Sextäter endlich gefasst

MÜNCHEN/ECHING - Ein Mann zerrte im August 2003 eine 12-Jährige vom Fahrrad, fesselte, entführte und missbrauchte sie. Erst jetzt wurde der Täter, Lkw-Fahrer Martin R. (32), dank einer DNA-Spur überführt. Der Täter sitzt bereits in Haft - wegen einer anderen Vergewaltigung.
Jahrelang war die Angst ihr Begleiter: „Erzähl nichts, sonst lass’ ich dich töten“, hatte ihr der Mann noch zum Abschied angedroht. Am 11. August 2003 zerrte ein Mann im Landkreis Freising am helllichten Tag eine zwölfjährige Schülerin vom Fahrrad, fesselte, entführte und missbrauchte sie. Jetzt endlich, sechs Jahre später, ist der Vergewaltiger des Mädchens ermittelt. Ein DNA-Treffer erbrachte den Beweis.
Das Mädchen durchlebte ein Martyrium
Es geschah in den Sommerferien 2003. Sonja aus Eching will an jenem Montagvormittag zu einem Tennis-Schnuppertag. Doch das Training fällt aus. Gegen 10.15 Uhr setzt sie sich wieder auf ihr neues Fahrrad, will heim. Als die Schülerin auf dem Radweg an der Kreisstraße FS 20 radelt, wird sie von einem roten Auto überholt. Es hält an einer Kiesgrube. Der Fahrer, ein dünner, blonder Mann mit dicklichem Gesicht, zerrt das Kind in seinen Wagen. „Er hat ihr aufgelauert wie ein Jäger seinem Wild!“, sagte Sonjas Vater wenige Tage nach der Entführung zur AZ. Der Täter rast mit dem Kind davon. Für die Zwölfjährige beginnt ein Martyrium.
Die Tat war offensichtlich geplant. In einem Wald fesselt und knebelt der Mann das Mädchen, sperrt es in den Kofferraum. Dann fährt er mit Sonja zu seiner Wohnung nach Landshut. Dort missbraucht er die Kleine. Schließlich fesselt er sein Opfer erneut und fährt es zu einem Wald in der Nähe der Autobahnausfahrt Garching-Nord. Dort lässt er Sonja frei. Die Eltern des Mädchens sind bereits in heller Aufregung, suchen überall. Ein Nachbar hatte das herrenlose Fahrrad gefunden. Gegen 14 Uhr entdeckt eine Schäferin das Mädchen, es zittert am ganzen Körper. Die Frau bringt es heim.
Die Angst verfolgte Sonja lange. Zeitweise ging das Mädchen gar nicht mehr hinaus, schlief immer bei ihren Eltern.
Sechs Jahre lang ermittelte die Kripo Erding. Das LKA lobte eine Belohnung von 4000 Euro aus. Hunderte Zeugenaufrufe wurden als Postwurfsendungen verteilt, Fahrzeuge überprüft – nichts. Die Ermittler konnten Sonjas Peiniger nicht fassen. Erst jetzt, nachdem der gebürtige Münchner erneut eine Frau vergewaltigte, ging er der Polizei ins Netz.
Seine Ex-Freundin fesselte er mit einem Laken ans Bett, vergewaltigte auch sie
Sein Name: Martin R. Der Lkw-Fahrer (32) wohnte zuletzt mit seiner Ex-Freundin in Kirchheim bei München, nur etwa 20 Kilometer vom anderen Tatort entfernt. Nach einem Streit am 17. März 2009 würgte Martin R. seine Ex-Freundin (26), fesselte sie mit einem zerrissenen Laken ans Bett und vergewaltigte sie. Martin R. drohte, die Frau zu töten und ihr Zunge und Ohren abzuschneiden. Erst nach Stunden ließ er von ihr ab und flüchtete.
Diesmal kam Martin R. nicht davon. Die Ex-Freundin zeigte ihn an, zwei Tage später wurde er gefasst. Als die Polizei im Zuge der Ermittlungen eine Speichelprobe von ihm nahm, führte das zur Aufklärung des Verbrechens an Sonja. Die DNA stimmte mit Spuren vom damaligen Tatort überein.
Der Lkw-Fahrer wurde im September wegen Vergewaltigung und Freiheitsberaubung zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Zu der Vergewaltigung des Mädchens schweigt er bislang. Auch dafür wird er sich bald vor Gericht verantworten müssen.
Nina Job, Ralph Hub