Seriendieb bei Hugendubel

Weil München "so teuer" ist: Ein Buchhändler (31) ordert Lexika und verkauft sie. Prozess wegen gewerblichen Diebstahls und Betrugs.
von  Torsten Huber
Buchhändler Michael K. (31) vor Gericht.
Buchhändler Michael K. (31) vor Gericht. © Torsten Huber

Weil München "so teuer" ist: Ein Buchhändler (31) ordert Lexika und verkauft sie.

München - Treuer Teddy-Blick, massiger Körper, sprachlich gewandt: Der Buchhändler Michael K. (31) macht einen seriösen Eindruck. Ein ganz anderes Bild hat sein ehemaliger Arbeitgeber Hugendubel von ihm. Den hat Michael K. beklaut. Es geht um Bücher im Wert von bis zu 40000 Euro. Das Motiv: Ihm war München zu teuer.

Der Buchhändler stand jetzt wegen gewerblichen Diebstahls und Betrugs vor einem Schöffengericht. „Es tut mir leid. Ich bin gerade dabei, den Schaden wiedergutzumachen“, entschuldigte sich der Angeklagte. Anfang 2008 arbeitete Michael K. bei Hugendubel in den Fünf Höfen.

Mit CD-Editionen von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ für insgesamt 180,80 Euro ging die Diebstahl-Serie los. Sein Trick: Über fiktive Kunden orderte er die Ware, deklarierte sie als bezahlt und ließ sie vom Warenlager direkt nach Hause oder zu Bekannten liefern.

„Niemand merkte zunächst etwas, weil bei Hugendubel eh so viel gestohlen wird“, behauptete Michael K. Darum wurde er immer dreister, bestellte mehrere Brockhaus-Enzyklopädien für 1871 Euro, Filme im teuren Blue-Ray-Format und Hörbuch-CDs. Über die Internet-Verkaufsseite Ebay veräußerte er das Diebesgut.

Die Lexika gingen für rund 1300 Euro weg. Über Ebay zockte er auch einige Bieter ab: Er ließ sich die Ware bezahlen, lieferte aber nicht. Ende 2009 flog seine Masche auf, weil eine seiner fingierten Bestellungen direkt in die Buchhandlung ging – und das führte zu internen Überprüfungen. „Ich hatte 1200 Euro netto im Monat und finanzielle Probleme, weil München so teuer ist.

Ich fühlte mich auch einsam, fand keine Freunde, als ich 2008 herzog. Ich habe viel Geld in den Diskotheken für Wodka ausgegeben“, so Michael K., der nach dem Fachabitur eine Ausbildung in der elterlichen Bücherei im Fichtelgebirge gemacht hat. Inzwischen trinkt er nicht mehr, hat einen neuen Job und ist frisch verliebt. Das Gericht gab ihm eine Chance: Zwei Jahre auf Bewährung und Wiedergutmachung des Schadens.

 

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