Sieg schon vor dem Startschuss

Fürs Amt des Kommunalreferenten gibt es 21 Bewerber. Dabei scheint der Sieger längst festzustehen: Boris Schwartz (49) von den Grünen. Seine Chefin nennt ihn bereits „eine Super-Lösung".  
von  Willi Bock
Blick auf den Sitzungssaal im Münchner Rathaus.
Blick auf den Sitzungssaal im Münchner Rathaus. © Gregor Feindt

Fürs Amt des Kommunalreferenten gibt es 21 Bewerber. Dabei scheint der Sieger längst festzustehen: Boris Schwartz (49) von den Grünen. Seine Chefin nennt ihn bereits „eine Super-Lösung".

München - Kaum hatte Gabriele Friderich Ende Juli als Kommunalreferentin gekündigt, da gingen die Münchner Rathaus-Grünen auf die Suche nach einem Nachfolger: Bundesweit haben sie gesucht – und wurden am Ende quasi daheim fündig: Stadtrat Boris Schwartz wird es wohl werden. „Er ist eine Super-Lösung für uns“, urteilte gestern seine Fraktionschefin Lydia Dietrich. Nach dem rot-grünen Bündnisvertrag haben sie das Vorschlagsrecht beim Kommunalreferat.

Heute endet die Bewerbungsfrist; bis gestern hatten 21 Kandidaten ihre Bewerbung im Rathaus abgegeben. In den nächsten Tagen bekommen die Fraktionen die Liste zugeschickt. Dann haben sie bis Mitte Dezember Zeit, Aspiranten für ein Vorstellungsgespräch anzumelden. Im Januar soll die Wahl sein.

Aber der grüne Erbhof scheint vergeben zu sein. Dabei haben sich die Grünen schwer getan, auf ihrer bundesweiten Suche einen auswärtigen Kandidaten zu finden. Am besten noch – für den Proporz – eine Frau. Aber sie mussten merken, dass der grüne Polit-Markt leergefegt ist: Die grüne-rote Landesregierung in Stuttgart (seit Mai im Amt) und Rot-Grün in Bremen (seit Juni) haben viele qualifizierte Parteikollegen rekrutiert. Auch Gabriele Friderich war von München nach Bremen gewechselt – als Staatsrätin.

Das Kommunalreferat ist nicht nur durch seine Vielfalt – von der Ochsenzucht über den Viktualienmarkt bis zur Müllabfuhr – ein schwieriges Referat (2150 Mitarbeiter, 1,2 Milliarden Euro Budget).
Es ist auch ein politisch brisantes Haus: 1988 stand es für den ersten schwarz-grünen Pakt überhaupt – als der Grüne Georg Welsch mit den Stimmen der CSU Kommunalreferent wurde. Zehn Jahre später haben ihn die Grünen durch eine Frau, Gabriele Friderich eben, ersetzt. Aber die ist nun wieder weg.

Jetzt wird wohl Boris Schwartz (49) kommen – ein Mann: Umweltingenieur, beschäftigt bei den Stadtwerken und zwischendrin Umweltbeauftragter der Olympia-Bewerbungsgesellschaft 2018.
Kann er das? Darüber wird im Rathaus heftig diskutiert.

Das Gesetz verlangt mehr, als er aufbieten kann: Uni-Studium oder Verwaltungskarriere, dazu Führungserfahrung. Als Leiter für das Sportamt wurde Schwarz im Sommer abgelehnt. Sollte jemand gegen die Wahl protestieren, könnte die Rechtsaufsicht zu einem anderen Urteil kommen als Udes Direktorium: Da Boris Schwartz ein Grünen-Wunsch ist, müssen die Rathaus-Juristen etwas Positives in seinem Lebenslauf finden. „Es ist sehr mutig von ihm, sich zu bewerben“, sagt ein Insider: „Damit begibt er sich in die Hand der CSU.“

Für Lydia Dietrich ist „der Boris“ erste Wahl: „Er ist Planungs- und Finanzfachmann, er kennt sich aus.“ Das werde ihm bei den Großumbauten Viktualienmarkt und Markthallen nutzen.

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