Sicherheitstrends: Sogar Schlüssel werden digital

München - Diese technischen Wunderbiester können inzwischen so ziemlich alles – sogar ein bisschen übergriffig werden. "An dem Kamerabild erkennt man, wie warm welcher Körper im Raum ist", erklärt der Herr an einem der Kamerastände bei der Mini-Messe "Security On Tour", die gestern in Riem Station machte – "und man würde zum Beispiel auch sehen, wenn Sie krank sind."
Glücklicherweise sieht man nichts. Und dafür sind die Kameras, diese immerfleißigen toten Augen, auch nicht originär hergestellt. Sie sollen ihre Umgebung sicherer machen – so wie all die anderen Produkte der 22 führenden Security-Hersteller hier.
Es gibt natürlich auch Lösungen für Menschen ohne Smartphone
Auf acht Milliarden Euro wird der Umsatz der Sicherheitsbranche in diesem Jahr anwachsen – davon gehen die Hersteller aus. Einen großen Anteil daran haben hochpreisige Sicherheitssysteme für Wirtschaftsunternehmen oder Forschungseinrichtungen und andere Verbraucher, die sehr wertvolles oder Gefahrengut sichern wollen. Doch auch im Privaten wächst die Nachfrage – und entsprechend das Angebot.
Selbst der gute, alte Schlüssel ist noch besser geworden – zum Beispiel etwas dicker. Eine "seitliche Hochrippe" hat das Unternehmen Dom ihm angebaut. Durch die Stufen ist er nicht mehr kopierbar. Noch komplexer wird es beim "TwinStar" (etwa 170 Euro): Der hat auf beiden Seiten Bohrlöcher und zwei kleine lose, im Schlüsselbart sitzende Metallrollen, die es ebenfalls massiv erschweren, ihn zu kopieren.
Alles ist mit allem vernetzt
Was man beim Thema Schlüssel ebenso sieht wie beim Thema Kameras: Am besten soll alles Eins sein, vernetzt – gern auch digital. Das Smart Home wird ein Smart Safe Home. Neben den Metallschlüsseln gibt es bei Dom deshalb auch den Handy-Schlüssel. Im normalen Türschloss wird nur der Schließzylinder ersetzt durch einen mechatronischen oder digitalen (ewa 350 Euro) – und der erkennt dann alle Handys, die in der Verwaltungs-App Tap Key als aufschließberechtigt hinzugefügt wurden. Das geht sogar zeitlich begrenzt.
"Und falls die Oma kein Smartphone hat, gibt es auch Transponder, die man in der App hinzufügen kann", erklärt Matthias Rabe und hält einen Zwei-Euro-Stück-großen Chip hoch. Für alle, die Zwei-Euro-Stück-große Chips nicht mögen: Die Transponder gibt es auch als Aufkleber.
Ab dem zweiten Quartal 2018 gibt es außerdem eine Lösung dafür, dass man bisher das System nicht mit iPhones nutzen kann: Die senden dann einfach per Bluetooth. Überhaupt: senden. "Dass die Kamerabilder direkt auf ein Handy gesendet werden können, wird heutzutage erwartet", sagt Stephan Heibült vom Anbieter Erdkreis. Die Kameras funktionieren über Bewegungen oder Wärme, bei kompletter Dunkelheit mit Infrarot, können zwischen Zaun-Überkletterer und Vogel unterscheiden, sogar Nummernschilder von Autos lesen – und theoretisch erkennen, ob jemand krank ist. Dafür gibt’s dann aber keinen Alarm. Noch nicht.
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