Silvias schwerer Start ins Leben

Das Mädchen kommt mit einem Herzfehler zur Welt und liegt noch immer im Krankenhaus – wie AZ-Leser den Eltern von Silvia helfen können.
Julia Lenders |
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Die kleine Silvia bei ihrer Mutter auf dem Arm.
Katharina Alt Die kleine Silvia bei ihrer Mutter auf dem Arm.

Das Mädchen kommt mit einem Herzfehler zur Welt und liegt noch immer im Krankenhaus – wie AZ-Leser den Eltern von Silvia helfen können.

München - Die kleine Silvia hat heute einen guten Tag. Munter strampelt sie in ihrem Krankenhaus-Bettchen vor sich hin. Wenn da nur nicht diese Schläuche wären. Immer wieder versucht das vier Monate alte Baby, seine Nasensonde abzustreifen. Doch seine Mutter hindert es daran.

Die Allgäuerin Marianne Lang (29) hält die winzige Hand ihrer Tochter, dann beginnt sie von den vergangenen Monaten zu erzählen. Immer wieder laufen ihr dabei Tränen über die Wangen. Es waren harte Monate.

Die Schwangerschaft war nicht geplant. Marianne Lang und ihr Mann Erich hatten schon zwei kleine Kinder. Die fünfjährige Claudia und die 16 Monate alte Marion. Mit dem dritten Kind hätten sie gerne noch gewartet. Umso größer war die Überraschung, als der Ultraschall zeigte: Es ist nicht nur ein Kind unterwegs, es sind zwei. „Im ersten Moment war’s ein Schock“, sagt Marianne Lang. Doch der wich rasch der Vorfreude.

Die Schwangerschaft war unauffällig, auch die Geburt – fünf Wochen zu früh – verläuft zunächst unproblematisch. Am 24. Juli um 16.37 Uhr kommt Tobias im Krankenhaus in Kempten zur Welt, zehn Minuten später seine Schwester Silvia. Die Ärzte legen Marianne Lang ihren Sohn auf die Brust. Das Mädchen dagegen zeigen sie ihr nur ganz kurz. „Ich war aber nicht beunruhigt. Ich dachte, die Kleine braucht halt ein bissl Sauerstoff, weil sie so früh geboren ist.“ An diesem Tag sieht Marianne Lang ihre Tochter nicht wieder.

Nach der Geburt tritt bei ihr selbst doch noch eine Komplikation auf, und sie muss sich unter Narkose einem Eingriff unterziehen. Am nächsten Morgen geht sie sofort zu ihren Zwillingen. Ihr großes Glücksgefühl endet jäh, als ein Arzt sie zum Gespräch bittet. Er eröffnet ihr, dass Silvia das Down-Syndrom und einen Herzfehler hat. Der Säugling müsse sofort nach München verlegt werden. Plötzlich ist da nur noch Angst. Nach und nach erfährt die Mutter mehr über Silvias Leiden.

Das Mädchen hat unter anderem ein Loch in der Scheidewand zwischen den Herzkammern. Weil der Druck in ihren Lungengefäßen so hoch ist, muss sie im September operiert werden: Um die Lungenschlagader wird ein Bändchen gelegt. Nun steht die zweite Operation bevor, bei der ihr Herzfehler korrigiert werden soll. Der behandelnde Arzt Professor Robert Dalla Pozza von der Kinderkardiologie am Klinikum Großhadern sagt: „Eigentlich ist das eine Standard-OP.“ Ein Eingriff am offenen Herzen sei zwar immer mit den entsprechenden Risiken verbunden.

Aber der Mediziner meint: „Wir sind sehr optimistisch, die Kleine ist schon eine Kämpferin.“ Sie hat gerade erst eine schwere Bronchitis überstanden, braucht Sauerstoff und zusätzliche Nahrung über eine Magensonde. Das Mädchen wiegt 3800 Gramm. Zum Vergleich: Ihr Zwillingsbruder bringt inzwischen schon 6400 Gramm auf die Waage. Nun gilt es, sie weiter aufzupäppeln – dann könnte die OP noch vor Weihnachten sein. Eigentlich wollte Marianne Lang das Klinikum erst verlassen, wenn sie Silvia mitnehmen darf.

Aber nach vier Wochen hat sie keine Kraft mehr. „Ich habe Rotz und Wasser geheult, als ich gegangen bin“, sagt sie. Daheim, bei ihrem Mann und ihren anderen Kindern im Landkreis Füssen, geht es ihr wieder besser. Seither besucht sie ihre Kleine, so oft sie kann. Ihre anderen Kinder, die fünfjährige Claudia und die einjährige Marion machen es ihr nicht leicht. Sie sind eifersüchtig, weil ihre Mama so oft wegfährt. „Ich brauche dich doch auch“, hat die Ältere kürzlich gesagt. Und Marion fängt an zu schreien, wenn sie merkt, dass ihre Mutter die Jacke anzieht.

Eine Haushaltshilfe, die von der Krankenkasse finanziert wird, muss sie jedes Mal ablenken. Die Familie Lang hat im Allgäu einen 300 Jahre alten Bauernhof. Vor der Geburt der Zwillinge standen Marianne Lang und ihr Mann täglich um sechs Uhr morgens im Stall und kümmerten sich um die Kühe. Jetzt muss ihr Mann häufiger mal auf ihre Hilfe verzichten. Er ist hauptberuflich als Maurer angestellt. Um all das unter einen Hut zu bekommen, hat er seine Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden reduziert.

Was sich natürlich am Budget der Familie bemerkbar macht. Gleichzeitig müssen die Langs aber eine alte Kammer zum Kinderzimmer für die Zwillinge umfunktionieren, was neben viel Arbeit auch Kosten in Höhe von 3000 Euro bedeutet. Die Decke muss runter gerissen, der Putz erneuert, der Boden ausgeglichen werden. Und dann braucht es auch noch Möbel. Finanzielle Hilfe käme also gerade recht. Wobei Marianne Lang sich mit Geldsorgen derzeit nicht beschäftigen mag. All ihre Gedanken kreisen um die kleine Silvia. „Ich träume davon, dass sie an Weihnachten daheim ist“, sagt sie. Dann fügt sie leise hinzu: „Aber ich weiß schon, dass das nichts wird.“

 

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