Sepp Schmid rät Seppi Schmid: "Nicht zum Kasperl machen"

Er hat’s schon geschafft: Ein Bürgermeister gibt seinem Namensvetter Wahlkampf-Tipps. Josef Schmid (49, parteilos) ist seit 2008 Bürgermeister des 2650-Einwohner-Orts Arrach in der Oberpfalz.
AZ: Herr Schmid – Seppi oder Josef?
JOSEF SCHMID: Sepp. So hieß ich schon immer – aber bitte nicht Seppi! So heißt man nur bis 18, dann verliert man die Glaubwürdigkeit. In der Stadt dagegen ist Josef vielleicht angebrachter.
Sie haben 2008 die Wahl mit 63 Prozent gewonnen – Ihr Münchner Namensvetter bekam damals nur 24 Prozent. Was ist Ihr Geheimnis?
Es war ja mein zweiter Anlauf. Beim ersten Versuch habe ich es relativ einfach angepackt, den Wahlkampf selbst gestaltet, so mehr schlecht als recht – und die Hauptarbeit habe ich selbst erledigt. Beim zweiten Mal haben wir das generalstabsmäßig geplant.
Also: Gute Vorbereitung.
Ja, und ein ehrlicher Umgang. Ich habe geschaut, dass ich keine Luftschlösser verspreche, sondern nur, was ich auch halten konnte. Ich habe sehr starken Bartwuchs und muss jeden Morgen beim Rasieren in den Spiegel schauen.
Das Ehrliche – wie setzen Sie das im Alltag um?
Ich bin für den Bürger immer erreichbar, auch samstags und sonntags. Wenn da einer Geburtstag hat, dann gratulier’ ich ihm halt. Da hat er ein Recht drauf. Und wenn einer meint, dass er ein wichtiges Problem hat, dann darf er am Wochenende auch zu mir kommen. Da opfere ich es eben dafür.
Ihr Privatleben...
...gibt’s seit dreieinhalb Jahren nicht mehr!
Stichwort Familie. Josef Schmid hat eine attraktive Frau und zwei Kinder. Kann er damit punkten?
Meine Frau hält sich total zurück, und ich habe immer versucht, die Familie rauszuhalten. Kinder auf Wahlplakaten, das mag ich nicht. Das hier ist Kommunalpolitik, da geht’s um die Sache! Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Frau Schmid ihr Konterfei auf Plakaten in der ganzen Stadt sehen will. Und wenn sie so gut ausschaut, tut mir Herr Schmid leid – weil er sie bald nicht mehr so oft sehen wird!
Josef Schmid ist Mitglied in sehr vielen Vereinen – wie viele Politiker. Wie schaut’s bei Ihnen aus?
Ich bin Mitglied bei den Schützen, im Fußballverein, bei den Eisstockschützen, bei der Reservisten-Kameradschaft, in zwei Trachtenvereinen und bei der Feuerwehr. Bestimmt habe ich ein oder zwei vergessen – ach ja, ich bin auch Vorsitzender meines eigenen Fördervereins, der ehrenamtliche Ersthelfer unterstützt. Die leisten hier Erste Hilfe, wenn was passiert. Der nächste Notarzt braucht 30 Minuten zu uns.
Josef Schmid sorgte 2007 für einen Skandal, als er Rot-Grün mit Läusen verglich. Wie wichtig ist Aggressivität im Wahlkampf?
Bei uns gibt es keine Parteipolitik. Da geht’s nur um die Sache. Klar gab’s im Wahlkampf auch Tacheles, ich wollte ja keinen Friedensnobelpreis gewinnen – aber wir konnten uns danach noch in die Augen schauen. Meine Mitbewerberin von damals ist jetzt Zweite Bürgermeisterin und ich komme sehr gut mit ihr aus. Sie ging damals von Haus zu Haus und sagte: „Wenn ihr mich nicht wählt, dann wählt’s wenigstens den Sepp!”
Haben Sie denn nicht jeden besucht?
Nein, ich putze keine Klinken, ich bettele nicht um Stimmen. Der Bürger weiß, wofür ich stehe. Wichtig ist, dass man sich treu bleibt, sich nicht verbiegt und sich vor allem nicht zum Kasperl macht. Wenn ich Herrn Ude mit Ferkel im Arm in der Zeitung sehe, das ist eine Lachnummer. Man sollte immer schön auf dem Boden bleiben.