Sie hat ihm vertraut: Betrüger prellt Wirtin um eine Million
MÜNCHEN - Die Witwe (47) aus Tutzing hat ihrem Ex-Freund das Geld gegeben. Als sein Lügensystem zusammenbricht, setzt sich der Hochstapler ab – zu Prozessbeginn legt jetzt er ein Teilgeständnis ab.
Er hat ihr in drei Jahren über eine Million Euro abgeschwatzt. Petra F. (47, Name geändert), vermögende Gastronomin aus Tutzing, ist laut Anklage einem Hochstapler ins fein geknüpfte Netz aus Halbwahrheiten und Lügen gegangen. Uwe F. (52) muss sich seit Dienstag wegen 78 Fällen von Betrug und einem Fall von Diebstahl verantworten.
Der gelernte Industriekaufmann ist kein unbeschriebenes Blatt für die Justiz. Er hat sich seit den 80er Jahren in Felix-Krull-Manier von Lübeck bis München, von Bonn bis Leipzig als Arzt oder Anwalt ausgegeben und mit seinem überzeugenden Auftreten Bankangestellte, Antiquitätenhändler und Verkäufer von Luxuswaren in der gesamten Republik genarrt – und so seine Spielsucht finanziert. Immer wieder wurde er erwischt. Er kassierte bei verschiedenen Gerichten insgesamt 14 Jahre Haft, meistens wegen Betruges und Urkundenfälschung.
In Tutzing soll er nun sein Meisterstück abgeliefert haben. Nicht nur die ahnungslose Petra F. steckte ihm von 2005 bis zu seiner Flucht im September 2008 immer wieder Geld zu, nein, auch ihr Bruder und ihre Bekannten glaubten dem Spielsüchtigen seine Lügengeschichten und halfen mit vier- oder fünfstelligen Beträgen aus. Insgesamt habe er einen Schaden von 1,446 Millionen Euro verursacht. Einiges räumte er gestern über seine Anwältin Garina Hamel ein. Doch zu seiner Beziehung zu Petra F. wollte er sich erst nach deren Aussage einlassen.
Die Witwe trat am Nachmittag in den Zeugenstand. „Ich habe zwei Männer durch Krebs verloren. Nach dem Tod meines zweiten Mannes merkte ich, dass ich unfähig war, allein zu leben. Obwohl ich 18 Jahre erfolgreich ein Unternehmen geführt habe, brauchte ich eine Schulter, um mich anzulehnen.“ Im Sommer 2005 gab sie eine Annonce auf. Freigänger Uwe F. meldete sich. „Er war der Ritter, subtil, man konnte sich gut mit ihm unterhalten“ – so beschreibt sie ihren ersten Eindruck.
Sie gab ihm Geld, weil er angab, Ärger mit seiner Ex-Frau zu haben. Deshalb käme er nicht an seine Millionen in der Schweiz. Uwe F. habe sich um sie und ihren kranken Vater gekümmert. Allerdings glaube sie im Nachhinein, dass er ihr etwas in den morgendlichen Tee gegeben habe, um sie gefügig zu machen. Es sei oft zu viel Honig drin gewesen.
Der Prozess wird fortgesetzt. John Schneider
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