Sharons Schule rüstet sich für den Prozess
Am 17. Januar beginnt der Prozess im Mordfall Krailling – und damit eine schwere Zeit für die ehemaligen Mitschüler der toten Sharon († 11). Ihr Gymnasium bereitet sich jetzt auf das Gerichtsverfahren vor.
KRAILLING - All das Blut. Das Seil. Die scharfen Messer. Der verschmierte Lichtschalter – es sind grauenhafte Bilder der Mordnacht, furchtbare Erinnerungen an den brutalen Tod von Sharon († 11) und Chiara († 8), die Ende März in ihrem Haus ermordet wurden. Bald kommen diese Bruchstücke des Horrors wieder hoch – am 17. Januar beginnt vor dem Schwurgericht München der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder.
Keine leichte Zeit für die Schüler des Kurt-Huber-Gymnasium in Gräfelfing. Hier ging Sharon in die sechste Klasse. Wenn ihrem Onkel Thomas S. der Prozess gemacht wird, werden sich viele Kinder an die grässliche Nacht des 24. März erinnern. Wieder erinnern müssen.
Das befürchtet jedenfalls die Schulleitung: „Im Zuge dieses Prozesses werden wir alle mit der unfassbaren Tat aufs Neue konfrontiert, die in jedem von uns andere Gedanken und Gefühle auslösen“, so Direktor Hendrik Rehn in einem Rundbrief an die Eltern.
Rehn rüstet seine Schule deshalb für die Zeit des Prozesses – mit mehreren Maßnahmen:
Am 11. Januar findet ab 13 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema Strafprozess in der Schule statt. Eine Mutter, die Anwältin ist, erklärt den Schülern, wie ein solcher Prozess abläuft. Danach beantwortet sie Fragen.
Schüler, die während der Unterrichtszeit mit ihren Gedanken allein sein wollen oder der toten Schwestern gedenken wollen, können sich in einen speziell eingerichteten Andachtsraum zurückziehen. Die Schülervertretung habe dafür ihr Versammlungszimmer zur Verfügung gestellt, schreibt der Schulleiter. „Schüler und Lehrer können hier Gedanken und Gefühle, die sie beschäftigen, in Worte fassen.“
Hier stünden auch Kerzen bereit. „Dieses Licht kann mitgenommen werden und einen durch den Schulalltag begleiten.“ Der Raum wird von der Religionsfachschaft und von Mitarbeitern der Jugendsozialarbeit betreut.
Ihre Trauer können die Kinder auch mit Hilfe von Experten verarbeiten. Der Schulpsychologe wird von Jugendsozialarbeitern unterstützt.
Der Indizienprozess gegen den 50-jährigen ehemaligen Postboten Thomas S. soll bis 28. Februar dauern. Gleich am ersten Prozesstag steht für die Mutter der beiden Mädchen, Anette S. (41), ein schwerer Gang an – sie ist als Zeugin geladen.
- Themen:
- Mörder