Shoppen unterm Sternenzelt

200 000 Kauf- und Kulturwillige sollen am Freitagabend die Innenstadt stürmen. Die wichtigsten Infos zur Shopping-Nacht.
Was wurde letztes Jahr im Vorfeld der ersten Shopping-Nacht gestritten: Die Gewerkschaft Verdi befürchtete – und befürchtet – die schleichende Abschaffung des Ladenschlusses. Katholische und evangelische Christen luden zur konsumkritischen Andacht in die Michaelskirche, Motto: „Kaufst du noch – oder lebst du schon?“ Und die Verantwortlichen bei der Stadt befürchteten zu viel Lärm durch die Bands im Freien und das Auf- und Abbauen.
Doch den Kauflustigen waren all diese Bedenken offenbar egal: 100 000 bis 250000 Menschen (je nach Schätzung) strömten im vergangenen Jahr zur Einkaufsnacht, mit 30000 hatten die Veranstalter vorsichtig gerechnet. Entsprechend optimistisch ist Organisator Wolfgang Fischer für dieses Jahr. „Wenn das Wetter passt, sind wir guter Dinge, dass wieder 200000 kommen.“
Im vergangenen Jahr hat viele wohl einfach die Neugier getrieben. Vielleicht auch die Suche nach dem besonderen Einkaufsgefühl, das sich offenbar nach 20 Uhr bereitwilliger einstellt als sonst: „Abends ist die Stimmung immer anders, und die Leute sind entspannter“, sagt eine Münchnerin, die letztes Jahr entspannt dabei war.
Offiziell heißt sie "Kultur-Nacht"
Und zwar nicht nur, um zu shoppen. Klar, geöffnet sind natürlich in erster Linie die Geschäfte: ein guter Teil aller Läden und Kaufhäuser innerhalb des Altstadtrings, dieses Jahr zusätzlich im Bereich zwischen Stachus und Hauptbahnhof; alles in allem mehrere hundert.
Aber weil’s nicht um den puren Konsum gehen soll, heißt die Shopping-Nacht offiziell auch Kultur-Nacht – und bietet mehr als 50 kulturelle Events: auf fünf Bühnen im Freien und an 25 weiteren Standorten in den Kaufhäusern und Geschäften.
Was gehört alles zur „Kultur“? Eine sinnliche Dessous- und Bikinischau zum Beispiel, viel Vokalmusik, afrikanische und südamerikanische Rhythmen, die unvermeidliche Brass Banda aus dem Chiemgau und zwei Kochshows.
Voraussichtliche Publikumsmagneten: die Spoonbrothers, die Kraftakrobatik zu klassischer Musik darbieten (21 Uhr, Oberpollinger Lichthof) und die Windriders des Helmnot Theaters: viel Gebläse, viel fliegendes Tuch, viel Poesie (23.30 Uhr, Marienplatz).
Weil es im vergangenen Jahr – vor allem beim Bier – einige recht lange Schlangen gegeben hat, verspricht Wolfgang Fischer diesmal wesentlich mehr Schankflächen. Obwohl: „Wenn’s mal knubbelt, weil eine besonders gute Band spielt oder ein Biergarten besonders schön ist, dann passt das schon.“
Zwar dauert die Shopping-Nacht eigentlich nur von 20 Uhr bis Mitternacht. Irgendwie losgehen tut es trotzdem schon um kurz vor zehn Uhr: mit einem Weißwurstfrühstück bei den Innenstadtwirten. Kurz vor zehn? Um 9 Uhr 50 genau, denn dann sind es bis Mitternacht exakt 850 Minuten – der Stadtgeburtstag ist immer und überall.
jr
Alle Infos zur Shopping-Nacht
Wann: Freitag, 12. September, von 9.50 Uhr bis 24 Uhr. Eigentliche Shopping-Nacht: 20 bis 24 Uhr.
Wo: In mehr als 200 Läden und Kaufhäusern innerhalb des Altstadtrings sowie im Gebiet zwischen Stachus und Hauptbahnhof.
Kultur: Ca. 50 Darbietungen an 25 Standorten. Von der Kochshow bis zum szenischen Krimi.
Open Air: Fünf Bühnen mit angeschlossenem Biergarten: am Marienplatz, am Rindermarkt, am Richard-Strauss-Brunnen, am Stachus, am Wittelsbacherplatz.
MVV: 34 zusätzliche Pendelfahrten auf der S-Bahn-Stammstrecke, längere Züge auf fast allen U-Bahnlinien, die Buslinien 120 und 121 fahren öfter. Geburtstagskinder fahren bis Samstagfrüh kostenlos.
Parkhäuser: In zwölf Innenstadt-Parkhäusern darf man ab 20 Uhr eine Stunde lang kostenlos parken, Geburtstagskinder sind meist frei.
Weißwurstfrühstück: Bei insgesamt 26 Innenstadtwirten, vom Andechser am Dom bis Zum Spöckmeier. Von 9.50 bis 12 Uhr. Preis pro Weißwurst: 85 Cent.
Sonderaktionen: Das KVR gibt Plaketten für die Umweltzone aus, gegen Kfz-Schein und Gebühr, im BMW-Pavillon an der Maxburgstraße und am Marienplatz. Die gemeinnützige „Tombola für München“ schickt Losverkäufer.
Kinder: Das „Bündnis für Kinder – gegen Gewalt“ informiert am Rindermarkt, Aktionen bei Konen, Schlichting und Kaufhof am Stachus, vom Schminken bis zur Modenschau.