Sicherheitskonferenz: Protest säuft im Regen ab
Nur etwa 2200 Demonstranten beteiligen sich an der Friedensdemo. Marsch durch die Münchner Innenstadt wird vorzeitig abgebrochen. Polizei nimmt vier Demonstranten fest
Schnürlregen und Temperaturen nur knapp über Null Grad – keine Frage, Petrus stand am Samstag klar auf Seiten von Wolfgang Ischinger und dessen Sicherheitskonferenz. Während Politiker und Militärs im Bayerischen Hof im Warmen saßen, standen rund 2200 Gegendemonstranten mit ihrer Forderung nach Frieden und mehr Gerechtigkeit in der Welt frierend im Regen.
Anfangs sind es gerade mal 600 Demonstranten auf dem Marienplatz. Trotzig halten sie Transparente hoch. „Kriegsgerät verschrotten“ und „Bundeswehr raus aus Afghanistan“ fordern sie. Zwei Frauen tragen ein Holzbrett mit drei kleinen schwarzen Särgen herum. Drauf steht: „Süß und ehrenvoll ist's, fürs Vaterland zu sterben.“ Auch US-Präsident Barack Obama mischt sich unter die Demonstranten, allerdings nur als Pappkamerad mit einer toten Friedenstaube in der Hand.
Bei strömendem Regen formiert sich die Demo. 2200 Teilnehmer sind es laut Polizei – halb so viel, wie vom Friedensbündnis erhofft. „Das kalte Wetter ist schuld“, sagt Mitorganisator Claus Schreer.
Viele junge Leute marschieren mit. Einige tragen schwarze Kapuzenshirts, was sie in den Augen der Polizei zu Sympathisanten der autonomen Szene macht. Doch der „schwarze Block“ bleibt friedlich.
Die Polizei nimmt während der gesamten Demo vier Leute fest, meist wegen Beleidigung. Darunter einen Neonazi, er hatte einen Linken als „antifaschistische Schwuchtel“ beschimpft. Eine 13-Jährige ziehen die Beamten aus dem Verkehr. Sie ist völlig betrunken.
„Krieg dem Krieg überall“, dröhnt es aus Lautsprechern. Die Demonstranten haben seitlich am Zug Transparente, was sie laut Auflage des KVR nicht dürfen. USK marschiert auf, ausgerüstet mit Helmen und Schlagstöcken. Die Transparente verschwinden, tauchen später an anderer Stelle wieder auf. Das Katz- und Mausspiel bringt die Demo immer wieder ins Stocken. Regen lässt die Transparente aufweichen, von den roten Fahnen mit Hammer und Sichel tropft das Wasser.
Am Sendlinger Tor verschwinden die ersten Demonstranten in der U-Bahn. Der Rest schlurft patschnass weiter. „Wir kommen gleich zum Bayerischen Hof, wo die Kriegstreiber sitzen“, dröhnt es vom Lautsprecherwagen. Kaum Reaktionen. Als Innenminister Joachim Hermann unvermittelt in der Landwehrstraße auftaucht, zeigen ihm ein paar Linke provokant den Stinkefinger.
Nach einer Zwischenkundgebung nahe dem Stachus löst sich die Demo blitzartig auf. In kleinen Grüppchen verschwinden alle in Richtung U- und S- Bahn. Vor zum Lenbachplatz sind es nur ein paar Schritte, doch keiner hat mehr Lust.
Die Polizisten sind irritiert. Die Demonstranten lassen sie eiskalt im Regen stehen. Selbst die Stadtguerilla, die letztes Jahr bis tief in die Nacht für Unruhe in der City sorgte, will nur noch Heim ins Warme. Die Abschlusskundgebung am Odeonsplatz fällt ganz ins Wasser.
Ralph Hub