Showstar Margot Werner: Sturz in den Tod
Margot Werner lässt sich im Bogenhausener Krankenhaus behandeln – ein Arzt findet sie tot unter ihrem Fenster.
MÜNCHEN - Margot Werner zählte zu den ganz großen Stars im Showbiz. Doch zuletzt wurde es immer stiller um sie. Keine Engagements, dazu gesundheitliche Probleme. Am Sonntag stürzte Margot Werner im Klinikum Bogenhausen aus einem Fenster im 3. Stock in den Tod.
Die Sängerin und Entertainerin plagen starke Schmerzen in Rücken und Nacken. Deshalb lässt sie sich auf Station 36 der Neurologie des Klinikums Bogenhausen behandeln. Sonntag kurz vor 13 Uhr findet einer der Klinikärzte den Showstar. Margot Werner liegt direkt unter dem Fenster ihres Zimmers im 3. Stock. Mediziner versuchen, die 74-Jährige zu reanimieren. Doch es ist zu spät.
Margot Werner stirbt, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen. „Die genauen Todesumstände werden untersucht“, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Nach derzeitigem Ermittlungsstand liegt kein Fremdverschulden vor. Ein Unglücksfall gilt ebenfalls als unwahrscheinlich. Einiges deutet auf Selbstmord hin.
Margot Werner hat offenbar das Fenster selbst geöffnet und ist dann in die Tiefe gesprungen. Eine Bestätigung vom Polizeipräsidium München gibt es dazu nicht. Noch vor knapp einem Jahr sorgte die 74-Jährige im schwarzen Glitzerfrack, mit Rocker-Kopftuch und transparentem Dekolleté auf dem roten Teppich der Wagnerfestspiele von Bayreuth für Furore (siehe Bericht unten). Doch an Bühnenerfolge früherer Jahre kann sie nicht anknüpfen. Gut bezahlte Engagements bleiben aus.
Ihr Ehemann Jochen Litt erkrankt schwer, wird operiert. Auch die Pleite des Hotels „Berwanger Hof“, das ihr Mann in Tirol betrieb, stehen sie gemeinsam durch. Margot Werner engagiert sich mit angeblich 1,7 Millionen. „Sie hat mit der Bürgschaft ihr ganzes Leben ruiniert“, berichten Freunde. Trotzdem gibt Margot Werner nie auf. Treu hält sei zu ihrem Mann. „Ich bin verliebt wie am ersten Tag“, erzählte sie der AZ im Interview. „Oft sitzen wir zusammen, genießen den Abend und die Zweisamkeit bei einem Glas Rotwein.“
Doch zuletzt scheinen die gesundheitlichen und finanziellen Probleme selbst für eine so starke und selbstbewusste Frau wie Margot Werner einfach zu groß geworden zu sein.
Ein rarer Paradiesvogel
Primadonna und Goldkehlchen – und am Schluss wurde ihr Leben sehr still
Auf dem Grünen Hügel zählte Show-Star Margot Werner mit ihrer feuerroten Mähne, den großen Wildkatzen-Augen und den knallroten Lippen jedes Jahr bei den Bayreuther Wagner-Festspielen dazu wie Thea Gottschalk oder die Begum.
Das schrille Erscheinungsbild war Margots Markenzeichen. Sie machte in zwei Künstler-Domänen Furore und hatte natürlich viele Neider. Deshalb sagten die Tänzer über die leidenschaftliche Primadonna, dass sie eine gute Sängerin ist, und die konkurrierenden Gesangskünstler, dass sie eine gute Tänzerin sei. Das war eigentlich bös, denn das Vollweib Margot Werner durcheilte das Gesellschaftsleben als raffisanter Paradiesvogel, wie sie immer rarer werden.
Wenngleich sie auch noch schneller vor den Fotografen aufschlug als Weltmeister Roberto Blanco. „Ich hab im Leben nichts bereut“, hieß ein Hit der zwischen München und Salzburg mit Porsche pendelnden Entertainerin, die erst mit Schauspieler Peter Pasetti verheiratet war und seit 1978 mit Jochen Litt, der sich in seine Begleiterrolle reinarbeiten musste und neben der dominierenden Margot wie ein liebevolles Schosshündchen wirkte, ein Mann mit Pferdeschwanz. Man muss ihm zu Gute halten, dass er alle Härtegrade ausgesessen hat und ihr auch zur Seite stand, als nicht mehr die Sonne schien.
Für Schlagzeilen verursachende PR-Aktionen war sie immer zu haben. Sie erzählte auch mal die Ente, dass sie – gar nicht schwanger gewesen – im Langstreckenflugzeug von Afrika nach München ihr Baby verloren habe. Margot verschlang die Männer, Gentlemen bevorzugt, und sang mit fröhlicher Goldkehle das umsatzträchtige Lied „So ein Mann, so ein Mann“.
Mit Künstler-Kollege Abi Ofarim, den sie anfangs ins Herz schloss, bekam sie sich in die Haare. Nur um einen Arbeitsgerichtsprozeß zu gewinnen, verpfiff sie Abi als „Giftler“. Margots Lieblingslokal war Kay's Bistro im Glockenbach-Viertel, wo einst Kay Wörsching und Achim Neumann ihr Standard-Gericht Steak mit Gemüse und Salat auftischten. Dazu trank sie Champagner. Natürlich liefen dort Songs von ihr.
Ihr pulsierendes Leben bekam in letzter Zeit ungewollten Stillstand. 2011 war sie noch einmal in Bayreuth. „Ich steh' das durch“ hieß ein Titel beim Comeback 2007. Jetzt stand sie es nicht mehr durch. Michael Graeter