Singspiel am Nockherberg: Der Star ist ein Halbblut - Uschi Glas!

Im Mittelpunkt der wilden Wild-West-Geschichte des diesjährigen Nockherberg steht das Duell zwischen Söder und Seehofer. Der Star ist aber ein Halbblut: Uschi Glas!
von  Jasmin Menrad
Das Singspiel präsentierte sich dieses Jahr im Western-Look.
Das Singspiel präsentierte sich dieses Jahr im Western-Look. © dpa

Nun ist der Tag gekommen, an dem jemand Markus Söder die Show gestohlen hat. Also nicht jemand, sondern Apanatschi-Uschi, der schwarzbezopfte Überraschungsgast beim Nockherberg-Western über "Die Glorreiche Sieben".

Der Druck auf das neue Singspielteam Richard Oehmann und Stefan Betz war brutal. Nach fünf glorreichen Jahren unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller sind der Kasperl-Regisseur Oehmann und der Grießnockerl-Drehbuchautor Betz Rosenmüllers Erbe bei der Salvator-Probe angetreten.

El Marco hat seine Jubelunion in die Heimat mitgebracht

Sie bleiben in Rosenmüllers Tradition, eine Geschichte zu erzählen, die sie auf einer opulenten Bühne im Wilden Westen ansiedeln. Eine kleine Stadt, die Heimat, wird von Indianern bedroht, da eilt "Die Glorreiche Sieben" zur Hilfe.

Die Sieben, das sind El Marco Söder (Stephan Zinner), Chorst Seehofer (Christoph Zrenner) und Ilsie Aigner (Angela Ascher). OB Reiter (Gerhard Wittmann) zählt rasch durch, und ja, die Sieben waren mal mehr. "Wir sind in unseren eigenen Kugelhagel geraten" sagt Chorst. Das freut den Totengräber (Claus Steigenberger). Aber wer braucht schon Helden, wenn El Marco in der Stadt ist?

Zumal Söder noch drei Jubel-Cowboys von der Jubelunion (Ferdinand Schmidt-Modrow, Andreas Unterreiner, Dominik Glöbl) mitgebracht hat. "Bitte, jetzt keinen Personenkult", bittet er. "Das ist auch eine Frage des Respekts vor den anderen. Das ist auch gar nicht der Stil von..." schnippt mit dem Finger und da stehen sie wieder mit ihren Schildern. "El Marco. Hossa. El Marco!"

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El Marco erlebt aber seine stärksten Bühnenmomente mit Chorst. Söders Abgesang (Musikalische Leitung und Komposition: Tobias Weber) auf Chorst hat das Zeug zum Hit, der von der CSU-Parteizentrale bis in die Flure des Kanzleramtes gesummt wird: "Radle, trampe, reite, doch bitte such das Weite! Sieh es ein, alter Chorst, du musst jetzt gehn."

Und wie traurig schleicht Chorst in Richtung Wüste gen texanischen Sonnenuntergang, um im letzten Moment auf dem Absatz kehrt zu machen. "Ja, ich habe verstanden. It’s time to say goodbye. Wenn alles getan ist, kann man mit reinem Herzen Pfürgott rufen. Pfürgott! Aber auch: Hallo, wenn man noch nicht alles erledigt hat. Ich wollt ja noch diese Startbahn bauen. Und verhindern!"

Ach Drehhofer, verweile doch, du bist so witzig, auch wenn du im Singspiel keinen eigenen Song (Musik: Café Unterzucker mit Maria Hafner und Evi Keglmaier) hattest.

Auch Ilsie mit ihrem fulminanten Schubkarrenballet und Sprüchen wie "Chefin? Interessant. Gibt’s Chef auch in weiblich?", wünscht man in solchen Nockherberg-Momenten von Herzen, dass sie noch viele Jahre von Angela Ascher auf dieser Bühne gespielt wird. Mei, es ist das altbekannte Problem des Nockherberges, dass man die Derbleckten danach ein bisserl zu lieb hat.

Ganz auf die Sieben kommen die Glorreichen im Laufe des kurzweiligen Westerns nie, aber sie casten noch Dr. Hoppy Reiter Hofreiter (Wowo Habdank) und Natascha Kohnen (Nikola Norgauer) dazu. Roter Schal und jeden mit "Genossinnen und Genossen" angesprochen, fertig ist das, was einen SPDler ausmacht. In ihrem Linedance-Lied singt sie folgerichtig: "Meine Präsenz ist zwar vollkommen, doch sie wird nicht wahrgenommen" und ihre Superkraft ist, dass sie sich unsichtbar machen kann – indem sie sich wie ein kleines Mädchen die Augen zuhält.

Merkel ist verschärft mit Federboa und Popo-Polstern

Hofreiter spielt die Rolle des lustigen Greenhorns und hat die Kalauer für sich verbucht. Nach seinem Lied scheint ihm tatsächlich die Sonne aus dem – nun ja, Sie wissen schon. Der Spruch "Meine Waffe ist der Humor" ist für die nächste tätliche Auseinandersetzung schon notiert und derer gibt’s in Bayern viele, schenkt man dem Singspiel Glauben.

"Guck mal Horst, wie urig. Hier erschießt man sich noch auf der Straße", sagt die etwas zerrupfte Merkel. Unter ihrem Balkon läuft der Showdown-Landler, die Sieben oder wie viele auch immer, haben sich gegen den Maulhelden Söder verschworen, es stören nur die Indianer bei diesem Putschversuch. Dazu später. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel (Antonia von Romatowski) wird auf dem Nockherberg eine besonders pikante Rolle zuteil.

Nennen wir sie Amüsierdame. Nach ihrer Show – "Seit zwölf Jahren dieselbe Show", wird gemault – zieht sie sich mit Chorst in ihr Zimmer zurück. "Müssen wir denn immer einen Dritten dabeihaben", fragt der. Worauf Angelina Merkel vorschlägt: "Komm, wir wecken den Martin nochmal auf und machen ein paar schmerzhafte Kompromisse." Ihr Auftritt mit Federn, aufgepolstertem Popes und verschärfter Langsamkeit: Herrlich!

Uschi kauft die Heimat auf

Vorbei ist’s mit der Herrlichkeit, als nach dem schluffigen Prolo-Indianer (Stefan Murr) das legendäre Halbblut Apanatschi (Uschi Glas) im legendären Halbblut Apanatschi-Kostüm zu Winnetou-Musik die Heimat betritt. Uschi hat die Heimat einfach aufgekauft. Dass die Mieten steigen, wenn die Häuser barrierefrei werden und der Saloon energiesparend saniert ist: irrelevant. "Sie wohnen ja dann eh woanders."

Und "Die Glorreiche Sieben"? Mei, die haben der Apanatschi ja schon so oft geholfen. "Einmal hams an finanziellen Engpass gehabt und wollten so a Komanchen-Sozial-Siedlung loswerden." Der GBW-Verkauf verfolgt Söder natürlich bis auf den Nockherberg. Wenn’s ums Geld geht, hilft’s auch nicht, dass Reiter seine schärfste Waffe zückt: den Appell ans Gewissen. Denn wie die Apanatschi sagt: "Mei, Heimat muss man sich auch leisten können." Dafür kein Bravo. Aber für ein Singspiel mit Humor als Waffe und einer gelungen Halbblut-Überraschung.


So kam das Singspiel bei den Gästen an:

Horst Seehofer: "Ich bin ja noch da, deshalb brauche ich kein eigenes Lied. Und der Abschiedssong war gut, auch wenn der Seehofer einfach nicht zu vertreiben ist. Merkts euch des!"

Christian Ude: "Das Spannungsverhältnis zwischen Söder und Seehofer war treffend und brutal auf den Punkt gebracht wie noch nie in einem Singspiel"

Ilse Aigner: "Im Singspiel fand ich die Überzeichnungen der Charaktere sehr gut, die Schauspieler selbst sind es natürlich auch!"

Hubert Aiwanger: "Ich bin zufrieden für meine Person. Ich hatte gerne eine Singspielrolle gehabt, das will ich gar nicht verhehlen, aber ich bin erwähnt worden, ich bin zufrieden."

Alexander Dobrindt: "Maut und Diesel sind Themen, die ich nicht mehr loswerde. Ich mag es deftig und das Publikum auch, das passt schon."

Thomas Lienenlüke: "Das war grandios! Das Leuchten in meinen Augen kommt nicht von den Scheinwerfern, das ist echt. Man kann die Singspiele aber sowieso nie vergleichen, man schafft da jedes Jahr etwas komplett Neues. Entspannt zuschauen konnte ich, nachdem Luise mit ihrer Rede fertig war. Ich bin froh über die Rede, die wir zusammen geschrieben haben und dass alle dichtgehalten haben, die wussten, dass sie aufhören will. Wir haben lange darüber gesprochen und es ist immer besser, selbstbestimmt aufzuhören."

Andreas Steinfatt: "Luise hat uns ihren Abschied im kleinen Kreis erst vor ein paar Tagen verkündet. Das hat uns alle überrascht. Deshalb gibt’s auch noch keinen Nachfolger."

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