Sie ist erst 16 Jahre alt: Die jüngste Studentin
Jung zu sein kann ein großer Vorteil, aber auch ein großer Nachteil sein. Das hat Rose-Lise Bonin gerade eben wieder erfahren – als sie sich auf ihr Wunschpraktikum bewarb und eine Absage kassierte, weil sie noch keine 18 Jahre alt ist. Dass sie trotzdem schon Abitur hat, ein 1,0-Abitur sogar, das kümmerte die Personaler nicht.
„Ich bin es gewohnt, immer jünger zu sein“, sagt die 16-Jährige. „Ich bin früh eingeschult worden und habe die erste und die zweite Klasse in einem Jahr gemacht.“
Dass sie aber die jüngste Studentin an der LMU ist, an der sie diese Woche ihr Studium begonnen hat, hat sie dann doch nicht erwartet. Heute, mit dem G8-Schulsystem, ist es keine Seltenheit mehr, zumindest schon mit 17 ein Studium zu beginnen.
Für Kommunikationswissenschaften hat sich Bonin eingeschrieben. Ihr Nebenfach: Recht. Beide Studiengänge hat sie mit Praktika beim Radio und in einer Anwaltskanzlei auf Tauglichkeit getestet, um sich sicher zu sein – in einem Alter, in dem andere ihr erstes Schnupperpraktikum für die Schule machen.
„Es hat lange gedauert, bis ich mich entschieden hatte“, sagt Bonin. „Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, Philosophie zu studieren, aber ich wollte lieber etwas machen, bei dem ich weiß, was ich später damit anfangen kann.“ Ihre Deutschlehrerin hatte ihr zu einem Studium am Literaturinstitut in Leipzig geraten, aber: „Ich will mich nicht nur aufs Schreiben fixieren. Als Schriftsteller kann man großes Talent und eine gute Story haben, und trotzdem gehört immer auch ein Funken Glück dazu, veröffentlicht zu werden.“
Schriftstellerin ist Rose-Lise Bonin schon: Ihren ersten Roman „Zeitsprung“, 289 Seiten stark, hat sie mit 13 Jahren veröffentlicht. Als Elfjährige fing sie an, die Fantasy-Geschichte um ihre zeitreisende Heldin Rhapsody zu spinnen, den zweiten Band veröffentlichte sie letztes Jahr. Der dritte Band, der die Trilogie vervollständigen soll, ist in Arbeit.
„Ich habe meistens in den Wochenenden und in den Ferien geschrieben“, sagt Rose-Lise Bonin. So blieb ihr noch Zeit fürs Tanzen, ihrem Hobby, und für ihre Freunde. „Manchmal bekomme ich Anfragen von Leuten, die auch gern schreiben wollen, aber nicht wissen, wie sie das durchziehen sollen“, sagt die 16-Jährige. „Sie fragen, wie ich das geschafft habe – da fühle ich mich schon geehrt.“
Jetzt konzentriert sie sich erst einmal aufs Studium. „In der Uni spielt das Alter bisher keine Rolle. Es fragt ja nicht jeder gleich danach.“ Die Semesterstartparty am Montag hat sie aber ausgelassen, „ich hätte als 16-Jährige um Mitternacht gehen müssen. Aber wenn ich früh Kurse habe, muss ich auch nicht am Abend vorher feiern.“
In einem Alter, in dem andere das Studium gerade beginnen, wird Rose-Lise Bonin voraussichtlich ihren Bachelor haben. „Dann kann ich ins Ausland gehen, Dublin, Oslo, die USA – und noch etwas anderes studieren, wenn ich will.“ Einer der Vorteile, sehr jung zu sein.