Senioren als Opfer: Enkeltrickbetrüger in München vor Gericht

Die Bande operiert von Polen aus. Mit ihren Tricks erbeuten die Betrüger 89.000 Euro. In München wird zwei von ihnen seit Montag der Prozess gemacht.
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Sie sollen mehrere Rentner um ihr Geld betrogen haben (r.): Die 23 und 29 Jahre alten Angeklagten.
Daniel von Loeper Sie sollen mehrere Rentner um ihr Geld betrogen haben (r.): Die 23 und 29 Jahre alten Angeklagten.

München - Drei Clans von Enkeltrickbetrügern aus Breslau, Posen und Danzig gingen der Polizei Ende vergangen Jahres ins Netz. Ein halbes Dutzend Täter wurde dabei in Polen, zwei mutmaßliche Betrüger in Deutschland festgesetzt. Einem Mann (29) und einer Frau (23) wird seit Montag in München der Prozess wegen gewerbsmäßigem Bandenbetrug gemacht. Sie waren am 2. Dezember 2015 in Polen festgenommen worden.

Den beiden wird vorgeworfen, mit dem Enkeltrick ältere Menschen um viel Geld gebracht zu haben. Die Bande soll von Polen aus in ganz Deutschland bei Teilnehmern angerufen haben, die sie aufgrund der Vornamen im Telefonbuch (beispielsweise Rudolf, August, Heinz, Thea, Waltraud, Elfriede oder Rosa) für älter und weniger wachsam hielten.

Münchner Seniorin (90) wird Opfer von Trickdiebstahl

In vielen Fällen scheiterten die betrügerischen Anrufer, aber in zwei, beziehungsweise drei Fällen hatten sie Erfolg und kassierten ihre Opfer ab. Die Beute soll laut Anklage insgesamt 89.000 Euro betragen haben. Beide schweigen.

Zwei Opfer der Enkeltrick-Bande leben in Dachau

Zwei Coups landete die Bande in Dachau. In einem Fall wurde von einem Breslauer Appartment, das der 29-Jährige angemietet hatte, am 18. November 2015 in der Wohnung einer 60-Jährigen angerufen. Ein Bandenmitglied gab sich als Sohn "Stefan" aus. Er brauche dringend Geld zum Ankauf einer Immobilie, erklärte der Anrufer seiner angeblichen Mutter. Die so getäuschte Frau hob 9.000 Euro von ihrem Sparbuch ab und übergab das Geld einem von ihrem "Sohn" beauftragten Geldboten.

Im zweiten Dachauer Fall gab sich ein weibliches Bandenmitglied als Arzthelferin des Hausarztes eines 83-Jährigen aus. Sie benötige dringend 17.000 Euro, ob er ihr helfen könne. Er konnte. Der Rentner hob tatsächlich 17.000 Euro von seinem Tagesgeldkonto ab und übergab es einem Geldboten der Bande.

Rentnerin (83) lässt Trickbetrüger abblitzen

Die Zahl der bekannt gewordenen Enkeltrickversuche ist in München nach den Festnahmeaktionen 2015 von 831 im Jahr 2015 auf Null in diesem Jahr gefallen, berichtet die Polizei im Mai. Insgesamt war im vergangenen Jahr allein in der bayerischen Landeshauptstadt ein Schaden von 600.000 Euro entstanden. Bundesweit haben die Fälle aber zugenommen.

"Rate mal, wer hier spricht": So läuft ein Enkeltrick-Betrug ab

Mit den Worten "Rate mal, wer hier spricht" oder ähnlichen Formulierungen melden sich die Betrüger per Telefon. Sie geben sich als Verwandte, Enkel oder auch als gute Bekannte aus und bitten um Bargeld – Opfer dieser Masche sind vor allem ältere Personen.

Enkeltrick: Tipps gegen Betrüger am Telefon

Als Grund wird oft eine Notsituation oder ein Immobilienkauf vorgetäuscht. Die Anrufer sind professionell geschult und setzen ihre Opfer psychisch unter Druck. Sie machen den Betroffenen eindringlich klar, dass das Geld sofort übergeben werden müsse und mit niemandem über den Vorfall gesprochen werden darf.

Der Prozess am Landgericht wird fortgesetzt. Die Kammer hat noch 14 weitere Termine angesetzt. Ein Urteil soll am 19. Januar 2017 gesprochen werden.

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