Überschwemmungen massiver, die Stürme gefährlicher.
Wie sehr die Folgen des Klimawandels auch München treffen, hat das Umweltreferat nun mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in einer Studie untersucht.
Eine neue „Klimafunktionskarte“, die am Dienstag im Stadtrat vorgestellt wird, zeigt, welche Bereiche der Stadt künftig besonders unterm Wetter zu leiden haben. Die AZ sprach mit Umweltreferenten Joachim Lorenz (Grüne).
AZ: Herr Lorenz, wie ist Ihre Klimaprognose für München für die nächsten Jahrzehnte?
JOACHIM LORENZ: Wir werden sehr lange, glutheiße Sommer haben, im Frühjahr viel Regen, an Pfingsten Überschwemmungen und generell steigendes Grundwasser, vor allem im Osten Münchens und nördlich der Bahnlinie zwischen Pasing, Haupt- und Ostbahnhof. Die Experten rechnen, dass wir um 2080 108 Sommertage haben werden – doppelt so viele wie heute. Das größte Problem werden wir nachts haben, wenn die Stadt nur wenig abkühlt.
Wie verteilt sich die Hitze?
In den Innenbereichen wie der Altstadt, Isarvorstadt oder Schwanthalerhöhe erreichen wir ja im Sommer mittags jetzt schon bis zu 37 Grad. Kaum besser ist es in Schwabing, Neuhausen oder Haidhausen. Die luftigsten Fleckerl sind entlang der Isar, am Nymphenburger Kanal und um die Seen in Langwied oder Feldmoching.
Weil es da noch Windschneisen und Freiflächen gibt?
Ja. Weil München sehr dicht bebaut und stark versiegelt ist, entstehen Wärmeinseln, in denen es zwei bis drei Grad heißer ist als im Umland. Nachts gibt’s sogar Unterschiede bis zu zehn Grad. So richtig durchlüfet wird die Stadt nur da, wo wir Schneisen in der Bebauung haben, die die kühle Frischluft aus den Alpen durchlassen.
Wie bedrohlich ist das Hitze-Szenario für die Gesundheit?
Vor allem ältere, chronisch kranke Menschen und Kinder werden unter dem Hitzestress leiden, er fördert beispielsweise Herz- und Kreislauferkrankungen.
Wie kann München sich langfristig auf den Klimawandel einstellen?
Wir brauchen ein Umdenken, vor allem beim Thema Bauen. Auch wenn wir mehr Wohnungen brauchen – wir müssen breite Grünzüge für die Luftzufuhr aus dem Süden freilassen, bestehende Wälder erhalten, Dächer und Höfe begrünen und in der Stadt große, zusammenhängende Grünflächen schaffen. Ein Autobahnsüdring oder ein großes Parkhaus am Tierpark in der Isarschneise ist für die Belüftung der Innenstadt zum Beispiel kontraproduktiv.
Werden die Pflanzen in München, wie die Kastanien, so heiße Sommer überstehen?
Da laufen unsere Studien noch. Laubbäume sind teilweise robuster als Nadelbäume. Ich denke, für die Biergartenkastanie schaut es nicht so schlecht aus.
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