Senioren tauschen Autoschlüssel gegen Busticket: Nicht in München

Viele Kommunen in Bayern machen Senioren ein Angebot, wenn die Unsicherheit hinterm Steuer immer größer wird: Sie können Bus und Bahn oftmals günstiger nutzen, um sich leichter vom Führerschein zu trennen. In München ist ein Tausch nicht möglich.
AZ/dpa |
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Die Landesseniorenvertretung Bayern betont, dass das ÖPNV-Angebot in der jeweiligen Region gut sein muss, um aufs Auto zu verzichten. (Symbolbild)
Die Landesseniorenvertretung Bayern betont, dass das ÖPNV-Angebot in der jeweiligen Region gut sein muss, um aufs Auto zu verzichten. (Symbolbild) © Marius Becker/dpa/Illustration

München - Busfahrkarte statt Autoschlüssel: In vielen bayerischen Kommunen können Seniorinnen und Senioren ihren Führerschein freiwillig zurückgeben - und bekommen dafür kostenlose Fahrkarten für Bus und Bahn. Die Kommunen haben nun eine positive Zwischenbilanz gezogen.

München: Abgabe des Führerscheins hat rechtlich keine Auswirkungen

Ausgerechnet in der Landeshauptstadt München ist der Tausch nicht möglich - und das, obwohl das Thema mehrfach diskutiert wurde, wie ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats erläuterte.

Die rechtliche Prüfung habe aber ergeben, dass eine Abgabe des Führerscheins eigentlich keine Auswirkungen hat - die Fahrerlaubnis bleibe trotzdem bestehen. Auch ein Verzicht ist demnach keine adäquate Lösung, da jeder, der freiwillig verzichtet, jederzeit eine neue Fahrerlaubnis beantragen kann.

Augsburg: Tausch bereits seit vier Jahren möglich

In Augsburg dagegen zeigt man sich zufrieden mit der Resonanz auf die seit vier Jahren bestehende Tauschaktion: "Vielen Senioren, die bereits seit einiger Zeit nicht mehr Pkw fahren oder unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden, bietet dieses kostenlose Abo einen Anreiz, sich für einen Verzicht auf die Fahrerlaubnis zu entscheiden", sagte Ordnungsreferent Frank Pintsch. Im Herbst ist der Umtausch jeweils möglich, die Kosten für die Abos teilen sich Stadtwerke und Kommune.

Fast 550 Ingolstädterinnen und Ingolstädter haben seit 2017 das Angebot genutzt, ihren Führerschein gegen eine ÖPNV-Jahreskarte zu tauschen, wie Sprecher Michael Klarner sagte.

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Auch in Landshut bekommen Ältere, die auf ihren Führerschein verzichten, ein Jahres-Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel angeboten. 2019 nutzten 71 Menschen dieses Angebot, 2020 und 2021 waren es je 26 Menschen - was aber nach Angaben der Stadt auf die Pandemie zurückzuführen ist. Die Menschen waren weniger mobil.

Die Stadt Kaufbeuren ermöglicht es Senioren seit 2017, beim freiwilligen Verzicht aufs Auto ein Jahr lang gratis den ÖPNV zu nutzen. "Die Erfahrungen bisher zeigen, dass das Angebot angenommen und genutzt wird", sagte Stadt-Sprecher Tobias Müller. Bereits seit sechs Jahren gibt es in Fürth für ältere Menschen die Möglichkeit, statt aufs Auto auf Bus und Bahn zu setzen - und dazu ÖPNV-Gutscheine zu bekommen.

Zwei Anläufe gab es in Bayreuth

Aus Würzburg heißt es: Jährlich geben etwa 20 Menschen ihren Führerschein freiwillig ab und bekommen im Gegenzug fünf Tageskarten und ein Wochenendticket für die öffentlichen Verkehrsmittel in der unterfränkischen Stadt.

Zwei Anläufe brauchte es in Bayreuth, um ein entsprechendes Angebot zu etablieren: Ein erstes Projekt sei vor einigen Jahren wegen mangelnder Nachfrage eingestellt worden, 2020 aber auf Anregung des Seniorenbeirats wiederbelebt worden, teilte eine Sprecherin mit. Inzwischen werde die Idee aber gut angenommen, hieß es weiter.

"Ohne gut funktionierenden ÖPNV bin ich auf das Auto angewiesen"

In Bayerns zweitgrößter Stadt Nürnberg wird die Aktion "Abo statt Führerschein" momentan geprüft, wie Katrin Kurr, Chefin des Ordnungsamts, mitteilte. Ebenso laufen im benachbarten Erlangen die Planungen für ein Tausch-Angebot.

Die Landesseniorenvertretung Bayern (LSVB) betonte, dass das ÖPNV-Angebot in der jeweiligen Region gut sein muss, um aufs Auto zu verzichten: "Ohne gut funktionierenden ÖPNV bin ich auf das Auto angewiesen", sagte ihr Vorsitzender Franz Wölfl. Die Vertretung werbe für eine Rückgabe des Führerscheins ab 70 - das Reaktionsvermögen lassen nach, aber auch der Umweltschutz spiele eine Rolle.

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15 Kommentare
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  • doket am 13.02.2022 10:25 Uhr / Bewertung:

    Regelmäßig die Fahrtauglichkeit zu prüfen und denen die nicht bestehen den Führerschein abzunehmen, wäre wohl zu einfach, oder?

  • BBk am 13.02.2022 08:51 Uhr / Bewertung:

    Wollte eigentlich auch mein Auto abgeben und MVV (Munchener Verteuerungs-Verbund) fahren aber das Toilettenpapier ist so sperrig und wir brauchen doch Vorräte wegen dem Krieg. Meine Eltern und mein Opa haben mir das ans Herz gelegt und ach ja ich bin nicht mehr so fit wie 1958…

  • Der wahre tscharlie am 12.02.2022 15:51 Uhr / Bewertung:

    "Auch ein Verzicht ist demnach keine adäquate Lösung, da jeder, der freiwillig verzichtet, jederzeit eine neue Fahrerlaubnis beantragen kann."

    Ha, das ist ja eine interessante Aussage grinsen Mein Kommentar hat zwar nur bedingt etwas mit dem Artikel zu tun, denn ich habe schon seit ewigen Zeiten die Plastik--Karte, aber die Aussage ist insofern interessant, als dass ich auch seit Jahrzehnten den 2er habe. Und den muß ich alle 5 Jahre neu beantragen.
    Aber beim letzten Mal hab ich nicht an den Ablauftermin gedacht und wollte ihn 3 Monate später beantragen. Geht nicht, wurde mir mitgeteilt. Ich müßte in die Fahrschule und wieder von vorne anfangen, quasi als hätte ich noch nie einen 2er gehabt. Und das nach jahrzehntelangem LKW-Fahren. grinsen Was ich mir damals dachte, behalte ich lieber für mich.

    Aber beim PKW-Schein geht das offensichtlich.

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