Sex-Tipps online nicht mehr verfügbar: Zensur bei Hugendubel?

MÜNCHEN - Kirchenkritische Bücher, Sex-Tipps und Ratgeber zur Homosexuellen-Ehe finden Kunden nicht mehr im Onlineshop. Dafür wird auf die Schriften von Papst Benedikt verwiesen.
Bayern und die katholische Kirche – diese enge Verquickung wird jetzt bei Hugendubel neu aufgelegt. Seit dem Relaunch des Online-Auftritts Ende 2010 sollen kritische Kirchenbücher nicht mehr bestellbar sein. Dies prangern Mitarbeiter jetzt im von der Gewerkschaft Verdi betriebenen Hugendubel-Blog an.
Schlimmer noch: Statt zu dem gesuchten kirchenkritischen Buch leitet einen der Hugendubel-Shop teilweise weiter zu Büchern von Papst Benedikt XVI. oder anderen kirchenkonformen Werken. Ähnlich läuft’s bei Titeln, die Kritik am Kapitalismus üben oder Sexpraktiken wie SM beschreiben. Der Vorwurf der Zensur wird laut – zumal Hugendubel fest mit dem streng katholischen Weltbildverlag verbandelt ist, der solche Bücher nicht führt.
Zensur schließt Hugendubel jedoch auf AZ-Anfrage hin aus: „Bei Hugendubel wird keine Zensur ausgeübt, es kann prinzipiell jeder lieferbare Titel bestellt werden“, sagt ein Sprecher. „Im Einzelfall behält sich Hugendubel jedoch vor, einzelne Titel nicht zu listen, zum Beispiel Nazi- oder Pädophilenliteratur.“ Man sei ein familienorientierter Laden und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Datenbank samt Suchfunktion wurde offenbar schlicht von Weltbild übernommen – und dieser Verlag schließt gemäß seines Weltbildes anscheinend kirchenkritische sowie Ratgeber zur gleichgeschlechtlichen Liebe aus. Doch der Zensurvorwurf zeigt bereits Wirkung: Einige Titel wurden nach der Kritik im Blog wieder in das Portal aufgenommen. akk