Skandal um Polizei-Kalender
Zwölf Karikaturen sorgen für einen handfesten Skandal – jetzt hat Münchens Polizeipräsident verfügt, den Kalender abzuhängen. Die Polizei- Gewerkschaft wehrt sich und spricht von Zensur.
München - Mit dem Humor ist’s oft so eine Sache: Die einen klopfen sich auf die Schenkel, die anderen können gar nicht darüber lachen. Oder sind sogar peinlich berührt. So wie jetzt beim Wirbel um den Polizeikalender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).
Zwölf Karikaturen sorgen für einen handfesten Skandal. Rassistisch und geschmacklos, so lauten die Vorwürfe. Eine Zeichnung zeigt etwa einen festgenommenen Farbigen mit grob überzeichneten dicken roten Lippen, der sich gegen den Griff des Polizeibeamten wehrt und schreit: „Was heiß' hier Verdunkelungsgefahr?“ Eine andere zeigt einen Selbstmörder und einen Polizisten, der sagt: „Dann spring doch. Ich hab’ noch anderes zu tun...“
Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer sieht den Kalender als problematisch an – und hat schon Konsequenzen gezogen. Zwar sieht auch er die Freiheit der Kunst als wichtiges Grundrecht. „Dennoch gilt aus unserer Sicht, dass einige Blätter dieses Kalenders einen Geist widerspiegeln, der mit dem Selbstverständnis der Münchner Polizei nicht zu vereinbaren ist“, so Schmidbauer im Bayerischen Rundfunk. „Deswegen sind wir übereingekommen, dass dieser Kalender im Polizeipräsidium München nicht aufgehängt wird."
Jürgen Ascherl vom DPolG-Landesvorstand kann die Aufregung um den Kalender nicht verstehen. Er verweist auf die Freiheit des Künstlers und darauf, dass eine Karikatur ja grundsätzlich überzeichnet. Für ihn ist das erzwungene Abhängen des Kalenders einfach nur – Zensur.