Seppi Schmid – keine Chance am Nockherberg

Das ist wohl die Höchststrafe: Die Autoren streichen Seppi Schmid, immerhin CSU-Kandidat für das Amt des Münchner Oberbürgermeisters, aus dem Singspiel beim Starkbieranstich. Wie der Verbannte darauf reagiert.
MÜNCHEN Im Grunde genommen gibt es nicht viel, was einem Politiker auf dem Nockherberg passieren kann. Okay, er kann derbleckt werden und dadurch dem Spott der gesamten Salvator-Gemeinde ausgesetzt sein. Doch wirklich schlimm ist eigentlich nur eins: Wenn er beim Starkbier-Anstich überhaupt keine Rolle spielt...
Eine Woche vor der Wahl
Genau so wird es heuer Münchens OB-Kandidaten Seppi Schmid gehen. Denn der CSU-Politiker, der das publikumswirksame Politiker-Treffen eine Woche vor der Wahl sicherlich ganz gerne zur eigenen Popularitätssteigerung genutzt hätte, wird zumindest beim traditionellem Singspiel keine Chance bekommen. „Es wäre aber auch zu viel der Ehre, wenn er eine Rolle gespielt hätte“, verriet Singspiel-Autor Holger Paetz der AZ, „da gibt es ganz andere politische Kaliber, die das verdient hätten.“
Paetz, der mit seinen Kabarett-Kollegen bereits seit vergangener Woche fleißig für die Veranstaltung am 21. Februar probt, ließ allerdings offen, ob Schmid zumindest im Text vorkommen würde: „Für einen eigenen Part auf der Bühne reicht seine politische Bedeutung aber nicht aus.“
In guter Gesellschaft
Der Verbannte nahm’s gestern gelassen: „Ich hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dabei zu sein“, sagte Schmid, der darauf hinwies, dass nicht einmal alle Mitglieder des bayerischen Kabinetts eine Rolle bekämen: „Stoff für die Autoren habe ich aber sicher genug geliefert.“
Immerhin widerfährt dem OB-Kandidat der CSU das gleiche Schicksal wie Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die Paetz und Co-Autor Uli Bauer heuer ebenfalls aus dem Programm gestrichen haben. Und auch für Europaminister Markus Söder – im vergangene Jahr brillant von Schauspieler Stephan Zinner in Szene gesetzt – wird’s eng: „Er ist zuletzt ganz schön abgetaucht“, sagt Paetz.
Huber und Beckstein "doch eher matte Gestalten"
Allerdings haben’s dem Singspiel-Autor, der rund zwei Monate an dem Stück geschrieben hat, auch die anderen politische Akteure nicht gerade leicht gemacht: „Huber und Beckstein geben leider wenig her“, kritisierte der Fachmann, „,das sind doch eher matte Gestalten.“
Deshalb sehnt sich Paetz auch ein wenig nach Becksteins Vorgänger zurück: „Stoiber war viel farbiger, da hatten wir es als Kabarettisten wesentlich einfacher.“ Der Ex-Ministerpräsident wird deshalb wohl auch heuer eine Rolle beim Singspiel spielen: „Er wird sich sicher melden“, sagte Regisseurin Eva Demmelhuber.
Geheimnis um das neue Duo
Eins steht allerdings schon jetzt fest: Nachdem das Singspiel in den vergangenen Jahren von dem Paar Stoiber/Huber dominiert wurde, haben die Organisatoren heuer ein neues Duo gefunden. Welches das ist, wird aber noch nicht verraten.
Daniel Aschoff