Serien-Einbrecher führten ein Doppelleben

Über 60 Einbrüche hat das Trio vom Balkan verübt. Die Männer arbeiteten fast so perfekt wie die Geheimagenten bei "Mission Imposible". Wie sie die Polizei trotzdem überführte. 
von  Ralph Hub
Mit diesem Kernbohrer schnitten sie ein Loch in den Tresor des AEZ.
Mit diesem Kernbohrer schnitten sie ein Loch in den Tresor des AEZ. © Polizei

München - Die Gangster arbeiteten wie Hollywood-Geheimagent „Ethan Hunt“. Und genau das wurde ihnen letztendlich zum Verhängnis. Nach 61 Einbrüchen mit einer halben Million Euro Beute landeten sie im Gefängnis.
Um ins Amper Einkaufszentrum (AEZ) in Planegg einzusteigen, wählten sie im Mai 2014 nicht den direkten Weg, sondern kamen über den ehemaligen OBI-Markt. Sie flexten den Lüftungsschacht auf und krochen samt ihrer Ausrüstung rüber ins AEZ.

Für den Kernbohrer, mit dem sie ein Loch in den Tresor des AEZ schnitten, hatten sie eine 100 Meter lange Kühlwasserleitung aus Gartenschläuchen gelegt. Der Diamantschneider fraß sich wie Butter durch die Wand des Panzerschranks.

Doch das Trio hatte Pech. Der Safe war leer. Die Geschäftsleitung hatte ihn kurz zuvor leer geräumt. Im März war bereits eingebrochen worden – der Bohrer hatte sich mangels Kühlung jedoch festgefressen.
Die Täter versuchten, nebenan den Kassenraum zu knacken. Doch dabei lösten sie Alarm aus. Sie mussten fliehen und ihre gesamte Ausrüstung zurücklassen.

Beim K 51, zuständig für Bandenkriminalität schaltete man sofort. Die Vorgehensweise in beiden Fällen war identisch. „Die Täter sind Profis und waren technisch top ausgerüstet, fast wie bei Mission Impossible“, sagt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Lutz.

Der Fahnder suchte nach weiteren Fällen und wurde fündig: Am Ende hatten er und seine Kollegen es mit einer Serie von 61 Einbrüche zu tun. Die Bande war seit 2013 im gesamten Stadtgebiet und dem Umland unterwegs. Auch in Miesbach, Gmund am Tegernsee, Freising und Lindau schlug die Bande zu.

In Trudering brachen sie bei einer Filiale von „Poco Domäne“ ein. Sie flexten ein Loch ins Dach. In einem Münchner Autohaus frästen sie sich durch die Wand und anschließend durch die Rückseite des Tresors. Bei einer Tankstelle kamen sie durch die Außenwand.

Im Oktober 2014 wurde das Trio erwischt. Der Kopf der Bande, ein Kosovare (49), hatte bereits wegen Einbruch etliche Jahre im Gefängnis gesessen. Nach einigen Jahren kam er auf Bewährung frei und wurde in seine alte Heimat abgeschoben. Schließlich kam er zurück nach München. Er lebte unauffällig mit Frau und Kind in München. Er fuhr einen 7er BMW und hatte 80 000 Euro daheim. Bis zu seiner Festnahme Ende 2014. Im Juli verurteilte ihn das Landgericht München zu acht Jahren.

Auch die Komplizen waren brave Familienväter. Einer fuhr einen Audi A 8, der andere einen Mercedes. Der Zweite im Team, ein 25-Jähriger, bekam fünf Jahre Gefängnis. Der dritte Mann (45) kam mit zwei Jahren auf Bewährung davon, weil er bei den Einbrüchen nur Schmiere gestanden hatte.

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