Sie half, vier Millionen Euro zu veruntreuen

München - Ist sie Opfer oder Täterin? Wohl beides. Die angeklagte Ehefrau eines Buchhalters legte am Freitag vor dem Münchner Landgericht ein Teilgeständnis ab. Der 54-jährigen Kerstin S. wird vorgeworfen, ihrem Mann dabei geholfen zu haben, rund vier Millionen Euro zu veruntreuen.
Die Angeklagte gestand, von den betrügerischen Kontobewegungen auf ihr oder ein gemeinsames Konto zwischen 2008 und 2013 gewusst zu haben.
Heinz S. hatte seine Firma durch ein geschicktes System von Scheinrechnungen betrogen. Mit den veruntreuten Millionen habe sich ihr Mann unter anderem Kenia-Reisen und ein Auto finanzieren lassen, sagte die Angeklagte aus. Der Buchhalter wurde erst vor zwei Wochen, gut ein halbes Jahr nach seiner Frau, vorläufig festgenommen. Der Prozess gegen ihn beginnt später.
Kerstin S. fühlt sich aber auch als Opfer. Ihr Mann habe sie in ihrer Ehe mehrmals betrunken bedroht und geschlagen, sagte die Angeklagte. Unter anderem deswegen habe sie auch keine weiteren Nachforschungen unternommen, was es mit dem Geld, das von 2008 an ständig in hohen Summen auf ihr Konto geflossen war, auf sich habe. Auch Kontoauszüge habe sie nicht mehr zu sehen bekommen.
Mehrere weibliche Bekanntschaften ihres Mannes, die ebenfalls teure Geschenke erhielten, habe sie toleriert. „Ich bereue es, aber ohne meinen Mann würde ich nicht hier sitzen“, sagte sie. Der Prozess wird fortgesetzt.