Senioren: Todesgefahr im Straßenverkehr

Jeden 3. Tag ist in München ein älterer Mensch in einen Unfall verwickelt. In den nächsten Jahren wird sich das Problem sogar verschärfen, schätzt die Polizei. Hier steht, warum Senioren verunglücken - und wie sie Unfälle vermeiden können.
von  Abendzeitung
Illustration
Illustration © AP

MÜNCHEN - Jeden 3. Tag ist in München ein älterer Mensch in einen Unfall verwickelt. In den nächsten Jahren wird sich das Problem sogar verschärfen, schätzt die Polizei. Hier steht, warum Senioren verunglücken - und wie sie Unfälle vermeiden können.

Er fiel tot vom Rad. Herzinfarkt. Am Dienstag, mitten auf der Hansjakobstraße. Er war 67.

Er schaltete versehentlich in den Vorwärtsgang – und raste mit seinem Geländewagen in eine Bäckerei in der Wasserburger Landstraße. Verletzte sechs Kunden. Das war am 27. September. Der Fahrer ist 66.

Sie sah die Tram nicht. Und wurde überfahren. Es war am 21. Oktober. Sie wurde 85 Jahre alt.

Immer mehr Senioren sterben auf Münchens Straßen

So geht das jeden dritten Tag: Die Zahl der Senioren, die im Münchner Straßenverkehr in Unfälle verwickelt sind, steigt und steigt. In den letzten zwei Monaten waren 18 Senioren über 65 Jahre in schwere Unfälle verwickelt. Das geht schon länger so. 2006 gab es 3140 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Senioren. 2007 waren es 3342. Dabei wurden rund 200 Menschen mehr verletzt. In knapp zwei von drei Fällen waren die Senioren schuld.

Jeder zweite Verkehrstote ist über 65

Die Zahl der Toten bei Unfällen, an denen ältere Menschen beteiligt sind, verdoppelte sich von 11 auf 21. Bis auf zwei waren alle Opfer Senioren. „Jeder zweite Unfalltote im Ballungsraum München ist über 65 Jahre“, sagt die Verkehrspolizei. In diesem Jahr sieht es nicht viel besser aus: Von Januar bis Juni starben bereits 11 Menschen – vier von ihnen waren über 65, drei von ihnen Fußgänger. Das passt: Laut Verkehrspolizei verunglücken 70 Prozent der Senioren zu Fuß.

Langfristig werden immer mehr Senioren verunglücken

Langfristig geht der Trend nach oben – in den nächsten Jahren werden immer mehr Senioren in Unfälle verwickelt sein. Mehr Verletze, mehr Tote. „Das wird zwangsläufig so weitergehen“, sagt Ferdinand Schmitz von der Münchner Verkehrsprävention der Polizei. „Immer mehr Menschen werden älter und gleichzeitig mobiler.“ Im Jahr 2030 werden Senioren über ein Drittel der Bevölkerung stellen, sagt Schmitz. Die Gefahr auf der Straße wächst. Jeden Tag.

Besonders gefährlich: Kreuzungen und Einmündungen

Für die meisten sind besonders komplexe Verkehrssituationen wie Kreuzungen oder Einmündungen schwer zu verarbeiten. Senioren bauen Unfälle, weil sie zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto die Vorfahrt missachten, meldet die Polizei. Oder weil sie falsch wenden, abbiegen oder ein- und ausparken – wie der Mann mit dem Geländewagen. „Viele dürften gar nicht Auto fahren“, sagt Ferdinand Schmitz. „Doch ihr Wagen ist für sie ein Stück Freiheit.“

Sicher im Verkehr - die Tipps der Polizei

Hören, Sehen, Reagieren: Lassen Sie Ihre Sinne regelmäßig von einem Arzt überprüfen! Hilfreich kann auch die Einschätzung Ihres Partners oder Ihrer Kinder sein!

Fußgänger leben gefährlich! Die meisten älteren Fußgänger verunglücken beim Überqueren der Straße an ungesicherten Stellen. Treten Sie nicht zwischen parkenden Fahrzeugen auf die Fahrbahn! Benutzen Sie eine Fußgängerfurt oder einen Zebrastreifen. Ein kleiner Umweg kann Ihr Leben retten! Schaltet die Fußgängerampel während des Überquerens auf Rot, setzen Sie zügig Ihren Weg fort! Rechnen Sie mit einem höheren Zeitaufwand zum Überschreiten der Fahrbahn. Betreten Sie die Fahrbahn nur bei Beginn der Grünphase!

Unterwegs als Radfahrer: Radfahren ist gesund und schont die Umwelt. Aber Radfahrer haben keine “Knautschzone”! Daher achten Sie auf Sichere Ausrüstung... Achten Sie auf funktionsfähige und zuverlässige Bremsen! Schützen Sie Ihren Kopf mit einem Fahrradhelm! Die meisten tödlich verunglückten Radfahrer hätten mit Helm überlebt! Transportieren Sie Ihre Einkäufe nicht am Lenker! ...und persönliche Fitness! Wie sicher beherrschen Sie Ihr Fahrrad, wenn´s eng wird? Wie gut können Sie das Gleichgewicht halten?

Die Toten Winkel: Wenngleich moderne Lkws und Busse über viele Außenspiegel verfügen, gibt es Bereiche, die der Fahrer nicht einsehen kann, die so genannten Toten Winkel (TW). Meiden Sie den Bereich unmittelbar vor und hinter, sowie neben dem Lkw oder Bus! Schauen Sie in den rechten Außenspiegel des Lkw/Bus: Sieht Sie der Fahrer? Wenn nicht, warten Sie besser! Achten Sie besonders auf Großfahrzeuge, die nach rechts abbiegen wollen!

Thomas Gautier

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.