Sie bedrohte ihn mit einem Messer: Polizist erschießt Frau im Einsatz

Bei einem Einsatz in einem Großhaderner Mietshaus hat ein Polizist eine Frau erschossen. Nach ersten Angaben der Polizei handelte er in Notwehr. Die 49-Jährige hatte den Beamten mit einem Messer bedroht.
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Nach dem tödlichen Schuss sollen Gutachten zur Klärung der Sachlage beitragen (Symbolbild).
Thomas Gaulke Nach dem tödlichen Schuss sollen Gutachten zur Klärung der Sachlage beitragen (Symbolbild).

MÜNCHEN - Bei einem Einsatz in einem Großhaderner Mietshaus hat ein Polizist eine Frau erschossen. Nach ersten Angaben der Polizei handelte er in Notwehr. Die 49-Jährige hatte den Beamten mit einem Messer bedroht.

Ein Polizist hat bei einem Einsatz in einem Münchner Mietshaus eine Frau erschossen. Nach ersten Angaben der Polizei handelte er in Notwehr. Der Beamte sei am Donnerstag gegen 20.50 Uhr in ein mehrstöckiges Mietshaus im südwestlichen Stadtteil Großhadern gerufen worden, wie das Polizeipräsidium München am Freitagmorgen berichtete. Dort habe ihn die 49 Jahre alte Frau mit einem Messer bedroht. Der Polizist habe sich zunächst mit Pfefferspray zu verteidigen versucht. Dann zog er seine Dienstwaffe und schoss auf die Frau. «Er hat nur einen Schuss abgegeben», sagte Pressesprecherin Claudia Haas der Nachrichtenagentur dpa. Die Frau sei in einer Klinik gestorben.

Der Beamte, der schoss, arbeitet in der Polizeiinspektion 41 in München-Laim.In der Regel läuft gegen Polizisten, die im Dienst schießen müssen, ein obligatorisches Strafverfahren. Die Beamten müssen ihre Waffe abgeben und werden auf Schmauchspuren untersucht. Sie gelten dann als Beschuldigter in einem Strafverfahren, bis ihre Unschuld - oder Schuld - bewiesen ist. Sprecherin Haas wollte sich dazu nicht äußern und verwies auf die Staatsanwaltschaft.

Nach ersten vorläufigen Ermittlungen des Polizeipräsidiums München und der Staatsanwaltschaft München I stellt sich folgender Sachverhalt dar:

In den Abendstunden des 30.12.2010 teilte ein Mitarbeiter einer psychiatrischen Einrichtung der Einsatzzentrale mit, dass eine ehemalige Patientin ihm gegenüber telefonisch angekündigt hatte, dass sie ihre Tochter umbringen werde. Der Mitteiler schätzte die Drohung der 49-jährigen Frau als sehr ernst ein. Informationen zu der Tochter waren zunächst nicht bekannt.

Zwei Streifenbeamte, ein 26-jähriger und ein 29-jähriger Polizeiobermeister der Polizeiinspektion 41 in Laim, trafen kurze Zeit später bei dem Anwesen ein. Die Beamten versuchten mehrfach eine Kontaktaufnahme über die Wohnungstür und über Telefon.

Es wurde mittels Drehleiter versucht, in die Wohnung zu gelangen. Der 26-jährige Polizeiobermeister begab sich mit zwei Feuerwehrmännern in den Drehleiterkorb und wurde zum Balkon gehoben.

Durch das Balkonfester konnte der Beamte eine Frau erkennen, die mit dem Rücken zum Balkon auf einem Sofa saß. Da die Frau auf Aufforderung nicht reagierte, zerschlug der Polizeibeamte mit einer Feuerwehraxt die Scheibe.

Die Frau hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits erhoben und hielt ein größeres Küchenmesser in der Hand. Der Polizeibeamte forderte die Frau nun mehrfach auf, das Messer wegzulegen. Nachdem sie nicht reagierte, setzte der Beamte nach Androhung Pfefferspray ein. Das Spray zeigte jedoch keine Wirkung, woraufhin der Polizist den Schusswaffengebrauch androhte. Unbeeindruckt von der Warnung des Beamten ging die Frau weiter mit erhobenem Messer auf den 26-Jährigen zu. Da ein Zurückweichen aufgrund der engen Platzverhältnisse auf dem Balkon nicht mehr möglich war, gab der Beamte einen Schuss mit seiner Dienstwaffe in Richtung der Frau ab.

Die 49-Jährige wurde sofort von anwesenden Sanitätern der eingesetzten Feuerwehr versorgt, erlag aber später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Beamte des Kriminaldauerdienstes, der Mordkommission und der Spurensicherung übernahmen sofort die Ermittlungen am Einsatzort. Die zuständige Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I wurde verständigt und war ebenfalls vor Ort. Aufgrund der gegenwärtigen Erkenntnisse besteht derzeit kein Anlass gegen den betroffenen Polizeibeamten ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.

In Deutschland schießen Polizisten im Einsatz im Schnitt beinahe jede Woche auf Menschen. Nach Angaben der einzelnen Bundesländer haben Beamte in den Jahren von 1998 bis einschließlich 2009 deutschlandweit 547 Mal gezielt auf Menschen geschossen. Dabei gab es 87 Tote und 309 Verletzte. In den allermeisten Fällen schießen Polizisten aus Notwehr.

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