So bekämpft die Stadt die Taubenplage

Der Kot der Stadtvögel richtet viel Schaden an. Taubenhäuser haben sich bewährt – so wie das auf dem Karstadt an der Münchner Freiheit.  
von  Jasmin Menrad
onika Schüllenbach (links), die den Schlag betreut und Bettina Messinger (SPD) zeigen die Eier-Ausbeute weniger Tage.
onika Schüllenbach (links), die den Schlag betreut und Bettina Messinger (SPD) zeigen die Eier-Ausbeute weniger Tage. © Feindt

Der Kot der Stadtvögel richtet viel Schaden an. Taubenhäuser haben sich bewährt – so wie das auf dem Karstadt an der Münchner Freiheit

MÜNCHEN In jeder Mittagspause geht die Kosmetikerin Monika Schüllenbach zum Karstadt an der Münchner Freiheit. Durch den Verwaltungstrakt geht die Frau aufs Dach und kraxelt eine steile Leiter hoch. Über den Dächern Schwabings wird sie von ihren 250 Tauben dann schon erwartet.

Das Taubenhaus auf dem Kaufhausdach betreut Schüllenbach seit einem Jahr. Zuvor hatte Karstadt viel versucht: Stahlspitzen und Netze angebracht, doch die Kundenbeschwerden brachen nicht ab.

Mit dem Tierschutzverein hat man eine Lösung gefunden, die in Augsburg seit Jahren erfolgreich praktiziert wird: Stahlspitzen und Netze vertreiben die Taube von ihren angestammten Plätzen – Schüllenbach lockt sie auf das Dach, wo der Tierschutzverein ein Taubenhaus betreibt. Im August 2011 setzte Schüllenbach verletzte Tauben in den Schlag, um das Vertrauen der anderen Tiere zu gewinnen und lockte sie mit Futter.

Bis zu zwölf Kilo Kot produziert eine Taube im Jahr. Schätzungsweise 40000 leben in München. Den Großteil ihres Kotes machen die Tiere an der Münchner Freiheit in den Taubenschlag, nicht mehr auf Fassaden und Gehwege. Schüllenbach säubert das Taubenhaus dreimal in der Woche. „Eigentlich müsste ich nicht so oft putzen, aber ich hab es gerne sauber“, sagt die Tierschützerin. Täglich sucht sie Eier und tauscht diese gegen Kunststoff-Attrappen aus. Die Stadttauben sind verwilderte Haustauben, die so gezüchtet wurden, dass sie sehr fruchtbar sind. Bis zu zwölf Junge bekommt ein Paar im Jahr, etwa jede sechste Taube erreicht das erste Lebensjahr.

Heuer hat sich laut Karstadt noch kein Kunde über Kleckser auf der Kleidung beschwert.

Auch auf den Hauptbahnhof soll ein Taubenhaus. Das 12000 Euro teure Taubenhaus ist schon bestellt und wird innerhalb der nächsten Monate aufgebaut. Doch momentan wird noch diskutiert, wer die 400 Euro-Stelle, die man zur Pflege schaffen würde, bezahlt. Ein Jurist, der in seiner Freizeit bereits an der Münchner Freiheit mithilft, hat sich bereit erklärt, sich am Hauptbahnhof zu kümmern. Mehrere Stunden Arbeit würde er in der Woche investieren. Dafür soll er eine Aufwandsentschädigung bekommen. Wenn das Taubenhaus steht, könnte er aber auch anfangen, bevor die Geldfrage geklärt ist, sagt der Tierschutzverein.

Im Stadtrat ist man sich einig. Alle Fraktionen sind dafür, dass mehr Taubenhäuser gebaut werden müssen. Doch geht’s um Standorte, will keiner die Taube auf dem Dach. Beim Neubau des Referats für Gesundheit und Umwelt in der Bayerstraße könnte man von vorne herein ein Taubenhaus miteinplanen. Eigentlich. Doch jetzt heißt es, man müsse erst prüfen, ob eine Notwendigkeit besteht. Ob die Stadtplaner mal durch die taubengeplagte Paul-Heyse-Unterführung geradelt sind?

Jetzt ist die Stadt auf der Suche nach Standorten. Auch am Viktualienmarkt muss dringend etwas gegen die Tauben getan werden. Mit dem Pfarrer von St. Maximilian, Rainer Schießler, ist die Stadt im Gespräch. Auch das Stadtmuseum nennt die SPD-Fraktion, die sich das Thema auf die Fahnen geschrieben haben, als möglichen Standort. Andere Vorschläge wie das Tonnenhaus wurden vom Kommunalreferat abgeschmettert.

Den Tauben am Stachus will die SPD-Fraktion mit einem Taubenschlag auf dem Amtsgericht in der Pacellistraße Herr werden. Und unter der Donnersbergerbrücke könnte man einen städtischen Parkplatz als betreutes Wohnen für Tauben nutzen.

 

Lesen Sie in der Donnerstagsausgabe Ihrer AZ warum Taubenfüttern verboten ist und wie die Stadt bisher versucht hat, das Taubenproblem zu lösen.

 

 

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