Sex-Vorwürfe gegen Siegfried Mauser: Musik-Professor wieder vor Gericht

Wegen neuer Sexvorwürfe steht ein früherer Präsident der Münchner Musikhochschule seit Montag wieder vor Gericht. Es geht um Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Der Beklagte bestreitet die Vorwürfe.
John Schneider |
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Siegfried M. am ersten Tag der Berufungsverhandlung (Archiv).
jot Siegfried M. am ersten Tag der Berufungsverhandlung (Archiv).

München - Siegfried M., 63 Jahre alt und ein "Popstar" der Klassik-Szene, wie es seine Anwälte in einer Erklärung am ersten Prozesstag formulieren, sieht in den Vorwürfen einen "Anschlag auf sein Leben". Der prominente Pianist ist bereits im vergangenen Jahr wegen sexueller Nötigung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Jetzt steht sogar ein Vergewaltigungsvorwurf im Raum. Der Musikprofessor bestreitet das.

Zum Prozessauftakt sagt Beate T. (54) aus. Unter Tränen erzählt die Angestellte, dass sie im Jahre 2016 aus dem Radio von dem ersten Prozess gegen Siegfried M. erfuhr. Sie sei wie vom "Donner gerührt" gewesen. "Ich bin auch eine Verletzte", habe sie damals gedacht. Denn sie sei im Herbst 2004 von dem ehemaligen Hochschuldirektor in dessen Büro auf der Couch vergewaltigt worden.

Der Mann habe sie auf das Sofa gepresst und sei dann in sie eingedrungen. "Es hat wehgetan", erklärt sie gestern. Sie habe geschrien. "Ich wollte Arbeit, keinen Sex", sagt sie. Es sollte bei dem Treffen im Büro damals um eine halbe Stelle als Assistentin an der Münchner Hochschule gegangen sein.

Nach dem Geschlechtsverkehr habe der Professor noch gesagt: "Jetzt ist das Sofa eingeweiht."

Siegfried M. gibt den Sex mit Beate S. zu, aber der sei einvernehmlich gewesen. "Wir hatten normalen Geschlechtsverkehr", erklärt er vor Gericht. Sie habe ihn dabei unterstützt, indem sie zum Beispiel die Knie anhob, damit er das Höschen runterziehen konnte. Er habe den Verkehr aber abgebrochen, weil er zu nervös geworden sei. Der Grund: Es hätte jederzeit jemand durch die unverschlossene Tür kommen können.

Der Angeklagte streitet alles ab

Was ihn "empöre" sei, dass dieselbe Frau zehn Tage später mit ihm nach Herrsching gefahren sei. Auch dort soll es nach seiner Darstellung zum Sex gekommen sein.
Zwei Jahre später begegneten sich Siegfried M. und die 54-Jährige erneut. Diesmal in Bamberg, dem Wohnort des mutmaßlichen Opfers. Siegfried M. und Beate S. hatten wieder Sex. "Es sei schrecklich gewesen. Wie beim ersten Mal", sagt die Angestellte.

Warum sie denn überhaupt noch Kontakt mit dem angeblichen Vergewaltiger hatte, will das Gericht wissen. "Das habe ich auch überlegt", sagt Beate S. "Vielleicht wollte ich das Schreckliche heilen." Eine andere Erklärung habe sie nicht.
Neben dieser Vergewaltigung zählt die Anklage noch drei Fälle sexueller Nötigung einer anderen Frau auf. Das Opfer wollte sich ebenfalls auf Stellen in der Musikhochschule bewerben.

In ihrem Fall soll Siegfried M. laut Anklage unter anderem in seinem Büro in Herbst 2007 zudringlich geworden sein. Als das Gespräch eigentlich beendet war und die Frau gehen wollte, habe er sie zurück aufs Sofa geschubst und sich auf sie gelegt. Dort habe er sie an der Brust betatscht.

Siegfried M. streitet auch das vehement ab. Die Vorwürfe seien "komplett gelogen". Der Prozess wird fortgesetzt. Das Gericht hat neun Termine festgelegt. Ein Urteil wird demnach am 30. Januar verkündet werden. M. gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig.

Lesen Sie auch: Musik-Professor wehrt sich gegen Sex-Vorwürfe

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