Senioren-Wohnen im Prinz-Eugen-Park: "Kinder, öffnet euch allen Menschen"

Die Seniorenresidenz im Prinz-Eugen-Park hat eine bewegende Geschichte.
von  Hüseyin Ince
Charlotte Knobloch (2.v.r.) mit der Familie Zaidman. Gemeinsam legen sie den Grundstein der Residenz.
Charlotte Knobloch (2.v.r.) mit der Familie Zaidman. Gemeinsam legen sie den Grundstein der Residenz. © Daniel von Loeper

München - Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne ist eines der letzten Gebäude, das entsteht, ein Seniorenheim inklusive eines Kulturzentrums. Der Bau wurde zu einem großen Teil von der Familie Zaidman gespendet. Daher wird er auch den Namen "Zaidman Seniorenresidenz" tragen.

Ein Seniorenheim für Zeitzeugen

Zeitzeugen, Senioren, die das Leid des Nationalsozialismus durchlitten haben und Überlebende des Holocausts werden hier in etwa zwei Jahren einziehen. Aber nicht nur sie. Namensgeber wird Ghini Zaidman sein. Ein Münchner Jude, der vor fast zehn Jahren verstarb, dessen Ehefrau und drei Töchter jedoch in seinem Sinne weiterhin das jüdische Leben in München fördern. Und das friedliche Zusammenleben aller Münchner. "Das alles ist in seinem Sinne", sagte seine Ehefrau Brigitte Zaidman bei der Grundsteinlegung, bei der auch die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, Seite an Seite mit den Zaidmans stand.

Die Baustelle des Kulturzentrums und des neuen Seniorenheims.
Die Baustelle des Kulturzentrums und des neuen Seniorenheims. © Daniel von Loeper

"Kinder, öffnet euch den Menschen"

Brigitte Zaidman und ihre drei Töchter kämpften während der Zeremonie am 23. März mit den Tränen. Ihr Mann und Vater Ghini Zaidman, Jahrgang 1924, geboren im russischen Tiraspol, hat selbst großes Leid durchlebt. "Hungermärsche, Konzentrationslager, Nationalsozialismus. Trotz allem liebte er seine Heimat München", erzählt seine Frau Brigitte. Sein neues Leben baute er nach 1945 mühsam von Gauting aus auf. Seine Töchter sehen immer noch zu ihm auf, zu dessen menschlicher Größe. "Mein Vater war trotz des ganzen Leids nie verbittert. Er sagte immer: Kinder, öffnet euch den Menschen, dort, wo ihr lebt, egal woher sie stammen. Gebt jedem eine Chance", erzählen sie. Stets habe er an das Gute darin geglaubt, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben.

Auch nicht-jüdische Senioren können einziehen

Daher sei es auch selbstverständlich für die Familie, dass in der Zaidman-Seniorenresidenz auch nicht-jüdische Senioren eine neue Bleibe finden werden. 108 Pflegeplätze entstehen, dazu 28 Wohneinheiten für betreutes Wohnen und 19 Plätze in der Tagespflege. Die neue Seniorenresidenz wird irgendwann das Saul-Eisenberg-Seniorenheim in Schwabing ablösen. Dort sind nur etwa die Hälfte der Plätze verfügbar.

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