Sie wollte zu viel Sex - da prügelte er sie ins Koma
MÜNCHEN - Sehr nett, fröhlich, ehrlich und offen – so beschreibt die Lehrerin Jutta S. (55) im Mordprozess gegen Herbert W. (AZ berichtete) das Opfer Veronika E. (41). „Es war immer sehr lustig mit ihr.” Auch am Abend des 30. November 2010: In der Wohnung von Jutta S. hatte man Sekt getrunken, rumgealbert. Doch der neue Freund der „Vroni” wurde plötzlich aggressiv, beschwerte sich über den Sex-Druck, den Veronika E. ausübe, dass er dadurch Probleme im Bett habe – dann langte er zu. Die Frau schlug zurück. Und Jutta S. komplementierte das Paar aus ihrer Wohnung.
Wieder Zuhause in der Bräuhausstraße wurde Veronika E. dann laut Anklage derartig von Herbert W. verprügelt, dass die Ermittler von versuchtem Mord ausgehen.
Der hünenhafte Mann traktierte Veronika E. mit Fäusten, traf sie im Gesicht, am Kopf , am Körper, mit einem Messer verletzte er sie am Kinn, riss ihr büschelweise die Haare aus. Irgendwann legte er die bewusstlose Veronika E. in ihr Bett, verließ die Wohnung.
Ein Reha-Arzt berichtete als Prozess-Zeuge, dass Veronika E. im März erneut eine Hirnblutung erlitt. Die kleinen Fortschritte, die die Ärzte bis dahin in ihrem Gesundheitszustand feststellen konnten, waren dadurch wieder dahin. „Mit ihr zu kommunizieren, ist nicht möglich”, berichtet der Anwalt der Familie, Marc Zinka. Gibt es Hoffnung? „Da kann nur ein Wunder helfen.”
Das Motiv für den Gewaltexzess: Frust. Die Staatsanwaltschaft hält den ehemaligen IT–Berater für so egozentrisch und selbstgerecht veranlagt, dass er Veronika E. für eine andere Frau büßen ließ. Seine Beziehung mit der Mutter seines kleinen Sohnes (2) war kurz zuvor auseinandergebrochen. Und seine Ex verbot dem alkoholkranken und gewalttätigen Mann in der Folge den Umgang mit dem Kind. Herbert W. aber streitet die Schläge ab. Er habe ihr allenfalls und unbewusst einen Stoß mit dem Ellenbogen versetzt. Die Frau sei daraufhin gestürzt.
Eine Schadenersatzklage ist bereits erhoben worden. Aber große Hoffnung, dass bei dem Angeklagten viel zu holen ist, hat Veronikas Familie nicht.
Es klingt im Nachhinein wie Hohn, aber über ihren neuen Freund hatte Veronika E. zu ihrer Freundin Jutta S. einmal gesagt: „Er ist das Beste, was mir passiert ist.”
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