So arbeiten die Münchner im Jahr 2025
Die Erwerbstätigenprognose blickt 14 Jahre in die Zukunft: Die Nachfrage nach Arbeitsplätzen in München wird weiter steigen – aber nicht überall.
München - Diese Frage interessiert nicht nur die Stadtplaner brennend: Wie entwickelt sich der Münchner Arbeitsmarkt in den nächsten 14 Jahren, also bis zum Jahr 2025? Das Institut „empirica” gibt in seiner neuen Erwerbstätigenprognose für die Region München einen Ausblick. Auf 135 Seiten hat es seine Ergebnisse zusammengetragen. Die zentrale Aussage: Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird in der Stadt und im Umland weiter stabil steigen. Die Region München entwickelt sich dabei immer mehr zu einer Management- und Forschungsregion. Die Zahl der Büroarbeitsplätze steigt.
Interessant sind vor allem die Details: Welche Branchen gehören zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern? Die spannendsten Fakten im Überblick:
Zuerst der Blick aufs große Ganze: Die Beschäftigung in der Region wird zwar etwas geringer ansteigen als zuletzt erwartet – aber deutlich über dem Bundestrend liegen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird bis 2025 um knapp 57000 auf 1,19 Millionen zunehmen – also um fünf Prozent. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen, dazu zählen dann auch Selbstständige, Freiberufler oder Beamte, steigt um 112000, das entspricht einem Plus von fast sieben Prozent. Bis 2025 wird mit rund 1,7 Millionen Erwerbstätigen gerechnet.
In der Stadt ist der Zuwachs nicht ganz so dynamisch wie drumherum. „Im Umland ist durch die Ausweisung entsprechender Gebiete mehr Raum da für Entwicklung”, erklärt Wirtschaftsreferent Dieter Reiter. In München nimmt die Gesamtzahl der Erwerbstätigen laut Prognose aber immerhin auch noch um 4,1 Prozent zu, auf 993300 im Jahr 2025. Betrachtet man aber nur das Umland (ohne die Stadt) liegt das Wachstum dort deutlich höher – bei 10,9 Prozent. Das Vergleichsjahr ist 2008.
Klar ist: Der Dienstleistungsbereich wird weiter wachsen, während das Verarbeitende Gewerbe seine Arbeitsplätze halten kann. Einige Branchen legen ganz besonders stark zu. Als Gewinner sieht die Prognose in der Gesamtregion zum Beispiel die Medizin-, Mess- und Steuertechnik mit einem Plus von 18,4 Prozent, und den Bereich „Erziehung und Unterricht mit knapp 24 Prozent mehr Erwerbstätigen.
Auf Platz zwei unter den Spitzenreitern der Branchen landet der Sektor Forschung und Entwicklung, dem 40 Prozent mehr Erwerbstätige vorhergesagt werden. Das größte Wachstumspotenzial wird den „mit Kredit- und Versicherungswesen verbundenen Tätigkeiten” zugetraut. Das prognostizierte Plus: 42,5 Prozent.
Einige Branchen müssen sich dagegen darauf einrichten, zu schrumpfen. Die Verlierer sind etwa in der Metallerzeugung und -verarbeitung (-50,2 Prozent) zu finden oder in der Textil-, Bekleidungs- und Lederbranche (-46,7).
Auch das Baugewerbe wird in 14 Jahren wohl deutlich weniger Erwerbstätige haben. Die Prognose sieht ein Minus von fast 30 Prozent. Die Flächen werden weniger – und mit ihnen die Aufträge.
Die Arbeitsmarkt-Entwicklung in den einzelnen Landkreisen unterscheidet sich stark (siehe Kasten). Am deutlichsten legen die Landkreise Landsberg am Lech (15,7 Prozent) und Ebersberg (15,5 Prozent) bis zum Jahr 2025 zu.
Dagegen verändert sich in Fürstenfeldbruck kaum etwas. Dort sollen in 14 Jahren gerade Mal 0,9 Prozent Menschen mehr arbeiten als im Vergleichsjahr 2008.
Kann der Bedarf an Arbeitskräften überhaupt gedeckt werden? Einen quantitativen Engpass sieht die Prognose nicht. Auch wegen Faktoren wie früherer Studienbeginn, späterer Renteneintritt oder der Tatsache, dass immer mehr Frauen arbeiten. In den kommenden Jahren wird sich aber ein Fachkräftemangel bemerkbar machen, den einige Branchen schon heute beklagen. München wird auf Zuwanderung angewiesen sein.
Die Studie gibt der Politik Handlungsempfehlungen. Die wichtigsten in aller Kürze: Die Stadt soll ihr Kinderbetreuungsangebot und den öffentlichen Nahverkehr weiter ausbauen – und bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Was tut die Stadt: Erst kürzlich schrieben OB Ude und Dieter Reiter große Unternehmen an, um ihnen die Einrichtung von Werkswohnungen für ihre Mitarbeiter schmackhaft zu machen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk plädiert außerdem für ein „regionales Flächenmanagement”, bei dem sich Stadt und Umland zusammentun. Außerdem sieht sie Potenziale, zum Beispiel in der Parkstadt Schwabing, Flächen für den Wohnungsbau zu gewinnen, die bisher für Büros vorgesehen waren.
Geht es nach ihr, bleibt es auch nicht beim Hochhaus-Tabu: An manchen Stellen könne die Stadt hohe Bauten vertragen. „Aber ich meine nicht, dass München die Hochhausstadt werden sollte. Das ist Unfug.”
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